„Schirmitz anno dazumal“ hat das Zeug zum Dauerbrenner

Schirmitz. Im Rahmen des 800-jährigen Gemeindejubiläums hatte der Kulturkreis zu einer Filmveranstaltung im Bürgersaal unter dem Motto „Schirmitz anno dazumal“ geladen. Wegen der vielen Voranmeldungen fanden eine Nachmittags- und eine Abendvorstellung statt, die beide bis auf den letzten Platz besetzt waren. Der Kulturkreis denkt nun über eine Wiederholung nach.

Erfreut zeigte sich Franz-Hermann Beckmann über den sehr guten Besuch. Die Zeitreise begann in den 50er Jahren. Foto: Reinhard Kreuzer

Franz-Hermann Beckmann freute sich als Leiter des Kulturkreises bei seiner Begrüßung über den Besucherandrang, der das große Interesse an der Heimatgeschichte zeige. Ein besonderer Gruß galt auch Bürgermeister Ernst Lenk, der sich in seinem Grußwort ebenfalls sehr erfreut über die Besucherzahl zeigte und zu weiteren Veranstaltungen im Rahmen des Gemeindejubiläums einlud.

Eine interessante Zeitreise

Für die Besucher begann die Zeitreise mit Altbürgermeister Karl Balk. Er führte durch den Abend. Die erste Station ging mit den Besuchern in einer 15-minütigen Diashow zunächst zurück in das Jahr 2017. Damals wurde die Gemeinde mit ihrem Motto „Stadtnah wohnen und auf dem Dorf leben“ aufgrund der positiven Entwicklung beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit einer Silbernen Medaille ausgezeichnet. Die Diashow, die mit Musik untermalt war, zeigte die vielen Vereinsaktivitäten im Jahresverlauf und Schirmitz von seinen schönsten Seiten. Bereits hier wurde deutlich, was sich alles in einem relativ kurzen Zeitraum bis heute ereignet und verändert hat.

Die Jakobskirche mit Kriegerdenkmal im Jahre 1958. Foto: Archiv
Die Jakobskirche mit Kriegerdenkmal im Jahre 1958. Foto: Archiv
Foto: Archiv
Foto: Archiv
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Bevor der Heimatfilm „Bei uns Zuhaus“ startete, gab Balk einige Informationen zur Entstehung dieses wertvollen Zeitdokuments. Der Film entstand 1958 im Rahmen von sich über mehrere Länder erstreckende Heimatfilm-Aktionen anlässlich des 35-jährigen Jubiläums des Männergesangsvereins „Frohsinn“. Es handelte sich dabei nicht um eine Studio-Produktion und es war damals auch nicht beabsichtigt ein Kunstprodukt zu schaffen.

Vieles entstand unbemerkt und es fehlten auch nicht einige humoristische Momente. Die meisten Szenen wurden ungeschnitten übernommen, da beabsichtigt war, die Einwohner und möglichst auch Vereine von damals für spätere Zeiten festzuhalten. Damit ist der Film am ehesten mit einem lebendigen Familienalbum zu vergleichen.

Wertvolles Zeugnis der Zeitgeschichte

In den zurückliegenden 65 Jahren hat sich Schirmitz gewaltig verändert. Die vorliegende Super-8-Fassung wurde 2022 im Auftrag der Gemeinde digitalisiert. Auf diese Weise konnte der Film, der durch Alterungseinflüsse gelitten hatte, erhalten und seine Qualität sogar noch verbessert werden. Den älteren Besuchern waren die Protagonisten größtenteils noch namentlich bekannt, mancher konnte sich sogar selbst noch in einer Szene entdecken. „Der Film aus dem Jahr 1958 zeigt die Menschen, wie sie damals lebten, arbeiteten und feierten. Damit ist er ein außerordentlich wertvolles Zeugnis der Zeitgeschichte“, sagte der Altbürgermeister.

Beginnend beim Umspannwerk im Süden, das 1954 errichtet worden war, führte der Film durch die Ortschaft. Schwester Roselina, die erste Kindergartenschwester, zeigte die Mädchen und Buben des Kindergartenjahrgangs 1958 bei der Abholung durch die Eltern. Schulkinder durften sich unter Aufsicht von Schulleiter Hans Stumpf und Lehrer Josef Schmid im Schulhof austoben.

Ländliche Idylle war angesagt beim Vieheintrieb oder bei der Fahrt mit dem Pferdefuhrwerk. Martin Fritsch, der 1987 als erster Schirmitzer seinen 100. Geburtstag feiern sollte, brachte gerade sein Vieh nach Hause. Auffallend waren die vielen Radfahrer und dass kaum Autos auf der Hauptstraße unterwegs waren.

Nostalgische Rückblende

Das „Hutzlerplatzl“, wo heute das Rathaus mit dem Bürgersaal steht, war noch unbebaut und gegenüber stand noch das gemeindliche Hüthaus. Am Damm stand ein alter Backofen. Interessant war auch die Tatsache, wie viele kleine Geschäfte damals im Ort existierten, und so konnte Bürgermeister Lenk erstmals seinen Großvater vor seinem Fahrradgeschäft in Aktion sehen.

Die Pfarrkirche Maria Königin befand sich 1958 noch im Rohbau, nachdem im September 1957 erst die Grundsteinlegung erfolgt war. Im November 1952 hatte Schirmitz erstmals eine Poststelle erhalten, die sich ab 1958 bis Weihnachten 2004 in den Räumlichkeiten der Familie Ansorge befand.

Zur Behebung der Wohnraumnot nach dem Krieg erfolgte 1952 der Bau der Wohnanlage („Block“) in der Sandstraße durch die Landeswohnungsfürsorge. Gegenüber war noch die Fläche des früheren Fußballplatzes zu sehen, der hier erst 1950 eingeweiht worden war. Da Ende der 1950er Jahre verstärkte Bautätigkeit einsetzte, wurde er 1958 westlich der Waldnaab, an den heutigen Standort verlegt.

Die Gebäude im Bereich „Siederfür“ waren inzwischen wieder aufgebaut und bewohnt, nachdem hier im April 1945 ein Fliegerangriff 15 ganz oder teilweise zerstörte Anwesen mit einer Toten und zwei Verletzten zur Folge gehabt hatte. Ein Festzug des Jubelvereins, an dem auch noch andere örtliche Vereine teilnahmen, bildete den Abschluss. Die Filmaufnahmen ermöglichten nochmals den Blick in viele Gesichter, die auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten das Leben im Ort gestalteten und prägten.

Zwischenkommentare eindeutig erwünscht

Da es sich bei dem Film um einen Stummfilm handelt, waren anders als bei einem Kinobesuch Kommentare der Besucher absolut erwünscht, weil damit auch deren Wissen mit einfließen und weitergegeben werden konnte. Davon wurde zum Teil ausgiebig Gebrauch gemacht. Besondere Heiterkeit löste es aus, wie sich einzelne Personen verhielten, wenn sie sich bei den Aufnahmen „ertappt“ oder als Filmstar fühlten.

Dem Schlussapplaus der Zuschauer war zu entnehmen, dass die Veranstaltung allen eine Menge Freude und Spaß bereitet hatte. Im Anschluss blieben viele noch bei einem Getränk und kleinen Imbiss, dabei wurden auch viele Erinnerungen und so manche Anekdote aus vergangenen Zeiten ausgetauscht. Weil die Nachfrage nach einer Wiederholung sehr rege ist, plant der Kulturkreis eine erneute Vorführung.

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