US-Prozess um totes Baby: Verteidigung beschuldigt Mutter – Erste Zeugen

Vilseck/Weiden. Am heutigen Mittwoch werden im Prozess am US-Militärgericht in Vilseck erste Zeugen erwartet. Darunter sind Ärzte, die das Baby vor seinem Tod behandelt habe, und die Mutter.

Vilseck
Der Weg führt heute für einige Ärzte nach Vilseck. Sie sind als Zeugen vor dem US-Militärgericht geladen. Foto: Christine Ascherl

Die 31-jährige Deutsche stand im “Opening Statement” der Verteidigung am Dienstag im Mittelpunkt: “Die Mutter hat ihr eigenes Kind umgebracht”, sagte Major James Kiernan (Onetz.de berichtete). Das Baby habe viele abgeheilte Verletzungen aufgewiesen, was auf die Mutter als Täterin hinweise, die weit mehr Zeit mit dem Kind verbracht habe. Die Anklage stellte die gegenteilige These auf: “That man killed his son”, zeigte Staatsanwalt Jacob Watts auf den angeklagten Soldaten (29). Der Sergeant des 2. Kavallerieregiments sei in Rage geraten, weil das Kind nicht trinken wollte.

Zeugen der Anklage, Zeugen der Verteidigung

Als erste Zeugen werden am heutigen Mittwoch Ärzte erwartet, die das fünf Monate alte Kind behandelt haben. Es wurde in der Nacht zum 5. März 2022 ins Klinikum Weiden eingeliefert und erlag dort seinen schweren Verletzungen. Die Obduktion wurde im Institut für Rechtsmedizin in Erlangen vorgenommen. Das Gutachten ist von zentraler Bedeutung.

Das amerikanische Rechtssystem hat andere Abläufe als das deutsche. In der Ermittlungsphase sammeln Verteidigung und Anklagebehörde unabhängig voneinander Beweise für und gegen den mutmaßlichen Täter. Im Prozess rufen sie ihre “eigenen” Zeugen auf, anders als in Deutschland. Hier lädt das Gericht die Zeugen.

Parallelen zu Fall aus dem Vorjahr: Baby Anthony starb mit sechs Wochen

Es gibt erstaunliche Parallelen zu einem Fall aus dem Jahr davor (hier der Bericht in “Stares and stripes”). Am 23. März 2021 starb das Baby Anthony im Alter von sechs Wochen. Der Vater (25), Sergeant des 2. Kavallerieregiments, stand im April/Mai 2023 vor dem US-Militärgericht in den Rose Baracks in Vilseck. Auch bei ihm lautete der Vorwurf auf Mord und schwere Körperverletzung. Am Ende wurde der Mann wegen der schweren Körperverletzung zur Maximalstrafe von fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Von Mord war die Militärjury damals nicht überzeugt.

In diesem Fall hatte der Vater zugegeben, aufgrund von Frustration über Anthonys Weinen das Baby heftig geschüttelt zu haben. Das Baby starb an Hirnblutungen (“Shaken-Baby-Syndrom”). Auch in diesem Prozess hatte die Verteidigung die Mutter bezichtigt, für die Verletzungen des Kindes verantwortlich zu sein. Auch dieser Säugling hatte bereits verheilte Brüche, die darauf hindeuteten, dass er weit vor dem Sterbedatum misshandelt worden war.

Ein Update über den dritten Prozesstag, 13. März, kann man auf OberpfalzECHO, am frühen Abend, lesen.

Prozess um totes Baby

Der erste Prozesstag am 11. März stand ganz im Zeichen der Auswahl der Panel-Members (“Jury”).

Am zweiten Prozesstag stellte die Verteidigung die These auf, dass die Mutter für die Verletzungen verantwortlich ist.

Am dritten Prozesstag werden erste Zeugen erwartet.

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