Dritte Liga: SSV Jahn ermauert Punkt in Essen und bleibt Dritter

Essen. Bei einem vor allem in der ersten Hälfte Bergmann-starken Rot-Weiß Essen verteidigt der SSV Jahn Regensburg mit hoher Laufbereitschaft, aber kaum offensiver Entlastung ein 0:0. Glück für die Gäste: Der junge Schiri zeigt Souveränität und nimmt auf Zuruf des Linienrichters einen Elfer zurück.

Jahn-Coach lobt seine Regensburger Spieler für das harte Stück Arbeit bei Rot-Weiß Essen. Foto: jrh

Es ist ja immer schwer zu sagen: War Rot-Weiß Essen auf neuem Rasen in der Hafenstraße und bei anfangs 30 Grad Hitze so stark? Oder waren die Regensburger von der frenetischen Kulisse von 17.000 Zuschauern so eingeschüchtert oder von den ungewohnt grüngrauen Trikots so irritiert, dass sie kaum Konstruktives zustande brachten?

Letzteres kann man für die meisten Jahn-Spieler ausschließen, schließlich hat der Zweitliga-Absteiger auch schon andere Kultstätten gemeistert. Eines kann man aber heute neidlos anerkennen: Mit dem zugegeben noch bescheidenen Überblick nach sechs Spieltagen überzeugt RWE heute als das bislang bestens eingespielte, variabelste Team, das vor allem in der ersten Halbzeit kaum Fehler produzierte.

Im Dickicht Regensburger Verteidigerbeine

Die Folge: Die Oberpfälzer, die zu Beginn durchaus ihr bewährtes Pressing am gegnerischen Strafraum versuchen, bekommen kaum ein Bein zwischen Gegner und Ball. Regensburgs engagierte 7, Oscar Schönfelder, muss deshalb hauptsächlich nach hinten arbeiten, kann selten konstruktiv am Spielaufbau teilnehmen und riskiert nach einer Gelben und einem taktischen Foul sogar einen Platzverweis.

So ist es dem tadellosen Jahn-Keeper Felix Gebhardt mit einer Glanzparade (10.) und vielen antizipierten Aktionen, dem Abwehrtank Florian Ballas mit Größe und Übersicht, sowie der gesamten, vielbeinigen Abwehr zu verdanken, dass sich die spielfreudigen Essener spätestens im Strafraum im Dickicht der Regensburger Verteidiger verheddern und deshalb trotz Spielwitz nur zu wenig ganz klaren Chancen kommen.

Jahn-Kapitän Andi Geipl treibt seine Team-Kollegen zum Widerstand beim starken Rot-Weiß Essen. Foto: jrh

Joe Enochs: RWE klar feldüberlegen“

Jahn-Cheftrainer Joe Enochs ist nach dem Spiel denn auch mit dem Ergebnis, nicht so sehr mit der Spielweise einverstanden. „Wir hatten keine Klarheit bei unseren Aktionen nach vorne, RWE war klar feldüberlegen.“ Aufgrund der fehlenden Entlastung habe man mit enormem Aufwand dagegenhalten müssen. „So können wir nicht immer spielen“, stellt er fest. „Den Auswärtspunkt nehmen wir mit, scheißegal.“ Immerhin resultattechnisch eine Steigerung gegenüber dem bisher einzigen Vergleich beider Teams im Pokal 1952 – damals gewann eine mit Stars gespickte Pott-Elf glatt mit 5:0.

So in etwa hätte sich RWE-Trainer Christoph Dabrowski wohl auch die Anzeigentafel nach dem heutigen Abnutzungskampf vorgestellt: „Es war ein dominantes Spiel von uns, Regensburger hatte keine einzige Torchance, sie haben nur verwaltet.“ Ein gutes Zeichen sei es freilich, „wenn die Jungs sich ärgern, das Spiel nicht gewonnen zu haben“. Deshalb sehe er das Positive: „Wir haben ein viertes Mal in Folge zu null gespielt, unser Ballbesitzspiel wird immer besser.“ Jetzt müsse nur noch der Ertrag stimmen: „Wir müssen im Training versuchen, Abläufe im letzten Drittel besser hinzubekommen.“

Am kommenden Samstag, 14 Uhr, kann der SSV Jahn gegen den schwächelnden, aber hoch gerüsteten Co-Absteiger SV Sandhausen zeigen, dass man in Regensburg noch immer weiß, mit wenig Geld viel Ertrag zu generieren. Rot-Weiß Essen fährt am Sonntag, 13.30 Uhr, zum Aufsteiger SSV Ulm, wo die Bergmann-Epigonen dem Jahn auf den Fersen bleiben wollen.

Das Match im Zeitraffer

  • RWE-Coach Christoph Dabrowski nimmt zwei Positionsveränderungen vor: Ron Berlinski und Marvin Obuz ersetzen Thomas Eisfeld (Teilriss der Syndesmose) und Moussa Doumbouya. Jahn-Trainer Joe Enochs bringt Tobias Eisenhuth für Dominik Kother.
  • Obuz zieht aus 18 Metern unbehindert ab (10.), Jahn-Keeper Gebhardt macht sich lang. Nach der anschließenden Ecke stolpert Rios Alonso die Kugel freistehend mit dem Sixpack am Pfosten vorbei.
  • Oscar Schönfelder stoppt Isaiah Young gut 25 Meter vor dem eigenen Kasten taktisch, Gelb für den Regensburger (17.).
  • Louis Breunig versucht’s mal aus der zweiten Reihe, Felix Götze fälscht ab, zweite Ecke verpufft, Schönfelder riskiert das nächste taktische Foul, um den Konter zu unterbinden (35.).
  • Beste Regensburger Chance: Nach Ballgewinn plötzlich Überzahl auf dem Weg zum Tor, der heute blasse Elias Huth verstolpert die gute Gelegenheit fahrlässig (37.).
  • Glück für Bene Saller: Er holt eine Flanke im eigenen Strafraum mit der Brust herunter, der Ball springt ihm an den Arm, was hektische, aber zurecht erfolglose Elfer-Forderungen zur Folge hat. Allerdings braucht der Regensburger Sechser anschließend so lange, die Kugel unter Kontrolle zu bringen, dass er sie wieder verliert und gerade noch so zur Ecke klären kann.
  • Nach exakt 45 Minuten gibt der bayerische Schiri Martin Speckner, der mit viel Überblick das Spiel laufen lässt, Hitze-Pause-frei.

Halbzeit Numero zwo

  • Auch in der zweiten Hälfte bleibt Essen spielbestimmend, hat aber deutlich weniger klare Szenen vor dem Regensburger Tor. Meistens treffen die Stürmer die falsche Entscheidung, der letzte Pass kommt nicht oder der letzte Haken ist einer zu viel.
  • Dabrowski bringt mit Moussa Doumbouya und Leonardo Vonic zwei frische Offensivkräfte.
  • Als sich das 0:0 immer tiefer in die Anzeigentafel zu brennen scheint, muss Keeper Gebhardt dem steil geschickten Torben Müsel entgegensprinten und kann den Ball einen Flügelschlag vor dem Angreifer wegboxen – letzterer fällt dabei über die ausgestreckten Arme. Schiri Speckner zeigt auf den Punkt, der erzürnte Bene Saller sieht nach lautstarkem Protest und weggeschossenem Ball Gelb, als plötzlich die Wende eintritt: Auf Zuruf des Linienrichters bewertet der Schiri den Zweikampf neu und nimmt den Elfer zurück: Chapeau, Monsieur, da hätte manch älterer Kollege auf Rechthaberei gepocht. Souveräne Haltung!
  • Beste Regensburger Chance des ganzen Spiels: Konrad Faber geht rechts durch, Pass in die Mitte, der zur Pause eingewechselte Noah Ganaus zielt aus Nahdistanz, aber spitzem Winkel knapp drüber (87.).
  • In den drei Nachspielminuten macht sich der Jahn nochmal das Leben schwer, produziert einen unnötigen Freistoß aus 18 Metern zentral und muss zwei Ecken überstehen, ehe der Punkt unter Dach und Fach ist.

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