Mehr Netto vom Brutto

Falkenberg. Dass mehr Netto vom Brutto bleibt, haben schon viele in Aussicht gestellt – doch wenige so überzeugend wie die beiden Weidener Steuerberater Christian Gebell und Joachim Keller.

Die Wirtschaftsjunioren hatten geladen und der Zuspruch war enorm: Wer es versäumt hatte, den Aufzug zu nehmen, kam ein wenig kurzatmig im Kapitelsaal der frisch sanierten Burg an, galt es doch 170 Stufen bis hinauf durch den neu getriebenen Stollen im Falkenberger Granitfels zu steigen.

Wirtschaftsjunioren Burg Falkenberg
WJ-Kreissprecher Josef Maier begrüßte die Referenten Steuerberater Christian Gebell und Steuerberater Joachim Keller.

Dafür entschädigte ein ungewöhnlicher Weg mit Einblicken ins Innere des imposanten Felssporns, auf dem die Burg inmitten des Marktes seit tausend Jahren hoch über der Waldnaab thront. Die Sanierung des historischen Bauwerks hat in den vergangenen Jahren über acht Millionen Euro gekostet, 1,5 Millionen davon musste die Gemeinde aufbringen.

Als wäre der Aufstieg ein Omen für das Folgende gewesen, ging es für Junioren, Wirtschaftsclub, Vertreter der Städte Tirschenreuth und Weiden und etliche Personalleiter auch danach anstrengend, aber lohnenswert weiter. Auf dem Programm stand ein 80-minütiges Vortragsprogramm zum Thema „Nettolohnoptimierung stärkt Bindung“.

Zur Sache, Junioren

Die beiden Mitglieder Christian Gebell und Joachim Keller, beide Steuerberater in eigener Praxis in Weiden, hatten sich vorgenommen, ihren Zuhörern ein vernachlässigtes Gebiet der Unternehmensführung nahe zu bringen. Viele Unternehmer kümmerten sich leider kaum um die Möglichkeiten, die das Steuerrecht biete, damit sowohl dem Arbeitgeber als auch dem Arbeitnehmer am Ende mehr Geld übrig bleibe, so Gebell.

Wer freilich Steuern und Sozialabgaben sparen will, muss dafür üblicherweise tief in die Details einsteigen – so war es auch in diesem Fall. Generell ist es für Unternehmer wichtig zu wissen, dass sich sowohl ein bereits bestehendes Gehalt als auch zusätzliche Gehaltsbestandteile oder Lohnerhöhungen steuerfreundlich in verschiedenste Dinge umwandeln lassen.

Allerdings gilt auch: Gesetzliche oder tarifliche Mindestlöhne dürfen durch die Umgestaltung nicht unterschritten werden. Außerdem bedarf es bei der Umwandlung von bereits bestehendem Gehalt immer einer ausdrücklichen Vereinbarung durch Änderung des Arbeitsvertrags und eines rechtswirksamen Verzichts bei der Sozialversicherung.

Reisekosten, Restaurantschecks oder geliehene iPads

Sind die Voraussetzungen erfüllt, stehen der Gestaltungsfreude eine Vielzahl von Instrumenten zur Verfügung: So lassen sich zum Beispiel mit Reisekostenvergütungen, der Übernahme von Umzugskosten, Essensmarken oder Benzingutscheinen Steuern und Sozialabgaben sparen.

Wenig bekannt sei bislang die Möglichkeit, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern PCs oder Tablets überlassen und zudem ihre Telefonkosten übernehmen können, auch wenn die Verträge auf die Mitarbeiter laufen, so Steuerberater Gebell.

Selbstverständlich gilt für die einzelnen Maßnahmen immer das Kleingedruckte des Steuerrechts. Doch wer die Mühe nicht scheut, viele Einzelmaßaspekte zu nutzen, dem winkt als Arbeitgeber von 20 Mitarbeitern eine jährliche Ersparnis von rund 10.000 Euro. Auch die Arbeitnehmer profitieren – eine Steuerersparnis von 150 Euro im Monat bei einem Bruttolohn von 3.000 Euro, unterstellten zwei Kindern und der Steuerklasse 3 sei durchaus realistisch, so Steuerberater Keller.

Wirtschaftsjunioren Burg Falkenberg
Netzwerken im historischen Ambiente

Einstieg bei Lohnerhöhung

Wem als Unternehmer die Umstellung bei seinen laufenden Arbeitsverträgen zu mühselig ist, dem bleibt die Möglichkeit, bei Lohnerhöhungen oder dem Weihnachtsgeld lohnsteuer- und sozialabgabenfreundliche Ersatzmodelle zu wählen.

Das können bei zusätzlichen Leistungen etwa ein Kindergartenzuschuss, die Übernahme der Gebühren für gesundheitsförderliche Kurse oder bei einem besonderen Anlass wie dem Geburtstag auch Eintrittkarten sein. Wichtig ist hier, dass Arbeitgeber auf die genauen Regelungen achten, nichts bar auszahlen und die Obergrenzen nicht überschreiten.

Tagungszentrum mit Geschichte

Einige Zuhörer fragten hier ganz genau nach, andere winkten ab und verlassen sich wohl lieber auf ihren Berater. Wer von solcher Detailfülle an gesetzlichen Reglungen freilich sicherlich nichts hätte wissen wollen, waren die adeligen Burgherren, die an selber Stelle vor tausend Jahren ihren Zehnt abforderten.

Die Wirtschaftsjunioren wählten den besonderen Rahmen für die Auftaktveranstaltung einer ganzen Reihe. Unter dem Motto „Zur Sache, Junioren“ diskutieren sie künftig regelmäßig wichtige Themen aus dem unternehmerischen Tagesgeschäft. Dabei informieren Mitglieder aus ihrem Arbeitsfeld und geben Tipps zu konkreten Fragestellungen. Für den Herbst ist eine Veranstaltung aus dem Bereich Marketing mit Werbeprofi Florian Schläger geplant.

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