Vor dem Saisonstart gegen Unterhaching: Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer lässt tief blicken

Regensburg. Nach dem Durchmarsch in die Zweite Bundesliga versetzten die Mentalitätsmonster des SSV Jahn sogar den HSV in Angst und Schrecken: Zwei Jahre verbunden mit dem Namen Achim Beierlorzer. Der Hoffnungsträger über Ursachen des Scheiterns und sein Rezept für ein Comeback.

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer vor dem Saison-Start gegen die SpVgg Unterhaching. Foto: Jürgen Herda

„Das Ende in Leipzig war schon etwas skurril”, haben Sie kürzlich beim Presseclub gesagt. „Wenn man gegen Pep Guardiola und Man City gewinnt und eineinhalb Tage später bekommt man die Entscheidung mitgeteilt, dass es das jetzt war, muss man das schon etwas verarbeiten.“ Wie sind Sie nach den erfolgreichen zwei Jahren in Regensburg mit dem schnellen Aus in Köln und Mainz fertig gewordenwie fühlt man sich da?

Beierlorzer: In diesem Geschäft weiß man, dass es wie in Köln auch mal kurz sein kann, das muss jeder Trainer wissen. Mainz war aber nicht kurz, nur etwas skurril. Es gab viele Dinge, die nicht hätten passieren dürfen. Aber so ist das eben. Jede Erfahrung, auch die negativen, machen den Menschen zu dem, was er ist.

Wenn Sie gewusst hätten, was auf Sie zukommthätten Sie’s trotzdem gewagt oder sich gesagt: Auch hier in Regensburg kann ich was ganz Besonderes aufbauen?

Beierlorzer: Es waren alles ganz spannende Erfahrungen, die ich bewusst gesucht habe. Auch in Mainz hatten wir unsere Highlights, gleich zwei Spiele in Folge gewonnen. Nur die Konstanz hat gefehlt. Wir wollten in der Vorbereitung daran arbeiten, aber dazu kam es nicht mehr. In Leipzig hatte ich das Privileg mitzuerleben, wie man eine Mannschaft in der Champions League trainiert, bei diesem immensen Rhythmus. Es war sehr spannend, eine Weltklasse-Mannschaft zu trainieren. Wir waren in Paris, bei ManCity, auch Brügge war super. Am Schluss stand ich zweimal an der Seitenlinie, einmal in Eigenverantwortung.

Sie haben sich damals, gegen Ende der Regensburger Zeit, endgültig zu der Entscheidung gegen das Lehramt durchgerungen – haben Sie das manchmal ein wenig bereut?

Beierlorzer: Ich habe nichts bereut, sondern jede Entscheidung mit 100-prozentiger Überzeugung getroffen.

Mit einem Auge haben Sie das Geschehen in Regensburg immer verfolgt, sind mit ihrem früheren Co-Trainer und Nachfolger Mersad Selimbegovic befreundet – was ist Ihre Erklärung für den langsamen, aber kontinuierlichen Wandel des SSV vom Mentalitätsmonster zum Bettvorleger?

Beierlorzer: Ich habe es begrüßt, dass der Verein Mersad das Vertrauen ausgesprochen hat, weil er ein sehr guter Trainer ist. Im ersten und zweiten Jahr gab es dann ja auch quasi keine wirklichen Probleme, schnell den Klassenerhalt zu schaffen. Es konnte für den Jahn auch gar kein anderes Ziel geben, als schnellstmöglich den Klassenerhalt festzumachen. Wir waren uns sehr bewusst, dass immer wieder überragende Mannschaften mit einem weit höheren Budget in die Zweite Liga kommen. Im dritten und vierten Jahr hat man gemerkt, dass es an ein paar Punkten nicht mehr zu 100 Prozent gepasst hat. Dass aber nach dem Weggang von Christian Keller zehn Spiele verloren gingen, kann ja gar nicht nur daran gelegen haben. Jeder hat’s aber damit in Verbindung gebracht. Das hätte nicht so kommen müssen. Neben ein paar Faktoren kam auch das fehlende Matchglück dazu. Ich habe viele Spiele gesehen, drei Szenen sind für mich bis heute auf eine gewisse Art und Weise unbegreiflich.

Welche Szenen meinen Sie?Beierlorzer: Das Spiel gegen Fürth muss man gewinnen. Gegen Kaiserslautern, wo mehrere Großchancen nicht genutzt werden konnten. Oder auch gegen Düsseldorf, wo es kurz vor Schluss einen sehr ärgerlichen Elfmeter gegen den SSV gibt. Durch die fehlenden Punkte hat dann ein wenig die Ruhe im Verein gefehlt, was dann auch die Mannschaft gespürt hat. Das sind dann die letzten fehlenden Prozentpunkte zum Klassenerhalt.

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer im Echo-Interview. Foto: Jürgen Herda

Statt 23 Millionen Euro ein Gesamtumsatz von zwölf Millionen, eine „umsatztechnische Halbierung“, wie Finanzchef Philipp Hausner sagt. Der Etat für die Profimannschaft liegt bei sechs Millionen. Ist das dann zwangsläufig auch die Halbierung der Spielerqualität oder meinten Sie mit der „tollen Mischung”, dass Sie durch geniales Scouting gar keinen Qualitätsverlust vermuten?

Beierlorzer: Selbstredend müssen wir auf jüngere Spieler setzen. Aber kann man automatisch sagen, dass alle Spieler in der Bundesliga besser sind, als in der Zweiten oder die wiederum besser als in der Dritten? Es gibt auch Top-Spieler in der Dritten Liga. Wir haben jetzt viele junge und einige gestandene Jungs geholt, das wird ein Prozess, diese zu einer Einheit zu entwickeln.

Wie läuft so was ab: Woher nehmen Sie die Tipps, wenn man mal annimmt, dass Spielerberater ihre Jungs auf TikTok-Videos wie kleine Messis porträtieren? Ist das Überangebot an passablen Spielern so groß, dass auch für weniger finanzstarke Vereine immer was übrigbleibt?

Beierlorzer: Natürlich ist man auch in Gesprächen mit Beratern. Man schaut sich dann aber jeden einzelnen Spieler noch mal an, ob er für unsere Belange gut ist – vor allem dessen Entwicklungspotenzial. Der Prozess hat schon vor meiner Zeit begonnen und ist seit Jahren ein laufender Prozess. Es gab schon von Ilija Džepina und Tobias Werner eine Vorauswahl von Spielern, die Qualität haben und zu uns passen könnten. Ich habe mir das in Absprache mit allen internen Beteiligten angeschaut, den Berater kontaktiert, meine Eindrücke gewonnen, und am Ende ist es zu einem Engagement gekommen oder eben nicht. Klar ist auch, dass nicht alles funktioniert hat. Aber es haben sich überraschend viele für den Jahn entschieden, obwohl andere Vereine sicher mehr geboten hatten. Das Konzept, das Trainingszentrum, der ganze Verein und viele andere Faktoren haben da sicher Wirkung gezeigt. 

Das hört man bei fast jeder Spielervorstellung: „Das Konzept hat mich überzeugt!“ Was bedeutet das konkret – andere Vereine haben auch schöne Stadien, einen klangvollen Namen wie die Löwen und wahrscheinlich auch ein Konzept?

Beierlorzer: Es ist selten, dass man einen Trainer und einen sportlich Verantwortlichen mit UEFA-Pro-Lizenz hat. Dann gibt es ein klares Spielkonzept, an dem ich selber mitgearbeitet habe, das jeder Trainer angeheftet bekommt, auch ich. Das Gesamtkonzept – Verein, Fans, Stadt, Stadion, Trainingszentrum – ist auf sehr hohem Niveau. Hier hat man alles, was man braucht, um gut arbeiten zu können.

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer im Echo-Interview. Foto: Jürgen Herda

Sie haben Ihre Familien-Kompetenz als wichtiges pädagogisches Rüstzeug beschrieben: Ist das Ihr Erfolgsgeheimnis im Umgang mit jungen Spielern, eine natürliche Autorität mit einer Mischung aus Verständnis und väterlicher Strenge?

Beierlorzer: Ich bin selbst jemand, der wertorientiert lebt. Bodenständigkeit ist mir wichtig. Die Spieler haben ein Privileg, vom Fußball gut leben zu können. Das Miteinander mit allen im Verein, die dafür arbeiten, den Profis optimale Voraussetzungen zu schaffen, muss man einfordern. Man muss diesen Weg begleiten.

Solche Werte stehen in jedem zweiten Unternehmensleitbild und sind oft mehr Schein als Sein. Was soll ein junger Spieler mit abstrakten Wertbegriffe anfangen?

Beierlorzer: Bodenständig, ambitioniert und glaubwürdig sind auf jeden Fall keine abstrakten Werte. Es gibt wenige Vereine, die solche Werte haben und seit vielen Jahren auf unterschiedliche Art und Weise vorleben. Diesen Spirit brauchen die Spieler, die sich hier integrieren wollen. Das einzufordern, damit ein Gemeinschaftsgefühl entsteht, ist unser Job.

Verantwortliche anderer Drittliga-Vereine wie Essen oder Duisburg jammern, dass die Liga mit den Mini-TV-Geldern bei ähnlich hohen Ausgaben wie in Liga 2 nur für kurze Zeit zu überleben ist – sind wir zum schnellen Aufstieg verdammt?

Beierlorzer: Das würde bedeuten, dass von 20 Mannschaften 17 keine Überlebenschance hätten. Aber es stimmt, es ist eine große Aufgabe, finanziell diese deutschlandweite Liga zu stemmen. Zum Beispiel: Die Kosten für Fahrten und Übernachtungen sind sogar größer, weil es zwei Auswärtsspiele mehr gibt. Man muss deshalb kreativ sein. Es ist definitiv so, dass der Jahn durch sein solides und nachhaltiges Wirtschaften Rücklagen gebildet hat. Deshalb ist das für uns im Moment so weit verkraftbar. Die Frage ist, wie lange kann man dies aufrechterhalten? Je länger es dauert, desto intensiver werden die Mühen, diese auf unterschiedliche Art und Weise auszugleichen. Deshalb wäre ein Wiederaufstieg auf Sicht von Bedeutung.

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer im Echo-Interview. Foto: Jürgen Herda

Eine Liga höher scheitert der HSV Jahr für Jahr am ausgegebenen Ziel des Wiederaufstiegs – oft erst auf den letzten Metern? Kann man daraus etwas lernen, wollen Sie deshalb den Druck niedrig halten?

Beierlorzer: Ich habe immer gesagt, wenn man in die Bundesliga aufsteigen will, braucht man eigentlich schon quasi eine Bundesliga-Mannschaft und es muss sehr viel zusammenpassen. Das hat beim HSV in den letzten Jahren einfach nicht geklappt. Wie es funktionieren kann, sieht man bei Heidenheim und Darmstadt. Aber für uns kann man daraus nicht wirklich etwas ableiten. Wir müssen die richtigen Spieler holen, die bereit sind, unseren Weg mit uns zu gehen.

Wie groß ist Ihr Optimismus, dass wir diese Saison wieder eine Mannschaft erleben, die es schafft, ein 0:3 in ein 4:3 umzubiegen wie mit Ihnen gegen Düsseldorf – oder zumindest den Gegner bis zur letzten Sekunde in Angst und Schrecken versetzen kann?

Beierlorzer: Das ist unser Ziel, wir haben Spieler verpflichtet, die sich beweisen und in näherer Zukunft mit uns die nächsten Schritte gehen und ambitioniert auftreten wollen.

Was sind Ihre Favoriten: Bielefeld, 1860, Ingolstadt, Waldhof, Saarbrücken? Und wie würden Sie den Jahn hier einordnen?

Beierlorzer: Es gibt viele Mannschaften, die da infrage kommen. Man nennt immer zuerst die Absteiger, aber diese haben alle einen großen Aderlass, müssen viele Neuzugänge integrieren. Und dann gibt es stabile Mannschaften wie Dynamo Dresden, auch Saarbrücken oder Waldhof Mannheim. Aber klar, Bielefeld, Ingolstadt und vor allem Sandhausen zählen dazu. Sandhausen hat ja durchaus viele erfahrene und namhafte Neuzugänge geholt und finanziell viel investiert … Es wird interessant sein, ob es dann wirklich dazu führt, dass Sandhausen aufsteigt. Man ist ja auch besonders motiviert, wenn man gegen eine solche Mannschaft antritt.

Was wir uns als leidende Laien von außen beim Zuschauen oft gefragt haben: Plötzlich ist da keiner mehr, der eine Ecke, der einen Standard schießen kannwarum greift man in so einer Situation zum Beispiel bei einer Freistoß-Knaller-Personalie wie Marvin Knoll nicht zu, wenn der nach St. Pauli händeringend nach einem Verein sucht – verletzter Stolz, weil er mal was Despektierliches über die Regensburger Infrastruktur gesagt hat?

Beierlorzer: Derjenige, der die Freistöße schießt, muss aber auch spielen. Man muss schon auch den Spieler in Gänze sehen, und da war man im Scouting-Bereich offenbar nicht überzeugt, dass er uns weiterhelfen kann. Natürlich fragt man sich, woran es liegt, wenn man von einer zur anderen Saison viel weniger Tore über Standards macht – daran, dass es keine fähigen Schützen gegeben hätte, lag’s jedenfalls nicht. Singh ist ein guter Standardschütze, Christian Viet auch. Nun arbeiten wir im Detail mit unserer jetzigen Mannschaft an Standard-Lösungen.

Sie haben bei der ersten Pressekonferenz den SZ-Reporter geschurigelt, er hätte sich den neuen Drittliga-Kader nicht richtig angeschaut und haben dann alle Mannschaftsteile in höchsten Tönen gelobt. Ohne Sie in arbeitsrechtliche Kalamitäten bringen zu wollen, darf man also davon ausgehen, dass die Kaderzusammenstellung Ihre Handschrift trägt?

Beierlorzer: Ich habe den Kader ausführlich beschrieben. Natürlich war ich da involviert, wir hatten da bereits viele Gespräche geführt.

Es gehört beim Jahn zum guten Ton, die Zweite Liga als die absolute Grenze zu betrachten. Angesichts des Abstiegs ja auch eine sehr nachvollziehbare Sichtweise. Ist es aus Ihrer Sicht aber nicht einmal theoretisch möglich, einen Fußballverein konstant weiterzuentwickeln, wie es das wesentlich kleinere Heidenheim vorgemacht hat?

Beierlorzer: Wir haben ja fünf Jahre mit dem Jahn eine richtig gute Rolle gespielt. Es gab auch mal ein Jahr, als der Jahn die ersten fünf Spiele gewonnen hat und Tabellenführer war. Natürlich kann es so einen Peak geben, dass man wie Heidenheim, den Aufstieg schafft. Auf lange Sicht ist aber die Zweite Liga für uns der Gradmesser. Erst einmal gilt es, den Verein auf unterschiedlichen Ebenen wie beispielsweise beim Nachwuchs mit Blick auf das geplante neue Nachwuchsleistungszentrum weiterzuentwickeln.

Klar, wenn man mit Hunderten Millionen Euro die Welt-Topstars kaufen kann, muss man schon so viel falsch machen wie Hertha BSC, dass es dennoch schiefgeht. Die allermeisten Vereine aber konkurrieren mit ähnlich knappen Mitteln, müssen darauf hoffen, dass sich junge Talente durchsetzen und die Charaktere zusammen einen Teamspirit entwickeln. Vergisst man dabei nicht allzu oft, dass das Spiel mit dem runden Ball zu viele, nicht planbare Unbekannte beinhaltet?

Beierlorzer: Wir sprechen von einem Spiel, das situativ geprägt ist. Der Ball springt vom Innenpfosten raus, das kann man kaum beeinflussen. Man sagt zwar immer, so was gleicht sich aus. Aber es gibt eben eine Saison, wo es sich nicht ausgleicht, in der sich die Negativspirale dreht, die in den Köpfen der Spieler schwierig aufzuhalten ist. Da kommt es darauf an, den Teamspirit, die Geschlossenheit einzufordern, die Zögerer und Zauderer nicht zu Wort kommen zu lassen. Geduld heißt, dass man der Entwicklung Zeit gibt, die Abläufe entwickeln zu lassen. Was wir beeinflussen können: Wie reagiert der Verein, wie gehen wir konstruktiv mit der Situation um? Dann brauchen wir die gewisse Ruhe.

Ein Unternehmen kann auch gegen Stimmungen unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn die Geschäftsführung davon überzeugt ist. Ein Verein, dessen emotionale Mitglieder gewissermaßen dessen gefühlte Aktionäre sind, können dagegen einen erheblichen Druck aufbauen. Ist im Millionengeschäft Fußball die Vereinsstruktur vielleicht überholt? 

Beierlorzer: Es ist ja nicht so, dass einer allein entscheidet. Wir haben Gremien, es gibt so viele Mechanismen. Das funktioniert auch, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Und es gehört natürlich auch dazu, die Fans mitzunehmen, unsere Fan-Base, die es das vergangene Jahr wirklich überragend gemacht hat. So wünscht man sich das, auch wenn sie sehr unzufrieden waren. So sieht ein miteinander aus, alle verfolgen das Ziel, erfolgreich zu sein.

Man hört nach wie vor, dass der Verbleib des verliehenen und zuletzt treffsicheren Joël Zwarts ungewiss ist. Nichts Neues dazu?

Beierlorzer: Dazu habe ich alles gesagt, er hat derzeit keine einfache persönliche Situation, wir bemühen uns um ihn, so gut wir können. Aber er ist da, macht alles mit und zieht mit.

Auch wenn 1 Million Euro Umsatz noch keinen Millionär machen: Wie hat man sich die Einstellung eines finanziell unabhängigen Fußballers wie Agyemang Diawusie vorzustellengelassener, weil er keine Existenzangst kennt oder weniger ehrgeizig, weil die Karriere für ihn nicht entscheidend ist?

Beierlorzer: Mich motivieren die Gespräche, die ich mit ihm hatte. Die waren absolut offen und ehrlich. Er hat mir deutlich versichert, dass er noch einmal angreifen möchte. Er zeigt absolute Leistungsbereitschaft.

Die Generation Z kann die Augen ja kaum mehr vom Handy lassen. Ist das bei euren Fußballern anders – wie viel Aufmerksamkeitsspanne können Sie von der Smartphone-Generation einfordern?

Beierlorzer: Jede Generation ist anders. Jetzt haben wir auch wieder eine neue Generation, die mit dem Handy aufgewachsen und komplett vernetzt ist. Das macht was mit den Menschen. Aber deshalb gibt es immer noch ein Miteinander im Fußball. 

Nach den Misserfolgen der Nationalmannschaft und deutscher Vereine im internationalen Vergleich rätselt man, woran es liegen kann – sind die jungen Spieler zu verwöhnt, nicht mehr so hungrig wie eine Generation, bei der Work-Life-Balance noch ein Fremdwort war?  

Beierlorzer: Die Diskussion gab’s auch schon vor vielen Jahren unter Bundestrainer Rudi Völler, die Spieler wären zu satt. Dagegen spricht, dass wir zwischendurch große Erfolge feierten, Halbfinal- und Finalteilnahmen, die Weltmeisterschaft 2014. Was ich eher bedaure: Der Bolzplatz-Charakter und die Kreativität gehen im strukturierten NLZ oftmals verloren. 

Zum Schluss noch mal zu Ihrer Perspektive in Regensburg: Ich habe Sie nach dem Hopplahopp-Abgang von Heiko Herrlich damals gefragt, ob Sie längerfristig planen. Sie haben damals klar gesagt, „das ist eine Verpflichtung auf Zeit”. Sehen Sie das heute nach den Erfahrungen in der Bundesliga anders, suchen Sie vielleicht dieses Mal einen längerfristigen Ankerplatz?

Beierlorzer: Ich mache mir dazu keine Gedanken. Aber klar ist auch, so eine Entscheidung trifft man nicht für ein Jahr und dann ist man wieder weg. Das hat ja auch der Verein in der Stellenausschreibung deutlich als längerfristig beschrieben. Dennoch ist das ein schnelllebiges Geschäft und hat immer zwei Seiten. Aber ich fühle mich hier total wohl …

 … mit Wohnsitz oder als Pendler?

Beierlorzer: Mit Wohnsitz.

Und Familie?

Beierlorzer: Das ist etwas schwieriger. Die Kinder sind in ganz Deutschland verteilt, meine Frau und ich haben das Haus in Nürnberg noch mit zwei Hunden und Pferd. Aber meine Tochter und meine Söhne leben den SSV Jahn schon wieder voll mit.

Und fürs Pferd gibt’s hier keinen Stall?

Beierlorzer: Das bleibt in Nürnberg.

Jahn-Saisonauftakt gegen SpVgg Unterhaching

Am Samstag (14 Uhr) empfängt die Jahnelf die SpVgg Unterhaching. 

Die Jahn-Elf: Mit einem souveränen Auswärtssieg im Toto-Pokal gegen den TSV Unterpleichfeld im Rücken geht die Jahn-Elf in das erste Spiel der Saison. Durch die letzten Spiele konnte Chef-Trainer Joe Enochs wichtige Erkenntnisse für das Auftaktspiel gewinnen. Der SSV muss auf Offensivspieler Oscar Schönfelder (Innenbandverletzung im Sprunggelenk) verzichten. Enochs betonte auf der Pressekonferenz, dass „wir das Heimspiel gewinnen wollen, egal welcher Gegner hierherkommt“.

Der Gegner: Der Meister der Regionalliga-Saison setzte sich in der Aufstiegs-Relegation gegen Energie Cottbus überzeugend durch. Zuletzt testeten die SpVgg Unterhaching gegen die Drittligisten TSV 1860 München (1:1) und FC Ingolstadt 04 (2:1. In der ersten Toto-Pokalrunde setzten sich die Hachinger mit einem guten Auftritt gegen die SpVgg Willmering-Waffenbrunn durch und folgen somit der Jahnelf in die 2. Runde. Trainer der SpVgg Unterhaching ist der noch junge Marc Unterberger.

Die letzten Duelle: Zuletzt gelang dem SSV am 22. November 2015 in der Regionalliga Bayern gegen die Spielvereinigung ein knapper Heimsieg (2:1). Wenn man auf die bisherigen 20 Spiele gegen die SpVgg Unterhaching schaut, kann der Jahn 9 Siege, 3 Unentschieden und 8 Niederlagen aufweisen.

Typisch Haching: Spieler und Sportdirektor gleichzeitig? Klingt nach einem typischen Fußball-Managerspiel, ist aber bei der SpVgg Unterhaching seit kurzem Realität. Der 32-jährige Rechtsverteidiger Markus Schwabl wird neben seiner Tätigkeit als Rechtsverteidiger auch die Rolle des Sportdirektors übernehmen. Eine weitere Doppelfunktion nimmt auch der Kapitän Josef Welzmüller ein, der gebürtige Münchner wird im engen Austausch mit seinem Kollegen Schwabl Technischer Direktor. Auch der Torhüter René Vollath wird als Dritter im Bunde eine Doppelfunktion bei den Hachingern übernehmen: Er wird Leiter der Torwartakademie der SpVgg Unterhaching.

Live im Stadion oder Netz: Der Live-Ticker berichtet live vom Geschehen auf dem Platz. Der Turmfunk überträgt live aus dem Stadion. Der Bezahlsender Magenta Sport zeigt das Spiel live. Auf Jahn TV gibt es anschließend Stimmen zur Partie.

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