Der Rotary Club Weiden präsentiert das Bayerische Landesjugendorchester

Weiden. Nach 2023 gastierte bereits zum zweiten Mal das Bayerische Landesjugendorchester in Weiden. Die Zuhörer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus.

20240104 BLJO und Rotary Foto: Martin Stangl
Auf Einladung des Rotary Clubs Weiden gastierte das Bayerische Landesjugendorchester in der Max-Reger-Halle. Foto: Martin Stangl

Als vor einigen Jahren das traditionelle Osterkonzert des Rotary Clubs Weiden eingestellt wurde, waren viele Musikbegeisterte in der Max-Reger-Stadt traurig. 25 Jahre gastierte die Internationale Junge Orchesterakademie (IJOA) zuverlässig Jahr für Jahr in Weiden. Die Rotarier suchten nach einem Ersatz und fanden einen Schatz direkt vor der Haustüre: das Bayerische Landesjugendorchester (BLJO). Am 4. Januar gastierten die jungen Musiker in der Max-Reger-Halle.

Rotary erfüllt Versprechen der Jugendförderung

Die Präsidentin des Rotary Clubs Weiden, Prof. Dr. Christiane Hellbach, begrüßte im vollbesetzten großen Saal der Max-Reger-Halle über 800 begeisterte Zuhörer. Sogar die Galerie musste, um dem starken Andrang Herr zu werden, geöffnet werden: “Bestärkt durch den enormen Zuspruch im vergangenen Jahr haben wir uns bemüht, auch für 2024 das Bayerische Landesjugendorchester nach Weiden zu holen. Für die Zusage danken wir dem Geschäftsführer des Orchesters Andreas Burger.”

Wir haben die Freude, den Jahresauftakt mit einem ganz besonderen Orchester zu erleben. Prof. Dr. Christiane Hellbach, Präsidentin Rotary Club Weiden 2023/24

Die Rotary-Präsidentin hob hervor, dass sich das Bayerische Landesjugendorchester seit vielen Jahren mit außerordentlichen Erfolgen in verschiedenen Konzertsälen profiliert hat. Das Orchester förderte in seiner über 40-jährigen Geschichte zahlreiche Talente, die heute in aller Welt die Orchestermusik bereichern. Ein besonderer Dank erging an den Mentor und Organisator beim Rotary Club Weiden, Peter Pollinger. “Lieber Peter, Dir gebührt ein ganz besonderer Dank, denn ohne Dein unermüdliches Schaffen, säßen wir alle nicht hier.”

Spielfreude und Temperament des Orchesters ab dem ersten Takt

Mit einem ganz besonderen Orchesterstück eröffneten die über 100 jungen Musiker den Konzertabend: Paul Hindemith, Ragtime (wohltemperiert). Ab dem ersten Takt war die enorme Spielfreude und das Temperament des jungen Orchsters zu verspüren. Mit dem 33-jährigen Dirigenten Vitali Alekseenok hat das Jugendorchester-Management wahrlich auch einen Glücksgriff getan.

Der Weißrusse hatte das Orchester zu jederzeit im Griff und verstand es sowohl aus dem Klangkörper als auch aus den drei nachfolgenden Werken maximale Transparenz herauszuholen. Gerade beim Hindemith-Ragtime war die Anlehnung an den Gottvater der klassischen Musik, Johann Sebastian Bach, ganz deutlich zu hören. Das Thema aus der Fuge Nr. 2 in c-Moll des Wohltemperierten Klaviers leuchtete immer wieder aus den modernen Ragtimeklängen hervor. Eine Komposition, die den jungen bayerischen Musikern direkt auf den Leib zugeschnitten war.

Ausnahmegeigerin Alexandra Tirsu heimlicher Star des Konzertabends

Auch das Violinkonzert in d-moll op. 15 von Benjamin Britten forderte vom Orchester sehr viel Disziplin und Konzentration. Den anspruchsvollen Solopart übernahm die moldawische Ausnahmegeigerin Alexandra Tirsu. Sie verstand es nahezu perfekt die Komposition des zeitgenössischen Komponisten (1913-1976) zu Gehör zu bringen. Zarte Pianissimo-Töne kamen ebenso mühelos, wie provozierende Dissonanzen. Beeindruckend waren die mühlos gespielten virtuosen Läufe auf der Geige.

Das Orchester unterstützte die Solistin jederzeit mit zarten Harfenklängen oder kraftvollen Tutti, ließen aber der Sologeige – wenn gefordert – immer den Vortritt. Beeindruckend auch das vierfache besetzte Schlagwerk des Orchesters, das äußerst diszipliniert den diskreten Anweisungen von Dirigent Alekseenok folgte. Mit einer halsbrecherischen Zugabe auf ihrer Stradivari ‘Reiffenberg’ verabschiedete sich die in ein gelbes Chiffonkleid gehüllte Violinistin Alexandra Tirsu und erntete Beifallsstürme des Publikums. Von ihr wird wohl in Zukunft Großes zu erwarten sein.

Gustav Mahler begeistert das Weidener Konzertpublikum

Nach der Pause stand ein weiteres musikalisches Highlight auf dem Programm: Sinfonie Nr. 1 von Gustav Mahler, auch “Titan” genannt. So zurückhaltend wie das Werk beginnt, so furios endet es. Und beides beherrschte das Bayerische Landesjugendorchester. So waren kleinere klangliche Unebenheiten vollkommene Nebensache. Vor allem, wenn man bedenkt, dass auf der Bühne junge Frauen und Männer im Alter zwischen 13 und 20 Jahren sitzen.

Der Komponist war übrigens bei der Schaffung seiner ersten Sinfonie mit 26 Jahren nur unwesentlich älter als die Ausführenden des Abends. Eine knappe Stunde lieferte das Orchester eine Höchstleistung nach der anderen ab. Das viersätzige Werk hat es durchaus in sich: Zarte Harfen-Passagen wechseln in atemberaubender Schnelligkeit mit dem Einsatz von Kesselpauken, großem Gong, Becken, Triangel und komplett konzertierenden Streichern.

“Happy Birthday” für Dirigent Viktor Alekseenok

Das Publikum dankte für den gelungenen Abend mit lang anhaltenden Standing Ovations und forderte hartnäckig eine Zugabe. Die gab es es auch. Es war das einzige Mal am Abend, dass sich das Orchester über die Leitungsfunktion des Dirigenten hinwegsetzte und mit Pauken und Trompeten ein offensichtlich unabgesprochenes “Happy Birthday” für Viktor Alekseenok anstimmte. Dieser ließ gerührt den Taktstock sinken und lauschte seinem Geburtstagsständchen, in das das gesamte Publikum begeistert einstimmte. Es bleibt zu hoffen, dass der Rotary Club Weiden diese neue, alte Tradition noch sehr lange weiterpflegt.

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