Brigitte Scharf, eine Politikerin, die ihr Herz am richtigen Fleck hat

Erbendorf. Sie ist eine der dienstältesten Politikerinnen der nördlichen Oberpfalz. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund und wird dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – überall geschätzt. Auch bei der Konkurrenz.

In ihrem kleinen Garten hat sich die Bezirksrätin ein echtes Idyll geschaffen. Vor allem die Hauswurz-Aufzucht hat es ihr angetan. Foto: Udo Fürst

Schriftführerin und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Vorsitzende des VdK-Ortsverbands und des AWO-Ortsvereins, SPD-Kreisvorsitzende, Kreisrätin, Bezirksrätin: Es gibt kaum einen ehrenamtlichen Posten, den Brigitte Scharf noch nicht ausgeübt hat. Kaum jemand wird behaupten können, dass sie all das nicht immer leidenschaftlich getan hat. Wortgewaltig, furchtlos und geradlinig, so kennt man die 65 Jahre alte gebürtige Krummennaaberin. Wegen ihres Berufs als Rentensachbearbeiterin ist sie vor vielen Jahren nach Erbendorf gezogen, wo sie bis heute lebt und wo sie fast alle oben erwähnten Ehrenämter ausgeübt hat. “Das war eigentlich umsonst. Denn die Entscheidung, Krummennaab nach Erbendorf einzugliedern, wurde wenig später wieder revidiert. Aber da war ich schon umgezogen und so lebe ich noch heute hier. Ich bin aber immer eine Krummennaaberin geblieben.”

Sie gehen für den Stimmkreis 307 Tirschenreuth ins Rennen um die Landtags- und Bezirkstagswahl im Oktober (von links): Martin Gallersdörfer (Wahlkreiskandidat Landtag), Brigitte Scharf (Stimmkreiskandidatin Bezirkstag), Karolina Forster (Wahlkreiskandidatin Bezirkstag) und Landtagskandidat Karl-Georg Haubelt. Foto: Udo Fürst

“Renten-Brigitte” ist gefragt

Apropos Renten: Brigitte Scharf gilt als eine der profundesten Kennerinnen der Materie, was ihr einst den Spitznamen “Renten-Brigitte” eingebracht hat. Noch heute hilft sie als ehrenamtliche Beraterin der Deutschen Rentenversicherung Frauen und Männern bei allen Rentenfragen. Nach 46 Berufsjahren weiß die früher bei der Gemeinde Krummennaab angestellte Fachfrau nicht mehr genau, wie viele Menschen sie in Rentenfragen beraten hat. “Einige Hundert waren das schon.” Das Thema lässt sie wohl so schnell auch nicht mehr los. “Ich arbeite heute als Rentnerin mehr als früher, sagt sie schmunzelnd.”

Das komme auch daher, weil viele Kommunen keine Rentenberater mehr hätten. “Hier wird an der falschen Stelle gespart”, kritisiert Scharf.

Stolz auf Ehrenvorsitz

Ein einschneidendes Erlebnis brachte Brigitte Scharf, die Willy Brandt und Renate Schmidt als ihre politischen Vorbilder nennt, 1982 zur Politik und zur SPD: das Misstrauensvotum im Bundestag gegen Helmut Schmidt. “Da hab ich mir gesagt, das gibt es doch nicht, dass ein Bundeskanzler wegen einiger Abweichler gestürzt werden kann.” Gegen solche Ungerechtigkeiten wollte ich etwas unternehmen”. Im Ortsverein Erbendorf sei sie dann bald Delegierte für die Unterbezirkskonferenz und später Schriftführerin geworden. “Das war für mich prägend. Ich war mächtig stolz, einstimmig gewählt zu werden.” Heute müsse man junge Leute, sofern man überhaupt welche finde, mit dem Argument überreden, einen Posten zu übernehmen, in dem man sagt, dass es da nicht viel zu tun gibt. “Eine Konferenz im Jahr, das geht grade noch.”

In Erbendorf engagierten sich aber glücklicherweise mehrere junge Leute in der SPD. Dabei habe sie mit Petra Thomas auch eine bestens geeignete Nachfolgerin als Ortsvorsitzende gefunden. “Es hat mich mächtig stolz gemacht, dass mir diese jungen Sozialdemokraten zu meiner Ernennung zur Ehrenvorsitzenden des Ortsvereins gratuliert haben.” Sie habe in allen Vereinen und Verbänden, in denen sie Vorsitzende war, darauf geachtet, jüngere Nachfolger zu finden. Scharf: “Das ist mir immer gelungen. Ich habe nie an einem Posten geklebt. Du musst wissen, wann du aufhörst.”

Kürzlich machte der SPD-Ortsverein Brigitte Scharf zur Ehrenvorsitzenden. Bei der Überreichung der Ehrenurkunde (von links): Stadtrat und Landtags-Listenkandidat Martin Gallersdörfer, Ortsvorsitzende Petra Thomas, Brigitte Scharf und Geschäftsführer Franz Bauer junior. Foto: Antje Koller

Zehn Jahre im Bezirkstag

Insgesamt zehn Jahre ist Brigitte Scharf Bezirksrätin. Von 2008 bis 2013 und wieder seit 2018. Die Politikerin macht das mit Leidenschaft, weil sich der Bezirk zu 95 Prozent mit sozialen Fragen und Einrichtungen beschäftige – “also genau mein Thema”. In dem Gremium arbeite man parteiübergreifend ausgezeichnet zusammen – mit Ausnahme einer Gruppierung, die noch nicht allzu lange im Bezirkstag vertreten sei. Eine Art Koalition gebe es mit dem Wiesauer CSU-Bezirksrat Toni Dutz. “Wir arbeiten Hand in Hand für die nördliche Oberpfalz und für unseren Landkreis”, sagt Scharf. Auch mit dem Weidener Lothar Höher (CSU) gebe es viele Schnittmengen. Die Sozialdemokratin bedauert, dass ihr Wiesauer Kollege nach einem parteiinternen Zwist in der CSU ausgebootet worden sei.

Was macht eigentlich der Bezirkstag?

  • Gesundheitswesen (Einrichtungen für Psychiatrie, Neurologie und Suchtkranke)
  • Sozialwesen (überörtlicher Träger der Sozialhilfe für Behinderte und ältere Mitbürger in Einrichtungen)
  • Kultur- und Heimatpflege (Freilichtmuseen)
  • Schulwesen (Schulen für Hör- und Sprachgeschädigte)
  • Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg
  • Berufsfachschule für Krankenpflege und Krankenpflegehilfe in Regensburg
  • Fachberatung für Fischerei und Teichwirtschaftlicher Beispielsbetrieb in Wöllershof
  • Studentenwohnheim in Regensburg
  • Schutz der Natur und Gewässer (Gewässer zweiter Ordnung und Fischereiwesen)
  • 70-prozentige Beteiligung am Zweckverband Sibyllenbad

“Jede Unterstützung für das Sibyllenbad”

Vehement verteidigt die Erbendorferin die Unterstützung des Bezirks als Mehrheitseigner des Zweckverbands (70 Prozent) für den Heilquellenkurbetrieb Sibyllenbad. “Trotz hoher Ausgaben ist das Bad jeden Cent wert. Es ist ein Vorzeigebetrieb für die Oberpfalz, unersetzlich für den Tourismus und ein wichtiger Arbeitgeber. “Eine solche Einrichtung kann kaum kostendeckend sein. Bei dem Aushängeschild für die Gesundheitsvorsorge sei Stillstand ein Rückschritt.

Eine große Leidenschaft von Brigitte Scharf ist neben ihrem Garten und Wanduhren sammeln das Stricken. Dabei strickt die Sozialdemokratin nicht nur rote Socken. Foto: Udo Fürst

Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigung

Auch wenn Helmut Schmidt, wegen dem sie einst in die Politik ging, die Aussage “Wer Visionen hat, sollte zum Arzt” nachgesagt wird: die Bezirksrätin hat sehr wohl eine Vision. “Ich möchte helfen, Wohnformen für Menschen mit Beeinträchtigung im Landkreis Tirschenreuth zu schaffen. Es gibt genügend ungenutzte Gebäude, die dafür infrage kommen.” Dafür wolle sie sich einsetzen, wenn sie noch mal gewählt werde. “Eine Periode würde ich gerne noch machen”, gibt sie zu. Am 8. Oktober oder spätestens einen Tag danach wird sie wissen, ob es nochmal geklappt hat.

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