Wo sich am Wochenende die Crème de la Crème der deutschen Whiskywelt trifft

Erbendorf. Das Steinwald-Städtchen ist am Wochenende Mekka für Liebhaber eines besonderen Getränks: Die Steinwald-Brennerei Schraml lädt zum "3. Festival des Deutschen Whiskys" ein.

Ein Prosit auf gutes Gelingen: Gregor Schraml (links) und Vertriebs-Repräsentant Michael Lackner. Foto: Udo Fürst

Eines vorweg: Der Autor dieser Zeilen ist kein Whisky-Kenner – noch nicht. Doch dazu später mehr. Wenn sich am Wochenende 29 Whisky-Brenner aus ganz Deutschland und noch weit mehr Liebhaber des goldbraunen Tranks zum Whisky-Festival auf dem Gelände der Brennerei Schraml treffen, wird dies natürlich ganz anders sein. Dann kommt zusammen, was zusammen gehört: Kenner und Genießer dieses einst als “Feuerwasser” verrufenen Getränks.

Seit 200 Jahren wird beim Schraml in Erbendorf Whisky gebrannt. Damit ist es die älteste Whisky-Brennerei in ganz Deutschland. “Stonewood” heißt der bayerische Whisky von Gregor Schraml. Ein edles Getränk, bei dem Getreide mit Wasser und Hefe vergoren, zu einem Brand destilliert und anschließend mindestens drei Jahre in Eichenfässern gelagert wird.

Wie entsteht Whisky?

“Einen vollkommenen Whisky zu destillieren, ist kein Geheimnis – es ist ein Mysterium!”, sagen Whisky-Brenner.

Ein klassischer Malt Whisky wird aus gemälztem Getreide gebrannt, das heißt, das Getreide wird zunächst eingeweicht, bevor man es keimen lässt. Danach wird das Getreide auf Darrböden (Kiln) mittels heißer Luft und manchmal auch (Torf-) Rauch getrocknet, wodurch der spätere Whiskey rauchige und/ oder torfige Aromen erhält. 

Das so entstandene Malz wird nun gemahlen, es entsteht eine Art Vollkornmehl, das „Grist“ genannt wird. Der „Grist“ wird dann mit heißem Wasser „ausgewaschen“, sodass eine weiße Flüssigkeit aus Wasser und der im Mehl enthaltenen Stärke entsteht. Diese als „Wort“ bezeichnete Flüssigkeit wird dann in den sogenannten „Washbacks“ mittels Hefen zu einer Art Bier vergoren. 

Für die Weiterverarbeitung wird dieser bierähnliche, schwache Alkohol („Wash“) meist zweimal destilliert. Dreimal destilliert wird meistens nur in Irland. Der auf diese Weise gewonnene Whiskey muss laut Gesetz mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern eingelagert werden. Nach diesem Reifeprozess wird er im Regelfall auf Trinkstärke verdünnt, kältefiltriert und abgefüllt.

Schon im 19. Jahrhundert begann Johann-Baptist Schraml, Kornbrände in alten Eichenholzfässern zu lagern und als „braunen Korn“ zu verkaufen. Der nordbayerische Whisky war geboren. Die Erfahrung über sechs Generationen hinweg, verbunden mit handwerklicher Brennkunst, der Einsatz regionaler Rohstoffe und das Selbstverständnis als Oberpfälzer machten den Stonewood-Whisky speziell. “Bayerisch eben”, sagt Gregor Schraml. “Nach unserer Heimat, dem Naturpark Steinwald, benannt, heißen unsere Whiskys allesamt Stonewood.”

Schraml lagert mittlerweile deutlich mehr Fässer ein, als er nach der Abfüllung in Flaschen verkauft. Als Whisky in Deutschland vor mehr als 30 Jahren immer mehr in Mode kam, war es umgekehrt, die Ware knapp. Bald schon wurde der Stonewood Whisky mit nationalen und internationalen Auszeichnungen überhäuft. Heute gehören Schramls Kreationen zum Besten und Begehrtesten, was es auf diesem Sektor zu kaufen gibt. Einst als karge, lediglich steinreiche Landschaft verschrien, hat Schramls Whisky dazu beigetragen, die Region bekanntzumachen.

Vertriebs-Repräsentant Michael Lackner im umgebauten Saal des früheren Kolping-Hauses, das Gregor Schraml zum Whisky-Paradies umbauen ließ. Foto: Udo Fürst
Vertriebs-Repräsentant Michael Lackner im umgebauten Saal des früheren Kolping-Hauses, das Gregor Schraml zum Whisky-Paradies umbauen ließ. Foto: Udo Fürst
Erbaut 1673: Das Kolpinghaus ist nach der Sajnierung nicht mehr wiederzuerkennen. Hier trifftr wsich Tradition mit Moderne. Foto: Udo Fürst
Erbaut 1673: Das Kolpinghaus ist nach der Sajnierung nicht mehr wiederzuerkennen. Hier trifftr wsich Tradition mit Moderne. Foto: Udo Fürst
Michael Lackner mit Vladimir Dus, der seit 40 Jahren als Destillateur und Betriebsschlosser für die Brennerei Schraml arbeitet.
Michael Lackner mit Vladimir Dus, der seit 40 Jahren als Destillateur und Betriebsschlosser für die Brennerei Schraml arbeitet. “Ich arbeite nur deshalb so lange, weil ich in Tschechien keinen Platz im Altersheim bekomme”, scherzt Dus. Foto: Udo Fürst
Gregor Schraml wirft einen prüfenden Blick in die Destille. Foto: Udo Fürst
Gregor Schraml wirft einen prüfenden Blick in die Destille. Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
 Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst

Johann-Baptist legte den Grundstein

1818 legte Johann-Baptist Schraml mit seiner Kornbrennerei in Erbendorf den Grundstein für eine nunmehr über 200-jährige Brennergeschichte der Familie, die sich seit sechs Generationen voller Leidenschaft, ausgeprägtem Pioniergeist und höchstem Anspruch der Brennkunst widmet. Und bereits vor über 100 Jahren hat sich die Familie dem Whisky verschrieben, was sie zur ältesten Whisky-Brennerei Deutschlands macht.

“Diese lange Whisky-Leidenschaft, verbunden mit dem bis heute überlieferten Know-how der Schraml-Generationen, findet sich in jeder Flasche Stonewood wieder. Und natürlich die Art und Weise, wie wir Whisky begreifen. Es ist das Korn unserer Heimat, das den unverwechselbaren Charakter und das Aroma eines Stonewood Whisky bestimmt. Und nur das Korn. Sehr puristisch”, beschreibt Gregor Schraml die Familiengeschichte.

Vier Whiskys im Angebot

Vier Whiskys hat die Brennerei Schraml im Angebot: Stonewood 1818, Stonewood Woaz, Stonewood Drà und Stonewood Smokey Monk. Und jeder der vier Bayern habe seinen eigenen Charakter, denen die nötige Zeit gebe, diesen bis zur Vollendung zu entwickeln. “So entstehen Persönlichkeiten”, schreibt Gregor Schraml auf der Homepage der Brennerei. Stark, ausdauernd, mild und vielfältig seien seine Whyskis.

Eine “Reifeprüfung”

Nun wird es ernst für den Autor, der seinen letzten Whisky vor circa 40 Jahren getrunken und damals keine guten Erfahrungen gemacht hat. Er hat gebrannt in Mund und Kehle, schmeckte rauchig und malzig. “Nie wieder, dachte ich mir und habe diesen Vorsatz bis heute durchgehalten. “Man darf Whisky nicht von vornherein verurteilen. Man kann nur falsch anfangen”, erklärt Gregor Schraml. Wenn man mit einer 55-prozentigen, rauchigen Sorte beginne, könne es nur schiefgehen. Er reicht einen fünf Jahre alten “Stonewood Drà” und beobachtet meine Reaktion. Erstaunlich süffig, überhaupt nicht unangenehm. Ich habe Blut, äh Whisky, geleckt.

Es folgt der sieben Jahre alte “Stonewood Woaz”, der Single Wheat Malt, der seinen Namen vom Weizen hat – und natürlich vom Steinwald, der urwüchsigen Mittelgebirgswelt am “Ende der alten Welt”. Bei diesem Whisky hat Schraml eine typisch bayerische Idee realisiert und ihn mit Weißbierhefe vergoren. Der Name „Woaz“ leitet sich vom bayerischen Wort für Weizen ab und Schraml hat für diesen Whisky die Goldmedaille bei den World Spirit Awards 2013 bekommen. War meine Neugier schon beim Drà geweckt, wird dieser Genuss jetzt schnell zur Begeisterung. Mild und elegant, mit einer leicht an Banane erinnernden Note rinnt der “Woaz” geschmeidig durch die Kehle. Ein prächtiges Gesöff, denke ich mir und sage das auch dem Destillateur. “Sag ich doch. Man muss nur mit dem richtigen Whisky anfangen”, schmunzelt der Fachmann und freut sich.

Von Freitag bis Sonntag trifft sich die deutsche Whisky-Welt in Erbendorf. Aber auch für “ganz normale” Gäste ist an diesem Wochenende viel geboten, wie das Programm des 3. Festivals des Deutschen Whiskys beweist. Foto: Udo Fürst

Nun, wenn sich am Wochenende die Crème de la Crème der Whiskywelt in Erbendorf trifft, wird ganz sicher einer dabei sein, der zwar noch nicht wirklich mitreden kann. Der aber immerhin versuchen wird, ganz langsam in diesen erlauchten Kreis einzutauchen.

* Diese Felder sind erforderlich.