Waidhauser Geschichte: Was hat dieses Wirtshaus schon alles erlebt

Waidhaus. Das Gasthaus „Zum Türken“ in der Alten Hauptstraße dürfte laut Andreas Ringholz eines der ältesten Gebäude oder Grundmauern in Waidhaus sein. „An dieser Stelle stand wahrscheinlich schon im 14. oder 15. Jahrhundert ein Gebäude, jedoch in Holzbauweise“, vermutet der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK).

Foto: Josef Pilfusek

„Weiter ist aber in den Aufzeichnungen nichts erwähnt“, so Andreas Ringholz. In diesen taucht im Jahr 1601 mit Georg Tumbky erstmals ein Eigentümer namentlich auf, über den weitere Geschichten bekannt sind. Tumbky besaß das Anwesen nachweislich von 1601 bis 1630. Im Steuerregister von 1630 wird ein „Georg Tunck“ genannt. „Hier handelt es sich um eine andere Schreibweise derselben Person, wie es früher oft gemacht worden ist“, weist der HAK-Vorsitzende hin und ergänzt: „Der Besitz wurde mit einem Hof angegeben, zum Reiswagen dienstbar, und er zahlte 6fl. und 13,5 Kronen an Steuern.“

Der Wappenstein mit dem Widder

Tumbky ließ einen bis heute noch vorhandenen Wappenstein anfertigen. Der ursprüngliche Platz war ein Sims über dem Stall. 1987 wurde er bei Renovierungsarbeiten über eine Außentüre versetzt und 2019 schließlich an seinen heutigen Platz an der
Außenmauer. Darin enthalten ist ein Wappen, das einen stehenden Widder mit vorgestreckten Vorderbeinen und eingerollten Hörner zeigt.

In der Helmzier darüber wiederholt sich die obere Hälfte dieses Wappenbildes. Dazu kommen der Name „GEORG TVMBKY“ und die Jahreszahl 1615 sowie die Buchstaben „G.H.N.V.“. Darüber ist im Halbbogen der Spruch „VER ACHT NICHT MICH VND DIE MEINEN BE SCHAW ZV VOR DICH VND DIE DEINEN“ zu lesen. Aus welchem Grund jedoch der Spruch gewählt wurde, ist nicht bekannt.

Foto: Josef Pilfusek
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“Georg Thomky, Gastgeber zu Waydthausen”

Tumbky war 1601 Befehlshaber und Fähnrich des Waidhauser Bürgerfähnleins. Um Johanni dieses Jahres weigerte er sich, den Auftrag des Waidhauser Richters Veit Hans Sauerzapf dem Älteren auszuführen. Sie sollten die von Böhmen bedrohten Hirten und Herden des Reichenauer Hüttenmeister Hans Reichenberger auf den Gebieten der „Waidhauser Gezirke“ auf böhmischer Seite des Grenzbaches beschützen. Vermutlich hatte Tumbky mit seinen Mannen gehörigen Respekt vor den aufgebrachten Böhmen. Seit jeher waren diese Bezirke ein Streitpunkt, jedoch standen den Waidhausern diese zu. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war damit ein für alle Mal Ruhe eingekehrt.

Am 14. Dezember 1620 beschwerten sich Tumbky (er selbst schreibt seinen Namen mit „Georg Thomky, Gastgeber zu Waydthausen“) sowie dessen Kumpanen Martin Grözsch (Grötsch) und Michael Heraldt (Hierold) beim Pflegverweser Peter Pregler zu Treswitz. 1620 hatte der schottische Oberst Andrew Gray, der dem „Winterkönig“ Friedrich V. diente, beim Durchmarsch in Waidhaus Richtung Pilsen und Prag von den drei Beschwerdeführern einen „Reißwagen mit zweyer Pferdt“ beschlagnahmt. Als Oberst Gray über Waidhaus zurück nach Neunburg verlegt wurde, erkannte Tumbky seine Pferde und den Wagen wieder und wollte diese zurückhaben. Gray jedoch erwiderte in seinem Schreiben, er habe Pferde und Wagen vom Feind in der Schlacht erbeutet.

Ein halbes Jahr später, im Sommer 1621, werden sich die Parteien vermutlich wieder getroffen haben, da Graf Ernst von Mansfeld seine Truppen, darunter auch das englische Regiment Gray, bei Waidhaus zusammenzog und sich gegen den Heerführer der katholischen Liga, Graf Johann Tserclaes von Tilly, verschanzte.

Die ersten Besitzerwechsel

1630 kaufte Hans Lang den Besitz Tumbky ab. Bei der Erbhuldigung von 1652 wurde Lang als ein „Viertelmeister von Waidhaus“ genannt. Er hatte auch von Hans Zimmer den Prellenhof erworben. Um 1656 folgte als Eigentümer Georg Sebastian Türck. Er dürfte etwa 1632 geboren worden sein, da er 1652 unter den „mannbaren Söhnen von 18 bis 20 Jahren“ den Eid geleistet hat.

Dieser Sebastian Türck war auch der Namensgeber für das Gasthaus „Zum Türken“. Er hatte auch Gründe im Waidhauser Gezirk vor Roßhaupt. In den alten Flurkarten sind noch immer „Türkenhäusl, Türkenweiher, Türkenwiese und Türkenrang“ zu finden. Landläufig wurde oft vermutet, dass der Namen des Gasthauses oder auch der Türkenstraße einen Ursprung durch Osmanen hatte, was sich jedoch einfach durch den Namen des Eigentümers erklären lässt. Bauherr nach dem Brand von 1869 war der Posthalter Johann Schnupfhagen. Zum größten Teil ist das Gebäude mit dieser Fassade noch heute so erhalten.

Der erste Waidhauser Posthalter zieht ein

Die Witwe trat den Gasthof 1713 an ihren Sohn Johann Michael Schnupfhagen ab. Dieser erwarb im selben Jahr den Hof Nr. 21 (Schmidthoma-Haus) und erscheint als erster Waidhauser Posthalter. Dieses Amt wurde 1741 in Waidhaus offiziell eingeführt. Der „Türkenwirt“ war Posthalterei bis 1750, als Johann Michael Schnupfhagen in seinen weiteren Hof Nr. 90 (Gasthof „Alte Post“) umzog.

Mehrere Eigentümer-Wechsel gingen in der Folgezeit über die Bühne. 1995 erfolgte eine Renovierung des gesamten Anwesens durch den Pächter Willi Ringholz. Am 13. Juli 1996 eröffnete schließlich Maria Baier die Gastwirtschaft. Durch eine schwere
Erkrankung der Pächterin wechselten sich einige Betreiber ab.

Bis heute herrscht Leben im Haus

Nach dem Ende des Gastwirtsbetriebs diente das Haus den Eigentümern erst als Wohnhaus und für Mietwohnungen. Am 16. Februar 2016 brannte der Dachstuhl des Gebäudes. Das Feuer konnte durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehren zwar bald gelöscht werden, aber durch das Wasser der Löscharbeiten musste das gesamte Gebäude saniert werden. Ein neuer Eigentümer vermietet nun mehrere Wohnungen, die nach weiteren Umbaumaßnahmen entstanden sind.

Quellen: Siegried Poblotzki: Geschichte der Grenzlandgemeinde Waidhaus 1979 / Persönliche Familienchronik, aufgezeichnet von Anton Voit 1984

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