Bitte mehr davon: Harry G hielt dem Publikum den Spiegel vors Gesicht

Amberg. Das Amberger Congress Centrum war beim erfrischend unterhaltsamen Comedy-Auftritt von Grantler Harry G bis zum letzten Platz ausverkauft. Die Besucher erlebten eine fulminante Darbietung des gebürtigen Regensburgers, der auch dem Amberger Publikum immer wieder schonungslos den eigenen Spiegel vors Gesicht hielt.

Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut

Der zweifache Familienvater regte sich in seiner unnachahmlichen Weise unter anderem über Tesla (“Thermomix auf Räder”) und Skoda-Fabia-Fahrerinnen und -Fahrer auf, prangerte die Vorzeigefamilien in der TV-Werbung an und hatte mit „Schworzafeld“ schnell den Running-Gag gefunden. Mit gekonnter Mimik und Dialektvielfalt (Sächsisch, fränkisch, holländisch und vielem mehr) grantelte sich der Wahlmünchner in Hochform.

Harry G outete sich als Frühaufsteher um etwas Me-Time zu haben, berichtete von seinen Old-Men-Noises (Geräusche älterer Männer) und machte kein Hehl daraus, dass er sehr große Schadenfreude für Autos im Stau empfindet, solange er nicht mitten drin steckt. Ein Highlight zweifelsohne die Story vom Apple-Store-Besuch (“Internet spinnt”), bei der im Publikum kein Auge trocken blieb.

Selbstverständlich bekamen die Preiß’n genauso ihr Fett weg wie mancher Prominenter oder Politiker (über Söder: „Ich bin gekommen, um zu bleiben“). Die Kommentare vom Kettenraucher Fonse und die Dialoge mit dem Publikum, die sehr viel Situationskomik beinhalteten, rundeten eine rundum gelungene Performance ab.

Minutenlanger ohrenbetäubender Applaus war der gerechte Lohn für Comedy-Unterhaltung in Perfektion.

Zusatzvorstellung

Da die Show in Amberg in kürzester Zeit ausverkauft war, wurde für den 16. Januar gleich eine Zusatzvorstellung an selber Stelle vereinbart, außerdem gastiert er am 4. Dezember in der Neunburger Schwarzachtalhalle und nur einen Tag später in der Max-Reger Halle.

Karten gibt es hier.

Markus Stoll im Interview

OberpfalzECHO: Vom Social-Media Star zum erfolgreichen Comedian und Schauspieler. Was glaubst du, war der oft so zitierte Dosenöffner für diese Karriere?

Markus Stoll (Harry G): Der Start waren meine Wiesn-Videos in Social Media. Alles, was seither im Netz zu sehen ist, flankiert meine Karriere als Comedian, immerhin bin ich inzwischen schon mit dem vierten Bühnenprogramm auf Tour. Das Granteln und Ablästern gefiel und gefällt den Leuten gestern wie heute. Das liegt auch daran, dass es zu jeder Zeit „Aufreger“ gibt, die ich aufgreife und stellvertretend für viele Menschen „einordne“ (lacht).

Das Granteln ist dein Markenzeichen. Gilt das nur für Harry G auf der Bühne oder auch für Markus Stoll im Privatleben?

Stoll: Das gilt für Markus Stoll im Privatleben genauso. Ich kann mich über viele Sachen aufregen, als Harry G darf ich es aber im TV, in Videos oder auf der Bühne unverblümt an die Frau und an den Mann bringen ohne über Konsequenzen nachdenken zu müssen.

Immer mit offenen Augen durchs Leben gehen. Leben und leben lassen, Aber nicht um jeden Preis, wenn einem etwas nicht passt oder man mit etwas nicht zufrieden ist, darf und soll man das auch sagen.

Du bist schlagfertig und wirkst immer sehr gefasst. Gab es schon mal die eine oder andere Situation, bei der du völlig überrascht und überfordert warst?

Stoll: Das ist eine gute Frage. Vielleicht in der Corona-Zeit, da war es, aus der heutigen Sicht betrachtet, ein Wahnsinn, was wir da alle auf uns genommen hatten. Eine lange Zeit war ich nur online präsent, nicht im direkten Kontakt mit meinem Publikum zu sein, das hat mir schon zugesetzt, das ist nämlich genau das, was ich an meinem Beruf am meisten liebe.

Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut
Foto: Peter Gattaut

Wer gehörig austeilt, muss bekanntlich auch einiges einstecken können. Wie muss man sich die geballte Resonanz vorstellen, die dir oftmals um die Ohren fliegt?

Stoll: Tatsächlich hält sich der Gegenwind, gerade auch im Mecker-Medium Social Media, durchaus in Grenzen. Ich ecke natürlich schon öfter mal an, aber ich bin jetzt nicht der Typ, der es um jeden Preis völlig grundlos darauf anlegt. Ein richtiger „Shitstorm“ ist mir bisher erspart geblieben.

Seit 2015 bist du nicht nur im TV stets präsent. Wann gibt es die erste eigene Harry-G-Show im Fernsehen? Die Frage hatte ich dir beim letzten Interview 2017 schon mal in Amberg gestellt, mit deiner Antwort frag mich in ein paar Jahren noch mal, hiermit geschehen?

Stoll: Auf Amazon Prime hatte ich in meiner eigenen Serie „Der Beischläfer“ über zwei Staffeln zumindest schon mal eine Hauptrolle (lacht). Auch in zahlreichen Serien und Kino-Produktionen hatte ich kurze Gastrollen, aber eine eigene TV-Show habe ich bisher nicht. Was nicht ist, kann ja noch werden, aber auch nur dann, wenn es sich mit meinem Terminkalender vereinbaren lässt.

Markus Stoll (Harry G)

Der gebürtige Regensburger (44) verbrachte einen Teil seiner Jugend am Schliersee. Nach dem Abitur studierte er Betriebswirtschaft in Innsbruck und Buenos Aires. Nach Abschluss des Studiums begann er zunächst im Bereich „Venture Capital“ zu arbeiten und gründete schließlich ein eigenes „Social-Media Marketing-Unternehmen“.

Schon zu dieser Zeit begann Markus Stoll erste humoristische Videoclips auf YouTube zu veröffentlichen. Sein YouTube-Video zum Wies’n-Start 2013, in dem er über die Eigenheiten des Volksfestes und seiner Besucher „grantelt“, war die Geburtsstunde seiner Kunstfigur Harry G.

Seit 2020 ist er bei Bayern 3 mit einer wöchentlichen Comedy vertreten. Von 2015 an gehört er zur festen Besetzung der Comedy-Sendung „Grünwald Freitagscomedy“ im Bayerischen Rundfunk. 2017 erschien „Unter Deppen – Vom Leben mit den Isarpreißn und anderen Rindviechern“, das erste Buch des Künstlers.

Als Schauspieler ist er seitdem in vielen Gastrollen (unter anderem „Dahoam is Dahoam“, Rosenheim-Cops) zu sehen. 2018 und 2019 agierte Markus Stoll beispielsweise in „Sauerkrautkoma“ und “Leberkäsjunkie” auf der Kinoleinwand.

2020 bis 2021 spielte er die Hauptrolle in der Amazon-Serie „Der Beischläfer“. Von 2020 bis 2023 war er erfolgreich mit seinem neuen Bühnenprogramm „Hoamboy“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour. 2024 startete sein neues Bühnenprogramm HoamStories.

* Diese Felder sind erforderlich.