Jahn in Liga 3: Zitter-Duell gegen Top-Aufstiegswackelkandidat Dynamo Dresden

Regensburg. Zwei Aufstiegsaspiranten-Wundertüten unter sich: Topfavorit Dynamo Dresden ist nach fünf sieglosen Spielen auf den vierten Platz abgerutscht. Trainer Markus Anfang ist Geschichte. Der SSV Jahn hat noch einen Dreipunkte-Vorsprung auf Münster, spielt zuletzt aber wie eine launische Diva.

Ballaballa: Florian Ballas köpft den SSV Jahn in der 93. Minute bei Dynamo Dresden an die Spitze und zum neunten Sieg in Folge. Foto: dpa

Dynamo Dresden startete wie eine Rakete in die Saison, überzeugte mit viel Dynamik und Spielkultur. Nach souveräner Tabellenführung kam der Motor ins Stottern. Die Dynamo-Rakete kam ins Straucheln. Zuletzt führten ein 0:0 gegen Emporkömmling Ulm, das 0:1 bei Durchstarter Münster, ein 1:3 gegen Pokalwunder Saarbrücken, das 1:1 gegen Schlusslicht Freiburg II und ein 0:2 gegen Viktoria Köln zu einem Dynamo-Beben.

Erst feuerte Geschäftsführer David Fischer (39) Sportchef Ralf Becker. Nach der Köln-Blamage endete auch die Gnadenfrist für Trainer Markus Anfang (49). Bis zum Saisonende sollen Co-Trainer Heiko Scholz, U19-Trainer Willi Weiße und Altstar Ulf Kirsten das Ruder herumreißen. Erste Bewährungsprobe für die neue Schicksalsgemeinschaft: das Jahn-Stadion.

Jahn und Dynamo im Gleichschritt nach unten?

Die Kurve beim SSV Jahn verlief ähnlich, wenn auch nicht ganz so steil nach unten. Teilten sich der Jahn und Dynamo zur Winterpause noch mit zwölf bzw. zehn Punkten Vorsprung die beiden ersten Plätze, verdaddelte das Führungsduo (fast) das Polster fast vollständig. Nach der 0:1-Pleite beim neuen Spitzenreiter Ulm muss Regensburg die zarten drei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 3, auf dem Münster lauert, gegen Dresden mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Das Regensburger Restprogramm hat es auch nach dem Samstagskrimi noch gewaltig in sich: Der Jahn muss zweimal auswärts ran – bei den beiden Mannschaften, gegen die sich der SSV schon bei zwei mühsamen Remis zu Hause schwertat, und die auch Dynamo in die Krise stürzten: bei Schlusslicht Freiburg und in Köln. Und im Saisonfinale tritt man auf Pokalschreck Saarbrücken, das selbst noch Aufstiegschancen hat. Die zweite Halbzeit in Ulm, als Regensburg nur eine einzige Halbchance in der 97. Minute generierte, macht dabei nicht viel Mut.

Was lernt der Jahn aus dem Auf und Ab?

Was haben die Regensburger aus dem Auf und Ab der vergangenen Wochen gelernt: Dem überzeugenden Auftritt in Münster, der durchwachsenen, glücklichen Last-Minute-Punkteteilung gegen die Löwen, der couragierten ersten, aber enttäuschend saftlosen zweiten Halbzeit in Ulm? Jahn-Cheftrainer Joe Enochs bleibt bei seiner Überzeugung, dass die Mannschaft „über weite Strecken eine ordentliche Leistung gebracht“ habe.

Als Manko kann er lediglich die Fehlerserie vor dem Gegentor erkennen, die man sich „in einem solchen Spitzenspiel nicht mehr leisten“ könne. Fakt ist: Ob das Regensburger Mittelfeld Ulms brasilianischen Edeltechniker tatsächlich ohne Foul stoppen hätte können, darf bezweifelt werden: Und ein solches hätte bei den vorbestraften Gegenspielern zwangsläufig zu Gelb-Rot geführt. Was bei der kritischen Bestandsaufnahme fehlt: Ohne die glänzenden Reaktionen von Keeper Felix Gebhardt hätte der Jahn schon chancenlos mit 0:2 zurückgelegen.

Verunsichertes Dynamo oder neue Sachsenpower?

Worauf können sich Enochs und seine Jungs jetzt einstellen: auf eine verunsicherte Dresdener Mannschaft, die dem Jahn mit nervöser Fehlerkultur ins offene Messer läuft? Oder auf neue Sachsenpower eines Teams, das sich einmal schüttelt und mit alter Stärke in den Schlussspurt startet? Was inzwischen jeder Gegner weiß: Regensburg tut sich schwer, wenn man die Taktik der Oberpfälzer spiegelt, aggressiv presst und den Jahn ansonsten das Spiel machen lässt. Das behagt den Rot-Weißen so gar nicht. Hat Joe darauf eine Antwort?

Dass er wie immer großen Respekt vor dem Gegner hat, ist keine Überraschung: „Hauptmann, Herrmann, Zimmerschied, Kutschke, Borkowski, Lemmer“, zählt er die Top-Spieler der Liga auf. Und deshalb fordert er einmal mehr, „an unsere Leistungsgrenze“ zu gehen. Damit könne man gegen jede Mannschaft bestehen. Aber reicht das wirklich? Die Leistungsgrenze erreicht die Mannschaft erfahrungsgemäß nur dann, wenn der Gegner dem Regensburger Spielsystem entgegenkommt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Etwa darauf, dass der Jahn, dem außer die Langzeitverletzten alle Mann zur Verfügung stehen, dieses Mal einen Plan B in petto hat, für den Fall, dass man selbst die Regie übernehmen muss.

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