Unterschied zum Absteiger Jahn Regensburg: Zweitliga-Meister Heidenheim kämpft bis zum Abpfiff

Regensburg. Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Oh doch. SSV Jahn Regensburg kontrolliert gegen den FC Heidenheim eine Stunde, führt verdient mit 2:0. Dann dreht der FCH auf und der Jahn ab. Merke: Ein Spiel dauert auch mal 115 Minuten und am Schluss ist Heidenheim der Sieger – wie beim 5:4-Hinspielsieg. Und verdienter Zweitliga-Meister.

Heidenheim in der Bundesliga: Wer 115 Minuten bis zum Umfallen kämpft, hat die Zweitliga-Meisterschaft verdient. Foto: jrh

Eine Stunde lang macht der SSV Jahn Regensburg alles richtig. Der vermeintliche Außenseiter steht dem vermeintlichen Favoriten auf den Füßen, die Weiß-Roten scheinen omnipräsent, lassen dem FC Heidenheim keine Luft zum Atmen an diesem heißen Pfingstsonntag.

Die logische Konsequent. Mit zunehmender Spieldauer werden die Ostwürttemberger nervöser. Der Spielstand in Sandhausen ist bekannt, der HSV führt mit 1:0. Stand jetzt: Heidenheim müsste in die Relegation. Der Jahn hat nichts zu verlieren, außer Ansehen. Was sie aber zu diesem Zeitpunkt abliefern, ist mehr als ansehnlich.

Slapstick-Anschluss nach Doppelschlag des Princen

Als dann auch noch die Flanken präzise in die Box kommen, räumt Prince Owusu so richtig ab. Nach einer Ecke von Konrad Faber springt der Riese am Höchsten, 1:0 (51.) ein. Eine Flanke von Bene Saller verlängert er zum 2:0 (56.). Heidenheims Meister-Trainer Frank Schmidt erstarrt an der Seitenlinie in Grüblerpose.

Der Jahn wäre nicht der Jahn, brächte er den Gegner nicht mit einer Slapstickeinlage postwendend zurück ins Spiel: Jonas Urbig kollidiert bei einer Flanke mit Albers, beim zweiten und dritten Ball ist noch ein Bein im Weg, Schimmer Schuss aber springt von Sallers Fuß an Urbig vorbei über die Linie, 1:2 (58.).

Prince Owusus Doppelpack zum 2:0 gegen Heidenheim reicht nicht einmal für einen Punkt. Foto: jrj

Chaos-Minuten im Regensburger Strafraum

Lange kann sich der Jahn den Möchtegern-Aufsteiger von der Pelle halten. Doch allmählich schleichen sich wieder alte Muster ein, die den SSV Spiel für Spiel näher an den Zweitliga-Abgrund brachten – und darüber hinaus. Plötzlich stehen die Regensburger einen Meter zu weit weg vom Gegner, die Bälle gehen ein wenig zu schnell verloren, Abwehrspieler kicken die Kugel unbedrängt ins Seitenaus – und unnötige Fouls ermöglichen den Gästen vielversprechende Standards.

Als die Heidenheimer begreifen, dass hier das gleiche Drehbuch möglich ist, wie im Hinspiel, legen sie Zweifel und Zurückhaltung ab und gehen all in. Im Regensburger Strafraum herrschen Chaosminuten. Bei einem unübersichtlichen Gedränge fällt Patrick Mainka von Steve Breitkreuz bedrängt – Schiedsrichter Sören Storks zögert lange, zeigt dann doch auf den Punkt. Eine unendliche Überprüfung und heftiger Protest der Regensburger ändern nichts daran.

Steve Breitkreuz will es nicht wahrhaben, Schiedsrichter Sören Storks bleibt aber bei seiner Elfer-Entscheidung. Foto: jrh

Regensburg stehend k.o.

Der Ex-Regensburger Jan-Niklas Beste kennt keine Reueund verwandelt souverän, 2:2 (93.). Und auch das passt ins Bild: Draußen werden qatarische 11 Minuten Nachspielzeit angezeigt – na, wenn das nicht reicht, um den HSV von Platz 2 zu stoßen … Regensburg, jetzt stehend k.o., schafft nur noch wenig Entlastung. Die Heidenheimer knallen die Kugel immer wieder in die Box – und schließlich erfüllt auch Tim Kleindienst die Prognose: Aus dem Gewühl drischt er die Kugel zum 2:3 ins Netz (99.). Nach quälend langen 115 Minuten ist dann endlich Schluss.

Nach der wilden Achterbahnfahrt entladen sich die Emotionen – Heidenheimer Spieler lassen den Tränen freien Lauf, herzen und scherzen. Die 5000 mitgereisten Aufsteiger-Fans sind außer Rand und Band – im Rahmen ihrer schwäbischen Möglichkeiten. Und die Regensburger? Sie dürfen darauf hoffen, dass Sportchef Achim Beierlorzer die Monster-Mentalität zurückbringt, die den Jahn eben auch bis zur letzten Sekunde kämpfen lässt – wie beim 4:3 gegen Fortuna Düsseldorf nach 0:3-Rückstand.

Die Heidenheimer Fans freuen sich über den Bundesliga-Aufstieg. Foto: jrh

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