Stadt lehnt bislang ab: Kein eGon-Zugang für die Weidener Schulen
Weiden/Neustadt/WN. Über das Behördenportal eGon können sich unter anderem Schulen kostenlos Equipment, wie Hardware oder Möbel, sichern, das andere Ämter dort reingestellt haben. Im Landkreis Neustadt/WN wird das Angebot fleißig genutzt, in Weiden wollen die Grünen jetzt Dampf machen.
eGon. Nein, kein falsch geschriebener männlicher Vorname, die vier Buchstaben stehen für „entbehrliche Gegenstände online“. In dieses Portal stellen bayerische Behörden alles rein, was sie nicht mehr brauchen oder ausrangieren. Büromöbel zum Beispiel, aber auch Rechner und Server. Andere Ämter und öffentliche Einrichtungen können sich dort kostenlos eindecken. Alle Schulen, für die der Landkreis Neustadt/WN Sachaufwandsträger ist, tun das bereits. Und in der Stadt Weiden? Fehlanzeige. Das soll sich auf Antrag der Grünen-Fraktion im Stadtrat ändern. Sie macht sich dafür stark, dass auch die einzelnen Bildungsstätten in der Max-Reger-Stadt einen eGon-Zugang bekommen.
Schulen im Landkreis Neustadt/WN nutzen eGon
Im Landkreis Neustadt/WN jedenfalls nutzen die Schulen intensiv diese Möglichkeit zur Schnäppchenjagd. Pressesprecher Marcel Weidner hat mal die Liste erstellt. Darauf findet man unter anderem 50 zwei Jahre alte Snom-Telefone, die das Bayerische Landesamt für Pflege in Amberg abgegeben hat, oder 70 Monitore, die das Landesamt für Finanzen in Gebrauch hatte und dann in der Wirtschaftsschule in Eschenbach eine Verwendung fanden. Dorthin wanderte auch ein 75-Zoll-Display, das nach der Auflösung des Nabburger Impfzentrums einen neuen Nutzer suchte. Als durchweg positiv beschreibt der Landratsamtssprecher die Erfahrungen mit dem eGon-Programm.
Findiges Kepler-Gymnasium
In der Stadt Weiden sieht es ganz anders aus. Im Rathaus hat man einen eGon-Zugang. Die Schulen bislang nicht. Beim Kepler-Gymnasium hat man es bislang trotzdem geschafft, dank engagierter Lehrkräfte und eines aufmerksamen Elternbeiratsvorsitzenden, auf diesem Portal zuzuschlagen und Gegenstände im Wert von mehreren 10.000 Euro zu beschaffen.
Darunter auch ein Flügel und ein Klavier, teure Instrumente, die das Münchner Gärtnerplatz-Theater nicht mehr brauchte. „Wir mussten uns nur um den Transport kümmern“, erzählt Schulleiterin Sigrid Bloch. Laptops, Monitore und Server hat man sich angelacht und 40 große Tische, die als Lehrerpulte genutzt werden. Außerdem hat man PCs „abgegriffen“. Die haben Schüler bekommen, die sich selber keinen leisten können.
Drohne für die Schülerforschungswerkstatt
Sogar eine Drohne ist mittlerweile im Eigentum des Gymnasiums. Die kommt in der Schülerforschungswerkstatt zum Einsatz. Vorher hatte man sie beim Wasserwirtschaftsamt steigen lassen. Gebraucht hätte man auch einen Rollstuhl, zum Beispiel für verletzte Schüler. Ein Corona-Impfzentrum hatte sie bei eGon reingestellt. „Wir waren leider zu spät dran“, bedauert die Schulleiterin. Denn schnell muss man sein. „Die Vergabe funktioniert nach dem Windhundsystem“, erzählt sie. Sigrid Bloch, aber auch der Elternbeirat verstehen nicht, warum die Stadt sich bislang weigert, den Schulen den Zugang zu ermöglichen. „Wir könnten auf diese Weise viel, viel Geld sparen.“ Und gleichzeitig die Attraktivität des „Kepler“ steigern.
Fraktionschef Karl Bärnklau schüttelt den Kopf
Die ablehnende Haltung kann der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Karl Bärnklau – gerade mit Blick auf die angespannten Finanzen der Stadt – nicht nachvollziehen. Er hatte eine Anfrage an die Verwaltung gestartet. Die Antwort, die er bekommen hat, stellt ihn aber alles andere als zufrieden. Im Rathaus befürchtet man nämlich, einen veralteten Gerätemix an den Schulen zu bekommen, der die Wartung und die Betreuung verkomplizieren würde. Außerdem könne man Sicherheitsprobleme nicht ausschließen. Bärenklau schüttelt den Kopf. „In dem Portal werden doch nur Gegenstände angeboten, die auch wirklich funktionieren.“
Probeeinführung für zwei Jahre
Und auch die Sicherheitsfrage lasse sich, wie bei einer Kaffeemaschine, schnell abklären. „PC-Stecker in die Steckdose rein und das Gerät hochfahren. Dann weiß man gleich Bescheid.“ Für ihn gibt es keinen Grund, den eGon-Zugang zu verweigern. Im Gegenteil. „Die Stadt wäre gerade mit Blick auf die finanzielle Lage gut beraten, zuzustimmen.“ Er könnte sich eine auf zunächst zwei Jahre begrenzte Einführung – sozusagen auf Probe – vorstellen. Danach sollte über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Schulabteilung sucht zentral für die Schulen auf eGon
Auf ECHO-Anfrage verweist man im Rathaus darauf, dass ja die Schulabteilung einen Zugang zum Portal hat. Und die prüfe in regelmäßigen Abständen die Inserate auf eGon und gleiche die mit den schulischen Bedarfen ab. „Aufgrund der negativen Erfahrungen der Vergangenheit und den Empfehlungen des zuständigen Ministeriums verzichtet man auf den Erwerb von gebrauchter Hardware“, erklärt man dort weiter. Außerdem seien die Administrationskosten und der Aufwand, fremde Geräte zu betreiben, um ein Vielfaches höher als die Betreuung von neuen, intern standardisierten und mit einer Garantie versehenen Geräten.
* Diese Felder sind erforderlich.