„Sisters in Jazz“ in Weiden: Die weibliche Seite des Jazz

Weiden. Der Jazz-Zirkel in Weiden präsentiert am kommenden Samstag die „Sisters in Jazz“. Vor einer Künstlerin auf der Bühne sollte man nicht nur musikalisch Respekt haben: Sie ist mehrfache Karate-Meisterin.

Izabella Effenberg ist ein Bestandteil der „Sisters in Jazz“ und spielt unter anderem das Vibraphon. Bild: Holger Stiegler

Seit fast fünf Jahrzehnten sorgt der Jazz-Zirkel Weiden für außerordentliche Musikerlebnisse: Jazz-Größen, Newcomer – sie alle hatten in der Vergangenheit den Weg nach Weiden gefunden. Und doch gibt es am kommenden Samstag, den 9. April um 20 Uhr ein ganz besonderes Konzertangebot, das so noch nicht in Weiden erlebt werden konnte.

Zum ersten Mal rein weibliche Formation

„Frauen im Jazz – das ist, abgesehen von Sängerinnen, immer noch nicht die Regel. Umso mehr freuen wir uns, dass wir zum ersten Mal eine rein weiblich besetzte Formation präsentieren können“, so Dr. Reinhard Roth, Vorsitzender des Jazz-Zirkels, im Gespräch mit dem OberpfalzECHO. Auf der Bühne im Bistrot Paris stehen mit den „Sisters in Jazz“ fünf Instrumentalistinnen, die mit ihrer Musik verschiedene Stilrichtungen des Jazz vereinen.

Silbermedaille in Karate

Eine von ihnen ist die Polin Izabella Effenberg, die in Nürnberg lebt und unter anderem das Vibraphon spielt. Heute ist sie ein Jazz-Profi, früher war sie achtmal polnische Meisterin im Karate und gewann 1999 sogar die Silbermedaille bei den Europameisterschaften. Was verbindet Jazz und Karate? „Ich denke, es ist die Disziplin, die man für beides braucht. Jeden Tag muss man weitermachen und sich weiterentwickeln – da sind sich der Sport und die Musik ziemlich ähnlich“, erzählt Effenberg im Gespräch mit dem OberpfalzECHO. Mit dem ehemaligen Fußballspieler Stefan Effenberg ist sie übrigens nicht verwandt.

Vor ihrer musikalischen Karriere sorgte Effenberg als Karate-Meisterin für Furore. Bild: Holger Stiegler

Die „Sisters in Jazz“ gibt es seit 2015, ins Leben gerufen wurde die Formation beim berühmten Ystad Jazz- Festival in Schweden von der Saxophonistin Nicole Johänntgen. „Wir haben keine feste Besetzung, wir sind vielmehr eine Art Netzwerkgruppe mit vielen internationalen Künstlerinnen. Unser Pool ist recht groß“, so Effenberg, die seit Beginn dabei ist. Die Besetzungen können sich dementsprechend immer wieder mal ändern, da die beteiligten Musikerinnen natürlich auch solistisch oder in anderen Formationen unterwegs sind.

„Ich hatte mich in den Klang verliebt“

Das Vibraphon ist eines der klassischen Instrumente im Jazz: Mit 14 Jahren hat Effenberg begonnen, darauf zu spielen. „Ich wollte das schon immer spielen, ich hatte mich in den Klang verliebt“, erinnert sich die Musikerin, die erst mit Klavier begonnen und dann mit Schlagzeug weitergemacht hatte. Auch beim Vibraphon ist sie nicht stehen geblieben. Die 44-Jährige versteht sich heute als Multiinstrumentalistin und lässt auch gerne die Glasharfe, die Marimba, die Array Mbira oder die Steeldrum erklingen. „Das hat sich Schritt für Schritt bei mir entwickelt und ich wende es auch in verschiedenen Projekten an“, so Effenberg. Mit welchem Instrumentarium sie nach Weiden anreist, kann sie noch nicht sagen: „Es hängt davon ab, was wir alles im Auto unterbringen.“

Weg für Frauen immer noch abenteuerlich

Als „exotisch“ würde sie eine rein weibliche Formation nicht bezeichnen. „Da hat sich schon einiges getan in den letzten Jahren“, sagt sie. Dessen ungeachtet sei der Weg für Frauen im Jazz immer noch etwas abenteuerlich. Es sei schon auffallend, dass viele Jazz-Musikerinnen oftmals auch Band-Leaderinnen seien und eben ihr „eigenes Ding“ machen. Dies hänge auch damit zusammen, dass man als Frau nicht immer in die „Kumpel-Netzwerke“ der Jazz-Männer passe. „Umso wichtiger sind starke Frauen-Netzwerke wie die Sisters in Jazz“, so Effenberg.

Nach Weiden kommen die Musikerinnen mit eigenen Stücken, jede ist auch als Komponistin tätig. Sie verbinden Einflüsse des mitteleuropäischen, skandinavischen und japanischen Jazz und überschreiten somit alle möglichen Genres und Ländergrenzen. „Auch die eigene Musik entdeckt man durch den Gruppensound immer wieder neu“, sagt Effenberg. Man darf also gespannt sein.

Weitere Informationen und Tickets für das Konzert gibt es auf der Webseite des Jazz-Zirkels Weiden.

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