SSV Jahn in der Dritten Liga: Ziege meckert Regensburg zum Dreier bei Erzgebirge Aue

Aue. Allzu oft durfte der SSV Jahn gegen den dreifachen DDR-Meister, Pokalsieger und Europa-Pokalteilnehmer bisher nicht jubeln. Am Sonntagabend gelingt Regensburg mit konzentriertem Pressing ein verdienter Auswärtssieg bei Erzgebirge Aue – zum ersten Mal meckert die Ziege!

Rasim Bulic (links) und Bene Saller bedanken sich beim bärenstarken Jahn-Keeper Felix Gebhardt. Foto: jrh

Ein wenig hätte man ja befürchten können, dass dem SSV Jahn noch die Pech-Pleite gegen den SV Sandhausen in den Trikots hängt. Aber Regensburg macht im Erzgebirge da weiter, wo der SSV gegen den Mitabsteiger aufgehört hatte: Mit konsequentem Pressing, das Aue die Luft zum Atmen nimmt.

Die Veilchen kommen deshalb kaum zu nennenswerten Torchancen. Regensburg braucht selbst eine gute Viertelstunde, bis die Rot-Weißen aus den gewonnenen Zweikämpfen Funken schlagen und den Ball gefährlich vors Tor von Aue-Kapitän Martin Männel drapieren – vor allem Agyemang Diawusie und Noah Ganaus kombinieren sich einige Mal prima in den Strafraum, verhaspeln sich aber kurz vor Torschuss.

Felix Gebhardts Monsterparade

Auf der anderen Seite gelingt es den Sachsen eine Minute vor dem Halbzeitpfiff zum ersten Mal, die Regensburger Abwehr zu überspielen – den langen langer Ball von Nico Vukanic verpasst der ansonsten tadellose Louis Breunig um eine Haarspitze, Maximilian Thiel kommt am Fünfer zum Köpfen, U21-Nationalkeeper Felix Gebhardt dreht die Kugel mit Monsterparade um den Pfosten (44.).

In der zweiten Hälfte übernehmen die Oberpfälzer endgültig die Bergmannsschlegel, Ganaus gazellt sich an drei Schachtwerksleuten vorbei und hämmert die Kugel aus 14 Metern an den Pfosten – Megaglück für Männel, der auch ohne Pattex reglos auf der Linie klebt (48.). Aue müht sich zwar um einen geregelten Spielaufbau oder auch mal um einen schnellen Vorstoß – aber die Regensburger Abwehr beginnt fast pausenlos am gegnerischen Strafraum.

Geipl und Bulic wie die Hyänen

Und spätestens am Mittelkreis beißen sich Andi Geipl oder Rasim Bulic wie Hyänen an den Veilchen fest. In der Summe zeigt Regensburg in Hälfte zwei noch eine Steigerung zum Sandhausen-Spiel in puncto Konsequenz. Die Folge: Häufige Balleroberungen entnerven die Auer ein ums andere Mal, Konrad Fabers Dynamik über rechts und Oskar Schönfelders feine Technik über links hätten schon früher zur Führung führen können, würde auch noch der letzte Pass passen.

So braucht der SSV die siebte Ecke und den eingewechselten Standard-Spezialisten Dominik Kother, damit Robin Ziegele im Gewühl zum 0:1 (74.) einköpft – die Choreo für den ersten Treffer für Regensburg und seinen zweiten in der 3. Liga hat die gebürtige Wolfsburger Ziege von langer Hand geplant: eine Rutschpartie gen Tribüne mit den Fingern am fingierten Ziegenbart!

Der elegante Jahn-Riese Noah Ganaus hämmert die Kugel an den Auer Pfosten. Foto: jrh

Fünf Minuten leichtes Zittern

Erst in der fünfminütigen Verlängerung muss Regensburg dann doch noch ein wenig um den verdienten Dreier zittern – da hätte der eingewechselte Eric Hottmann den Ball öfters mal besser an der Eckfahne festgemacht, statt sich auf den Hosenboden zu setzen und auf den Pfiff des souveränen Robert Kampka zu hoffen. Deshalb bekommt der Jahn die Kugel minutenlang nicht mehr aus der eigenen Hälfte und Luc Thomas Elsner den letzten Schuss auf den Kasten: Und wie kurz vor der Pause pariert auch diesen abgefälschten Schuss aus 20 Metern der neue Torwartgott im Jahn-Trikot (95.).

Bei der bienenfleißigen, aber etwas ideenlosen Heimmannschaft sticht Marvin Stefaniak mit dem Versuch heraus, Bälle umsichtig zu verteilen – allein, es fehlen Anspielstationen und Lücken, in die Auer Sturmspitzen stoßen könnten. Bei Regensburg fällt aus einem geschlossenen Kollektiv keiner so recht aus dem Rahmen. Was Hoffnung macht: Bei diesem Talentschuppen ist auch die Handschrift von Sportchef Achim Beierlorzer zu erkennen – wenn der mal vollentwickelt ist, sollte man die jungen Pferde am besten anbinden, bevor sie wieder in alle Winde zerstreut werden.

Die Handschrift von Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer beim Kader-Talentschuppen der Regensburger ist klar zu erkennen. Foto: jrh

Enochs: „Felix nicht ohne Grund U21-National-Keeper“

Aue-Trainer Pavel Dotchev, der sich ob des zehn Sekunden verfrühten Abpfiffs noch richtig echauffieren kann, gibt nach dem Spiel zu: „Wir haben wenig Mittel gefunden, Regensburg hat das sehr gut verteidigt, fast Angriffspressing gemacht.“ Man habe es nicht geschafft, die erste Pressinglinie sauber zu überspielen. „Und wenn, dann verpuffte es.“ Ein Geduldsspiel sei das gewesen: „Wir haben das Quäntchen Glück wieder nicht gehabt.“

Jahn-Coach Joe Enochs wusste schon vor dem Spiel: „Kleinigkeiten werden dieses Spiel auf Augenhöhe entscheiden.“ So kam es dann auch. „Insgesamt sind wir in den ersten 20 Minuten schlecht ins Spiel gekommen, danach waren wir meiner Meinung die bessere Mannschaft.“ Sonderlob gibt es für Keeper Gebhardt: „Felix ist nicht ohne Grund U21-Nationalkeeper.“ Er sei aber mit der gesamten Mannschaft sehr zufrieden. „Wir wollen Punkte sammeln, damit wir uns festsetzen.“ Nächste Gelegenheit dazu: Am Mittwoch, 19 Uhr, gegen Waldhof Mannheim.

Respekt für die Fans von Erzgebirge Aue: Applaus für den Einsatz auch nach der Niederlage. Foto: jrh

Erzgebirge Aue gegen SSV Jahn im Schnelldurchlauf

  • Erste Torannäherung für Aue: Marvin Stefaniaks abgefälschter Schuss aus 20 Metern ist kein Thema für Keeper Felix Gebhardt (10).
  • Noah Ganaus kann zwei starke Vorlagen von Agyemang Diawusie für den Jahn (25. und 27.) nicht verwerten.
  • Andi Geipel wartet nach einem Ausschuss-Bock von Martin Männel eine Spur zu lang und haut das Ding dann überhastet über die Querlatte (30.).
  • Bene Saller stellt sich an der Grundlinie geschickt vor Borys Tashchy, der nur noch ins Aus köpfen kann (38.).
  • Felix Gebhardt reagiert mit Monsterparade bei Maximilian Thiels Kopfball vom Fünfer nach Nico Vukancics Chip, den Louis Breunig noch mit den Haarspitzen berührt (44.).
  • Noah Ganaus gleitet durch Aues Strafraum und hämmert die Kugel aus 14 Metern an den Pfosten (48.). Der elegante Riese hat in der Folge weitere kleine Chancen, die er nicht verwerten kann (64., 68.).
  • Dominik Kothers Ecke drückt Robin Ziegele aus dem Gewühl heraus mit Kopfball-Aufsetzer über die Linie, 0:1 (74.).
  • Der eingewechselte Omar Sijaric versucht’s zu kompliziert mit Außenrist aus elf Metern, Joker Luc Thomas Elsners Verzweiflungsschuss dreht Keeper Gebhardt um den Pfosten (95.).

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