Schulleiter verteidigen ihre Sophie-Scholl-Realschule: „Ja, wir sind zeitgemäß“

Weiden. "Ja, die Sophie-Scholl-Realschule ist zeitgemäß", sagt Susanne Genser, Leiterin der Sophie-Scholl-Realschule in Weiden. Sie nimmt mit ihren Kollegen Georg Hammer und Alexander Lindner Stellung zur aktuellen Diskussion über den Sinn reiner Buben- und Mädchenschulen.

Mädchen beim gemeinsamen Lernen. Symbolbild: pixabay

Die ehemalige Stadtkämmerin Cornelia Taubmann hatte aufgrund sinkender Schülerzahlen das Elly-Heuss-Gymnasium infrage gestellt. Eine Sanierung sei teuer, zudem gebe es zwei weitere Gymnasien. In diesem Zug wurde die Frage nach dem Sinn reiner Buben- und Mädchenschulen gestellt, wie es sie in Weiden an den Scholl-Realschulen und eben im „Elly“ gibt.

„Die plakative Frage, ob Mädchenschulen noch zeitgemäß sind, ist immer sehr leicht in den Raum geworfen. Doch sollte man sich die Mühe machen, hinter die Kulissen zu blicken“, schreibt die Schulleitung der Sophie-Scholl-Realschule. Die Frage sei, wie es eine Schule – ganz egal, ob getrennt geschlechtlich oder koedukativ – schaffe, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und die ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen bestmöglich auf das Leben vorzubereiten.

„Sehr viele sehr gute Abschlussschnitte“

504 Mädchen besuchen derzeit die Mädchen-Realschule – Tendenz steigend. „Dass der getrennte Unterricht gut für die Leistungen ist, zeigt sich jedes Jahr aufs Neue.“ An der Sophie-Scholl-Realschule werden sehr viele deutlich über dem Durchschnitt liegende Abschlussschnitte erzielt. 98,9 Prozent der Abschlussschülerinnen haben seit 2016 die Prüfung bestanden, 33,1 Prozent mit einer 1 vor dem Komma und 43, 4 Prozent der Mädchen besuchten im Anschluss an die Sophie-Scholl-Realschule die FOS oder das Gymnasium.

„Die Nichtbestehensquote geht gegen Null und auch das Erreichen der nächsthöheren Jahrgangsstufe ist fast immer geschafft.“ Zudem sei man in Weiden in der guten Situation, dass die Mädchen getrennt von Jungs unterrichtet werden und lernen können, aber gemeinsam Pause haben und auch Aktionen miteinander gestalten wie die Mottowochen, den Rosenverkauf, den Tanzkurs, die Abschlussfahrten an die gleichen Orte und die wachsende Zusammenarbeit in der SMV mit gemeinsamen Spenden- und Faschingsaktionen.

Vorteil: keine Scheu in MINT-Fächern

Es gebe zahlreiche Vorteile – vor allem, wenn es um das Lernen klassischer Naturwissenschaften und Mathematik geht. Dass Mädchen sich in den Naturwissenschaften messbar weniger zutrauen, zeige eine Bildungsstudie der OECD. „Unsere Schülerinnen fühlen sich in naturwissenschaftlichen Fächern deutlich wohl.“ Die naturwissenschaftlichen Zweige seien in allen Jahrgangsstufen gut nachgefragt. An gemischten Schulen fänden sich gerade im naturwissenschaftlichen Zweig nur wenige bis gar keine Mädchen.

Dies liege auch an dem großen Engagement der Lehrkräfte, denn im Bereich MINT gibt es viele gut besuchte Angebote. Wahlfächer wie Technikgruppe, 3D-Druck, Schulgarten, aber auch Pausenversuche in Physik seien wahre „Magneten“. Für die jüngeren Mädchen werde Robotik, die „aufregende Nacht der Zahlen und Experimente“, Besuche an unserer Kooperationsschule der FOS in Weiden und vieles mehr angeboten. „Es gab noch nie ein Problem, einen der vier Zweige oder gar die Talentgruppe Kunst zu füllen.“

„Es wird viel weniger gezickt“

An der Schule herrsche eine gute Lernumgebung für die Mädchen. „Es wird viel weniger gezickt als in gemischten Schulen, denn der Grund für die meisten Zickereien ist nicht anwesend.“ Die Mädchen werden auf das Leben nach der Schule genauso vorbereitet wie an jeder anderen Schule. Alle unterlägen dem bayerischen Lehrplan mit dem gleichen Fächerkanon und den gleichen Anforderungen. Die Mädchen schreiben letztendlich die Abschlussprüfung wie alle anderen bayerischen Schülerinnen und Schüler der Realschulen.

Die Schulleitung führt viele weitere Beispiele an, wie sich die Sophie-Scholl-Realschule engagiere: Angebote zur beruflichen Orientierung, das Profilfach Sozialwesen, mintfreundliche Schule, Umweltschule, FairTrade School, gute gesunde Schule, Schule ohne Rassismus, Partnerschule Verbraucherbildung Plus, Stützpunktschule für Skilanglauf und neuerdings die Ernennung zur „KOMPASS Schule“ als eine von neun Realschulen in der Oberpfalz. Viele Schülerinnen kämen in der zweiten Generation. Fazit der Schulleiter: „Unser Konzept hat jahrelang überzeugt.“

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