SPD-AG 60 plus auf einer Reise in die Vergangenheit

Wackersdorf. Orte des Widerstands gegen die WAA besuchten die Senioren der SPD-AG 60 plus Oberpfalz. Dabei erwies sich der einstige Widerständler Wolfgang Nowak als profunder Erzähler und charmanter Begleiter der circa 50 SPD-Senioren.

Wolfgang Nowak (rechts) war ein Mitstreiter des WAA-Widerstands und Weggefährte von Hans Schuierer. Noch heute führt Nowak Besucher über das Gelände bei der letztlich gescheiterten Wiederaufarbeitungsanlage. Das Foto zeigt Nowak (rechts) bei einem Rundgang mit der SPD 60 plus-AG vor wenigen Monaten. Foto: Udo Fürst
Wolfgang Nowak (rechts) war ein Mitstreiter des WAA-Widerstands und Weggefährte von Hans Schuierer. Noch heute führt Nowak Besucher über das Gelände bei der letztlich gescheiterten Wiederaufarbeitungsanlage. Das Foto zeigt Nowak (rechts) bei einem Rundgang mit der SPD 60 plus-AG vor wenigen Monaten. Foto: Udo Fürst
Zwei hoch interessante Stunden erlebten die Oberpfälzer SPD-Senioren auf dem ehemaligen WAA-Gelände in Wackersdorf. Beim BMW-Eerk erinnert eine eher bescheidene Tafel an die Ereignisse von damals. AG-Vorsitzender Reinhold Strobl hatte die Fahrt organisiert. Fotos: Udo Fürst
Zwei hoch interessante Stunden erlebten die Oberpfälzer SPD-Senioren auf dem ehemaligen WAA-Gelände in Wackersdorf. Beim BMW-Eerk erinnert eine eher bescheidene Tafel an die Ereignisse von damals. AG-Vorsitzender Reinhold Strobl hatte die Fahrt organisiert. Fotos: Udo Fürst
Ex-MdL Reinhold Strobl hatte die
Ex-MdL Reinhold Strobl hatte die “Reise in die Vergangenheit” organisiert. Foto: Udo Fürst
Aufmerksam lauschtgen Teilnehmer den Erläuterungen des WAA-Gegners Wolfgang Nowak. Foto: Udo Fürst
Aufmerksam lauschtgen Teilnehmer den Erläuterungen des WAA-Gegners Wolfgang Nowak. Foto: Udo Fürst
Walter Pritzl aus Regensburg war auch aktiv bei den Protesten gegen die geplante WAA. Auch er berichtete von damaligen Erlebnissen. Foto: Udo Fürst
Walter Pritzl aus Regensburg war auch aktiv bei den Protesten gegen die geplante WAA. Auch er berichtete von damaligen Erlebnissen. Foto: Udo Fürst
Udo Fürst
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Es war eine Reise in die Vergangenheit für einige der älteren Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Der frühere Landtagsabgeordnete Reinhold Strobl und Vorsitzende der Oberpfälzer SPD-Arbeitsgemeinschaft (AG) 60 plus hatte zu der Infofahrt eingeladen und fast 50 Mitglieder waren dem Ruf gefolgt. Die Tour führte unter anderem durch das Gelände der unvollendeten WAA (Wiederaufarbeitungsanlage) und zum Franziskus-Marterl im Taxöldener Forst.

Viele Erinnerungen

Bei einigen Teilnehmern kamen viele Erinnerungen auf an die Zeit vor fast 40 Jahren, als sich Tausende Menschen gegen die Pläne der Bayerischen Staatsregierung aufgelehnt hatten und so entscheidend verhinderten, dass dieses Mammutprojekt realisiert wurde. Eigentlich hätte die Ikone des damaligen Widerstands, Ex-Landrat Hans Schuierer, auch dabei sein sollen, doch war der 91-Jährige erkrankt.

Allerdings fanden die interessierten Besucher im Fronberger Wolfgang Nowak einen hoch kompetenten und erzählfreudigen „Ersatz“, der in den zwei Stunden zahlreiche Anekdoten und interessante Geschichten von damals zum Besten gab. Die Bezeichnung Strobls für Nowak als „Lexikon des WAA-Widerstands“ war deshalb völlig angemessen, wie sich schnell herausstellen sollte.

Kämpfer für Demokratie

Nowak geht es überhaupt nicht darum, zu demonstrieren, was für tolle Hechte die WAA-Gegner waren, sondern er schildert unaufgeregt, aber eindringlich, wie man als Bürger kritisch sein und für Demokratie, Grundrechte oder Umwelt eintreten müsse. „Und das braucht Durchhaltevermögen.“ Nach einer kurzen Stippvisite zum heute von BMW genutzten Brennelementelager fuhren die Teilnehmer in den Taxöldener Forst.

Dort hatten die WAA-Gegner ein Marterl aufgestellt und der Burglengenfelder Holzbildhauer Stefan Preisl aus einem Fichtenstamm eine 1,60 Meter große Christusfigur an einem zehn Meter hohen Fichtenkreuz gefertigt. In diesem zweiten Anti-WAA-Hüttendorf namens „Freies Wackerland“ trafen sich Demonstranten aus ganz Deutschland und Europa, hauptsächlich aber auch Oberpfälzer, lange Zeit jeden Sonntag zu Gebeten und Andachten.

Gasgranaten gegen Demonstranten

„Wir müssen die Geschichte immer in Erinnerung behalten“, sagte Reinhold Strobl, und bedauerte, dass heutzutage kaum noch ein junger Mensch wisse, was damals an dieser Stelle passiert sei. Er, Nowak und der Regensburger Walter Pritzl erinnerten an die teilweise willkürliche Verfolgung vieler, meist friedlicher Demonstranten durch Polizei und Staatsanwaltschaft.

„Die Polizei kam damals immer zu den Arbeitsstellen und nicht nach Hause, um Druck auf die Leute aufzubauen“, sagte Wolfgang Nowak. Die Gewalt der Protestierenden sei in erster Linie durch das unverhältnismäßige Verhalten der Polizei ausgelöst worden. „Das Polizeiauto brannte erst, nachdem die Polizei Wasserwerfer eingesetzt und uns mit Gasgranaten beschossen hat“, wussten Strobl und Nowak.

Unscheinbare Hinweistafel

Heute erinnert außer der Gedenkstätte im Wald nur noch eine unscheinbare Hinweistafel nahe des BMW-Werks an die Ereignisse von damals. „Eine angemessenere Erinnerung hat bisher der Kreistag mit seiner CSU-Mehrheit verhindert“, erklärte Wolfgang Nowak. Strobl sagte: „Dabei könnten die Oberpfälzer stolz auf sich sein und dankbar für die Unterstützung von auswärts. Ohne den starken Widerstand stünde heute in Wackersdorf die WAA.“

„Nur der Anfang“

Wolfgang Nowak wäre nicht Wolfgang Nowak, würde er den Blick nur rückwärts richten. „Wichtig war, dass wir den Anfang gemacht haben. So was hat es in Bayern nie gegeben. Jetzt müssen wir auf die Kinder und Jugendlichen hoffen.“ Beispielhaft nannte der auch als „sanfter Kämpfer gegen die WAA“ bezeichnete Fronberger die Freitagsdemonstrationen für das Weltklima.

Die Wiederaufbereitungsanlage (WAA) Wackersdorf (Landkreis Schwandorf) sollte ab Ende der 1980er Jahre Kernbrennstäbe aus Atomkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland aufbereiten. Im Zuge der Planungen zum Bau der WAA kam es zu massiven Protesten der lokalen Bevölkerung, denen sich aus dem gesamten Bundesgebiet Atomkraftgegner anschlossen. Dennoch trieb die Staatsregierung unter Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU, 1915–1988) das Projekt vehement voran. Teilweise eskalierten die Proteste am geplanten Betriebsgelände, 1986 kam es zu drei Todesfällen. Das heftig umstrittene Projekt musste schließlich Ende der 1980er Jahre aufgrund der Widerstände aus der Bevölkerung, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen, eingestellt werden. Auf dem bereits gerodeten Gelände entstand in der Folge ein wichtiges Industrie- und Gewerbezentrum der Region. Wackersdorf gilt bis heute als Symbol für den Widerstand gegen die Nutzung der Kernenergie.

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