SpVgg SV Weiden überlässt auf dem Weg in die Bayernliga nichts dem Zufall
Weiden. Eitel Sonnenschein bei der SpVgg SV: Der souveräne Tabellenführer der Landesliga feierte am Freitag einen souveränen 4:0-Sieg gegen Roding und nach dem Spiel gab der Verein die Vertragsverlängerung mit zwei wichtigen Spielern bekannt. Im Interview sprechen Trainer Michael Riester und Sportdirektor Rüdiger Hügel über die bisherige Saison und die Zukunftsaussichten des Vereins.
Am letzten Spieltag des Jahres bejubelte der Landesliga-Spitzenreiter SpVgg SV Weiden nicht nur einen souveränen 4:0-Sieg gegen den TB Roding, sondern vermeldete auch die längerfristige Zusammenarbeit mit zwei wichtigen Stützen des Teams: Sowohl der studienbedingt von Berlin nach Weiden gezogene Igli Cami als auch Kapitän Mauricio Göhlert haben ihre Verträge verlängert. Weidens Sportdirektor Rüdiger Hügel freute sich über das Engagement der zwei Spieler über die Saison 2023/24 hinaus und zeigte sich zuversichtlich, in den kommenden Tagen weitere Spieler länger binden zu können.
“In Weiden ist Druck normal”
Im folgenden Interview sprechen Trainer Michael Riester und Rüdiger Hügel über die Gründe des derzeit tollen Laufs mit elf Siegen in Serie und über die weiteren Planungen des Vereins.
Herr Riester, Sie haben die Mannschaft in der vergangenen Winterpause übernommen und sind mit ihr nach einer nervenaufreibenden Relegation aus der Bayernliga abgestiegen.
Jetzt ist die neu formierte Mannschaft souveräner Tabellenführer in der Landesliga. Was ist das Erfolgsrezept?
Michael Riester: Der Druck in Weiden ist omnipräsent, das muss Dir bewusst sein. Eine völlige Zufriedenheit hier ist, egal in welcher Liga, nie wirklich vorhanden. Erst recht nicht, wenn wir nicht in der Bayernliga spielen. Ich bin jetzt seit über 25 Jahren in diesem Verein und sehe das als normal an. Ich habe selbst die DNA, sich mit nichts zufriedenzugeben und immer das Optimum rauszuholen. Daher verspüre ich seit meinem Amtsantritt keinen Druck. Mich treibt der Ehrgeiz und der Stolz an, den Verein unter den gegebenen Möglichkeiten in die bestmögliche Position zu bringen. Man darf nicht vergessen, selbst wenn wir aufsteigen, sind wir erst in der vierten Liga.
Herr Hügel, Sie haben in einer sportlich schwierigen Zeit den Posten des Sportdirektors übernommen. Wie lautet Ihr Fazit nach den eineinhalb Jahren?
Rüdiger Hügel: Die kurzfristigen Änderungen sämtlicher sportlicher Kompetenzen im Sommer 2022 in der Vorbereitung auf eine schwere Bayernligasaison war schon etwas Besonderes. Nichtsdestotrotz war mir die Situation bewusst. Das Bayernligajahr war lehrreich und der Abstieg jetzt abgehakt. Die Planungen für die Landesligasaison begann mehr oder weniger schon in der Winterpause vor einem Jahr. Wir mussten unsere Spieler und auch eventuelle Neuzugänge von uns und der Möglichkeit in zwei Ligen überzeugen. Dass nach einem Abstieg der sofortige Wiederaufstieg kein Selbstläufer ist, bestätigen die derzeitigen Tabellenplätze der Bayernliga-Mitabsteiger in den jeweiligen Landesligen. Von daher kann ich ein absolut positives Fazit ziehen.
Die Mannschaft hat jetzt elf Spiele in Folge gewonnen. Was hat sich ab dem 2:1-Sieg in Hauzenberg Ende September verändert? Die Mannschaft wirkte bis zu diesem Zeitpunkt einige Male blutleer und ideenlos.
Michael Riester: Wir waren uns vor der Saison alle einig, einen Umbruch mit neuen und jungen Spielern zu starten. Man darf diesen Weg auch dann nicht verlassen, wenn man das eine oder andere Spiel mal verliert. Man muss den Spielern auch Niederlagen zugestehen, daraus die Lehren ziehen und an Fehlern arbeiten. Ich denke, das war der entscheidende Punkt. Ohne die schwachen Auftritte wären wir jetzt nicht da, wo wir stehen. Wir haben eine Mannschaft zusammengestellt, die 90 Minuten intensiv mit viel Aufwand arbeitet und die auch körperlich topfit ist. Im Hinblick auf diesen Prozess hatte ich von Anfang an um Geduld gebeten.
Trainer, Mannschaft und Betreuer gehen jetzt in die Winterpause. Für einen sportlichen Leiter gilt das nicht, jetzt kommt die Zeit, die Weichen für die kommende Spielzeit oder länger zu stellen. Wie sieht ihre Hauptaufgabe aus?
Rüdiger Hügel: Ich spreche in der Winterpause mit allen Kaderspielern. Zudem gilt es, ein Hauptaugenmerk auf unseren U 19-Jahrgang zu richten. Dieses Team spielt eine tolle Saison in der Landesliga und dort kicken ähnlich große Talente wie Stefan Pühler, Tobias Gerber oder Lukas Bauer, die wir schon im vergangenen Jahr nach oben gezogen haben. Außerden gibt es auch in anderen Vereinen aus der Region interessante Fußballer, denen wir den Sprung in unsere erste Mannschaft zutrauen. Aber wir betreiben einen enormen Aufwand mit unseren Jugendteams, da wäre es ungeschickt, den Fokus ausschließlich auf andere Spieler zu richten. Wenngleich wir natürlich im Falle des Aufstiegs den einen oder anderen Akteur mit Bayernligaerfahrung brauchen.
Mit Igli Cami und Mauricio Göhlert hat der Verein vorzeitig mit zwei absoluten Leistungsträgern eine Zusammenarbeit über die Saison hinaus fixiert. Was überzeugt den Trainer Riester bei diesen Akteuren?
Michael Riester: Mauricio und Igli sind nicht nur hervorragende Fußballer, sondern auch sehr starke Persönlichkeiten, die meine Philosophie und die des Vereins in die Mannschaft weitertragen. Es ist wichtig, unseren Weg mit Jugendspielern aus dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) unabhängig von der Ligazugehörigkeit weiterzugehen. Für die gute Entwicklung brauchen die jungen Spieler aber Vorbilder und erfahrene Stützen, an denen sie sich orientieren können.
Am derzeitigen Tabellenstand von Fortuna Regensburg in der Bayernliga, die die Landesliga in der vergangenen Saison klar dominierten, kann man die Ausgeglichenheit der Bayernliga und deren Qualität erkennen. Wie will die SpVgg SV die Herausforderung Bayernliga erfolgreicher gestalten als in der Saison 2022/2023?
Rüdiger Hügel: Es war für mich schon überraschend, wie schwer sich vermeintlich starke Teams in der Bayernliga tun. Das unterstreicht, dass diese Liga in diesem Jahr auch durch die neuen Vereine aus dem Süden noch ausgeglichener ist. Die Bayernliga ist und bleibt für die SpVgg SV Weiden eine riesengroße sportliche, aber auch finanzielle Herausforderung. Es gilt, als Verein noch enger zusammenzurücken und die richtigen Schlüsse in der Personal- und Kaderplanung zu ziehen. Mit dem Teamgeist, den uns die Mannschaft derzeit vorlebt, und einer klaren Hierarchie in der Mannschaft mit starken Leistungsträgern können wir eine etwas geringere Qualität auf der einen oder anderen Position kompensieren.
Wie schätzt man im Verein den derzeitigen Kader im Hinblick auf einen Wiederaufstieg ein? Wäre man besser auf die Bayernliga vorbereitet als zuletzt und an welchen Stellschrauben gibt es noch Handlungsbedarf?
Michael Riester: Mit unserer Kaderzusammenstellung bin ich mehr als zufrieden. Wir haben eine charakterstarke, ausgeglichene und extrem homogene Truppe. Natürlich braucht man in der Bayernliga, wobei der Weg dorthin noch ein weiter ist, eine gewisse Beständigkeit. Dafür benötigen wir weitere Erfahrung und Stabilität, weil die Bayernliga nochmal eine ganz andere Nummer als die Landesliga ist.
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