Den Lebenden die Augen öffnen: Weiden enthüllt Gedenktafel

Weiden. Der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar ist in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Jahr 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Auch die Stadt Weiden hat 91 Opfer des Nationalsozialismus zu beklagen. Anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel für diese 91 Frauen und Männer gab die Stadt Weiden im großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses einen Empfang. 

Von Jürgen Wilke

Gedenktafel Opfer Nationalsozialismus Weiden
Gemeinsam enthüllen die Ehrengäste die Gedenktafel (von links): Werner Friedmann, Ludwig Friedmann, Kurt Seggewiß, Lothar Höher, Uli Grötsch und Dr. Stephan Oetzinger.

Der Gedenktag ist als Jahrestag auf den Tag bezogen, an dem am 27. Januar 1945 die Truppen der Roten Armee die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Auschwitz befreiten. Zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

Seit Generationen in Weiden zu Hause

„Es ist unser tiefstes Anliegen, diese Opfer des Unrechtregimes angemessen zu würdigen“, sagte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß im Beisein von Bürgermeister Lothar Höher sowie zahlreicher Persönlichkeiten aus der Politik, den Schulen und des öffentlichem Lebens.

Der OB fuhr fort: „Damals wurden 55 Weidener Jüdinnen und Juden ermordet. Weitere jüdische Frauen, Männer und Kinder konnten ihr Leben nur retten, weil sie es schafften, rechtzeitig ins Ausland zu gelangen. Sie alle kamen aus Familien, die oft seit Generationen in Weiden zu Hause waren.“

Gedenktafel Opfer Nationalsozialismus Weiden

Unter den Zuhörern waren auch Angehörige der Familien Mörtl, Friedmann, und Turbanisch deren Vorfahren von den Nazis verfolgt wurden. Die beleuchtete Gedenktafel hängt unmittelbar neben dem Eingang zum großen Sitzungssaal. Wer nah daran vorbeigeht, löst einen Bewegungsmelder aus. Danach geht das Licht an und auf der Tafel sind 91 Namen von Frauen und Männern aufgelistet. Daneben stehen Geburtsjahr, Sterbeort und Todesdatum.

Mahnmal für nachfolgende Generationen

„Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen“, zitierte Seggewiß ein slawisches Sprichwort. „Und mit dieser Gedenktafel enthüllen wir heute ein Erinnerungs– und Mahnmal, das uns und den folgenden Generationen die Augen öffnen kann“, so der OB abschließend.

Die Enthüllung der Gedenktafel wurde begleitet von der Präsentation einer Broschüre, die als wichtiges Zeitdokument die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Weiden akribisch und hochinteressant aufarbeitet. Das Trio Johanna Luther, Hans-Joachim Grajer und Janusz Skutella umrahmte mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven den Festakt musikalisch.

Gedenktafel Opfer Nationalsozialismus Weiden
Das Trio Hans-Joachim Grajer, Johanna Luther und Janusz Skutella (von links).

Fotos: Jürgen Wilke

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