Protest gegen AfD-Veranstaltung: Mahnwache für Toleranz und Demokratie in Neunburg

Neunburg vorm Wald. Zu einer parteiübergreifenden Mahnwache kamen mehrere hundert Teilnehmer nach Neunburg, um gegen eine zeitgleich stattfindende Veranstaltung der AfD in der Neunburger Schwarzachtalhalle auf deren Vorplatz zu demonstrieren.

Die Redner und Organisatoren der Demo: Martin Birner (Zweiter von links), Margit Reichl (Dritte von links), Franz Schindler (Vierter von links), Gerhard Beck (Sechster von links), Jakob Scharf (Siebter von links) und Joachim Hanisch (Achter von links). Foto: Armin Schärtl

Redner unterschiedlicher politischer Couleur und der evangelische Ortsgeistliche plädierten dabei in eindringlichen Reden für Toleranz, Freiheit, Demokratie und gegen Hass.

Hetze, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung in der Gesellschaft

Die Zweite Bürgermeisterin und Versammlungsleiterin Margit Reichl begrüßte die zahlreichen Teilnehmer und gab die amtlich erlassenen Auflagen der Veranstaltung bekannt. „Brücken bauen statt Mauern errichten“, appellierte Bürgermeister Martin Birner (CSU). Er nahm gleich Bezug zur nebenan stattfindenden AFD-Veranstaltung und gab seiner Freude Ausdruck, dass Besucher aus dem gesamten Landkreis Schwandorf anwesend seien, um ein Zeichen zu setzen für eine offene, bunte und solidarische Gesellschaft. Er dankte den Organisatoren für die Vorbereitung der Veranstaltung.

„Extremismus in jeder Form bekämpfen“, stellte auch der Stellvertretende Landrat Jakob Scharf (CSU) klar. Er meinte, wer sich hier heute als Alternative zu profilieren versuche, sei in Wirklichkeit keine. Auch sei nicht jeder, der diese Partei wähle, ein Nazi. Anonyme Drohungen würden ihm keine Angst machen, schon gar nicht, wenn sie von „politischen Rattenfängern“ am rechten Rand vorgetragen würden.

Wehrhafte Demokratie

„Bunt statt völkisch, europäisch statt nationalistisch“, lautete der Appell des ehemaligen Landtagsabgeordneten Joachim Hanisch (FW). Er führte aus, dass Demokratie wehrhaft sein und immer wieder verteidigt werden müsse, schließlich sei die jetzige Demokratie bei allen Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten die beste Demokratie, die Deutschland je hatte.

„Bei Hitlers brennt noch Licht!“ Der ebenfalls ehemalige Landtagsabgeordnete Franz Schindler (SPD) rezitierte zu Beginn seiner Ausführungen dieses bedrückende Gedicht von Simon Pearce, das die aktuelle Situation sehr treffend beschreibe.

Die Tatsache, dass mehrere Abgeordnete der AFD in der Schwarzachtalhalle zugegen seien – unter anderen auch jemand, der am „Remigrations“-Treffen in Potsdam dabei war, nahm er zum Anlass, auf die Grundwerte des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung einzugehen und rief im Sinne Erich Kästners dazu auf, den „Schneeball zu zertreten, denn die Lawine hält keiner mehr auf!“

AfD nicht wählbar

Auch der evangelische Pfarrer Gerhard Beck positionierte sich klar: „… für mich als Pfarrer und Christ nicht wählbar!“ Beck nannte einige biblische Männer und Frauen, die allesamt im Grunde auch Migranten waren. Sogar Jesus musste als Kleinkind vor Herodes nach Ägypten fliehen. Er erntete großen Applaus, als er die anwesenden Bürgermeister und Stadträte aus Neunburg aufforderte, die Nutzungsordnung für die Schwarzachtalhalle dahingehend zu ändern, dass diese nicht mehr für vom Verfassungsschutz beobachtete Parteien zur Verfügung gestellt werden dürfe.

Die Veranstaltung wurde mit sehr eindringlichen Liedern und Texten von Stefanie Heelein und Jürgen Zach musikalisch begleitet.

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