Umstrittener Brief: Vorstandschaft des VdK Waidhaus wirft hin

Waidhaus. Der Knall war vorauszusehen: Die Vorstandschaft des VdK-Ortsverbands ist in der außerordentlichen Mitglieder-Versammlung am Freitag, 16. Juni, im Gasthaus „Alte Post“ zurückgetreten.

Helmut Federl begründete den Entschluss mit dem Hinweis, „einmal ein Signal zu setzen,
dass man mit der Basis, die überwiegend aus Ehrenamtlichen besteht, so nicht umgehen kann“.

Als Hauptgründe nannte der Vorsitzende die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags im Monat von sechs auf sieben Euro, die Tatsache, „dass die Kreisgeschäftsstelle in Weiden ein Jahr
ohne Geschäftsstellenleiter existieren musste“, und das gegen ihn seit dem 27. April dieses Jahres laufende VdK-interne Verfahren wegen angeblich rechtsextremer Äußerungen.

Hintergrund: Brief an Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz

In einem Brief an die Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz hatte Federl eigenen Aussagen zufolge geschrieben: „Das Hochzeitsgeschenk für ihre einzige Enkelin in Höhe von 4.500 Euro hat sie sich über Jahre für dieses Ereignis angespart. Im Gegensatz zu ihr sehe ich junge starke Männer, die aus fernen Ländern kommen, uns nicht mögen, nicht arbeiten, sondern in teuren Klamotten, mit Profifußballer-Frisur und teurem Handy am Bahnhof stehen und unsere Mädchen behelligen. Mit dem Geld, das sie bei unserem Mitglied einsparen, können sie ja diese ‚Bedürftigen‘ noch stärker unterstützen.“

Diese Formulierung habe ein Verantwortlicher des Bezirksverbands Oberpfalz als bedenklich gewertet und die Landesgeschäftsstelle in München eingeschaltet. Weil das Verfahren dazu führen könne, das Ehrenamt als Vorsitzender zu verlieren, erklärte Federl seinen Rücktritt, „und aus Solidarität die gesamte Vorstandschaft mit mir“.

Kritik an Landesversammlung in „Nobelhotel“

In diesem Zusammenhang wies der Vorsitzende auf den bereits am 6. Juni erfolgten Rückzug der Kassiererin Stefanie Mack hin. „Aus fast zwölfjähriger Erfahrung als
ehrenamtlicher Landesverbandsrevisor weiß ich, dass die Landesgeschäftsstelle in München mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden großzügig umgeht“, kritisierte Federl und nannte als „eklatantes Beispiel“ die Landesversammlung im „Nobelhotel Westin im Arabellapark“.

Als „einmalig in der VdK-Geschichte“ bezeichnete er die Zumutung von Seiten des Bezirksverbands, die Weidener Geschäftsstelle ein Jahr lang ohne Geschäftsführer arbeiten zu lassen. „Im Gegensatz dazu wurden in München vor kurzem wieder zwei Neueinstellungen vorgenommen.“

Steigende Mitgliederzahl – ohne Ansprechpartner

Laut Peter Lottes „scheut Helmut weder Mühe noch Zeit, wenn unsere Mitglieder in soziale Schwierigkeiten geraten“. Federls Stellvertreter hob dabei etwa die vielen Hausbesuche, Telefonate des Vorsitzenden mit Behörden oder das Einrichten eines „Sorgentelefons“
hervor. „Er weiß bestimmt, was Ehrenamt bedeutet, und wird sich hüten, irgendwelche rechtsextreme Aktivitäten zu entwickeln“, hob Lottes den pensionierten Stabsoffizier der
Luftwaffe „mit den zwei höchsten Auszeichnungen der Bundeswehr“ hervor.

Bürgermeister Markus Bauriedl bezeichnete die Entwicklung beim VdK-Ortsverband als „schade für unsere Leute“ und hob den stets „kurzen Dienstweg“ hervor. Nach dem Motto „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ war sein Wunsch, einen Ansprechpartner zu finden. „Ich bin schockiert“, sagte Josef Rewitzer. Der Ehrenkreisvorsitzende konnte den Rückzug Federls aber verstehen, „wenn man so behandelt wird“. Auch er sei gegen die Beitragserhöhung gewesen, weil die Zeit einfach nicht gepasst habe. „Es tut schon weh, wenn man so gehen muss“, fasste er zusammen.

Positives gab es in der Zusammenkunft aber auch. Federl sprach von dem von
253 auf 255 angewachsenen Mitgliederstand – trotz der sechs Sterbefälle – und hob dabei die 15 auswärts wohnenden Mitglieder hervor. Nach Rewitzers Informationen hat
der VdK in Deutschland rund 2,2 Millionen Mitglieder, in Bayern etwa 800.000. Für Musik bei der als „Rücktrittsfeier“ angekündigten Versammlung sorgten Anton Moll und Peter Lottes.

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