Dritte Liga: SSV Jahn bei Arminia Bielefeld auf dem Weg zurück zum Mentalitätsmonster

Bielefeld. Der SSV Jahn startet furios bei Arminia Bielefeld. Die Regensburger strafen DSC-Trainer Mitch Kniat lügen: Von wegen Ballbesitz Bielefeld und hohe Bälle Regensburg – der Jahn presst auf Teufel komm raus und hat damit Erfolg. Die Führung hält aber wieder einmal nicht lange.

Viele Emotionen im packenden Duell der Zweitliga-Absteiger; Bielefelds Fabian Klos will nicht wahrhaben, dass er Jahn-Keeper Felix Gebhardt angerempelt haben soll. Foto: jrh

So wollen die mitgereisten Regensburger Fans den SSV Jahn sehen: Regensburg presst die Arminia in der ersten Hälfte in den Bielefelder Strafraum, zwingt die Ostwestfalen zu haarsträubenden Fehlern im Spielaufbau und hätte schon nach zwei Minuten daraus Profit schlagen können.

Aber der engagierte Christian Viet vergibt im 1:1 mit Jonas Kersken genauso wie kurz vor Schluss, als er frei stehend aus fünf Metern über den Kasten ballert. Kurz darauf macht es allerdings Jahn-Abwehrhüne Florian Ballas (1,96 Meter) bei einem Standard von eben diesem Viet besser und verlängert per Kopf unhaltbar zum hochverdienten 0:1 (12.).

Gohlkes Sonntagsschuss zum Ausgleich

Es passt allerdings auch zur momentanen Lage der Regensburger, dass sie die eigene Führung schnell wieder abgeben: Nach Can Özkans langem Einwurf auf den Fünfer, legt Fabian Klos mit der Hacke zurück, Gerrit Gohlke steht goldrichtig und hämmert das Ding mit dem ersten Bielefelder Torschuss ins linke Kreuz, 1:1 (20.). Da muss nach dem Spiel selbst der Torschütze einräumen: „So ein Sonntagsschuss gelingt mir wahrscheinlich nie wieder, das passt zu diesem Spiel.“

Anschließend übernimmt der Gastgeber zunächst die Regie. So richtig gefährlich werden die Gastgeber, als der Ex-Regensburger Ayguen Yildirim aus 20 Metern abzieht, Bene Saller abfälscht und Jahn-Keeper Felix Gebhardt mit Monsterparade den Ball an den Pfosten lenkt (30.). Die Oberpfälzer lassen sich aber auch davon nicht einschüchtern, finden bald die Fassung wieder und leisten energisch Widerstand. Anders als gegen Haching oder in Verl lassen sie sich nicht das Spiel aus der Hand nehmen, sondern halten auf Augenhöhe dagegen.

Mizuta und Viet verpassen Lucky Punch

In der zweiten Hälfte lässt auf beiden Seiten die Konzentration nach, das Pressing wird etwas seltener, die Ballverluste häufiger. Dennoch können sich beide Fanlager über gelungene Ballstafetten und sehenswerte Einzelleistungen freuen. Auf Bielefelder Seite darf Kaito Mizuta ungestört durchs Mittelfeld traben. Seinen Hammer lenkt erneut der bärenstarke Gebhardt an die Querlatte (72.). 

Bei Regensburg begeistert der eingewechselte Dominik Kother mit einem Solo trotz heftiger Gegenwehr durch die Abwehrreihen bis kurz vorm Fünfer, wo er aus spitzem Winkel an Kersken scheitert – den Abpraller semmelt Viet überhastet über den Kasten (77.). Unterm Strich steht nach 95 packenden Minuten ein leistungsgerechtes Remis, das die Ambitionen beider Mannschaften auf den sofortigen Wiederaufstieg sichtbar gemacht hat.

Arminia-Coach Mitch Kniat hätte sich gegen den SSV Jahn den Dreier gewünscht. Foto: jrh

Kniat: „Haben das Pressing erwartet“

Arminia-Coach Mitch Kniat hätte sich freilich mehr erwartet: „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, wenn du zweimal Aluminium triffst, kannst du auch als Sieger vom Platz gehen.“ Die Mannschaft habe aber wieder alles gegeben. „Was Regensburg gemacht hat“, widerspricht er seiner eigenen Einschätzung von vor dem Spiel, „haben wir erwartet, das haben wir am Anfang nicht gut gemacht.“

Florian Ballas, Torschütze auf Regensburger Seite, ist mit der gezeigten Leistung zufrieden: „Wir haben relativ viel von dem, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt.“ Man habe natürlich gewusst, dass Bielefeld immer gefährlich werden kann. Aber: „Wir haben in der Vorbereitung viel dafür getan, dass die Rechnung mit dem Pressing aufgeht, und wussten, dass uns hinten keiner wegläuft.“ Man habe mit einer komplett neuen Truppe unterm Strich einen guten Saisonstart hingelegt: „Man sieht, dass wir Woche für Woche besser zusammenfinden.“

Jahn-Coach Joe Enochs fiebert mit beim packenden Zweitliga-Absteigerduell in Bielefeld. Foto: jrh

Enochs: „Überragendes Pressing”

Auch Jahn-Trainer Joe Enochs ist angetan vom Einsatz seiner Jungs: „Wie wir in den ersten 20 Minuten das Spiel dominiert haben, war überragend.“ Einen Seitenhieb auf den Trainerkollegen, der den Jahn vor allem mit hohen Bällen erwartet hat, kann sich der Kalifornier nicht verkneifen: „Wenn man immer sagt, lange Bälle, wir haben in der Anfangsphase drei Chancen, wo wir das Tor machen müssen“, verweist er aufs eigene Pressing. 

Der Blick nach vorne stimmt Enochs zuversichtlich: „Vor dem Spiel am Sonntag zu Hause gegen Duisburg können wir Sachen ansprechen, die schon lange in der Schublade liegen.“ Schließlich habe man in den zurückliegenden zwei Wochen vor allem regenerieren müssen.

Im Hinspiel nimmt der SSV Jahn ein 1:1 von der Alm mit: Rasim Bulic, der bullige, manchmal übermotivierte Defensivregisseur beim SSV Jahn. Foto: jrh

Arminia vs. Jahn: Das Spiel im Schnelldurchlauf

  • Die erste Chance für Regensburg: Jonas Kersken im Fünfer auf Can Özkan an, der zu kurz nach rechts rausspielt, Christian Viet spritzt dazwischen, schießt aber aus 7 Metern Kersken an (2.).
  • Das Pressing bringt die Arminen immer wieder in Verlegenheit, erste Pfiffe von der Tribüne: Kersken auf Sam Schreck, Elias Huth sprintet von hinten in den Ball, Rettung in letzter Sekunde zur Ecke (7.).
  • Viets Freistoß knapp über den Querbalken (10.).
  • Wieder Viet mit dem Freistoß von links Außen, Florian Ballas verlängert per Kopf, 0:1 (12.).
  • Erneut Freistoß Regensburg, Viet hoch vor das Tor, Nicklas Shipnoski klärt zur Ecke (15.). 
  • Özkan mit dem weiten Einwurf vors Tor, Fabian Klos blind mit der Hacke zurück, Gerrit Gohlke volley in den Winkel, 1:1 (20.).
  • Merveille Biankadi mit Seitenwechsel auf Shipnoski, Kopfball knapp drüber (22.). 
  • Shipnoski Sieger im Luftduell, Klos steckt durch auf Aygün Yildirim, Felix Gebhardt faustet den abgefälschten Ball an den Pfosten (30.). 
  • Rasim Bulic mal ohne Foul gegen Biankadi, der fällt und Bulic sieht fälschlicherweise Gelb (44.). Fast eine fatale Fehlentscheidung: Kaito Mizuta bringt den Freistoß vors Tor, Gebhardt lenkt Klosens Kopfball um den Pfosten (45.).

2. Halbzeit

  • Semi Belkahia verlängert den Eckball per Kopf auf den zweiten Pfosten, Shipnoski verpasst knapp (47.). 
  • Viet bringt seinerseits eine Ecke auf den ersten Pfosten, der unkontrollierte Block springt Bulic vor die Füße, Abseits (50.).
  • Klos schickt Mizuta auf die Reise, weil sich keiner weiter für ihn interessiert, hält er drauf, Gebhardt entschärft den Hammer an die Latte (72.). 
  • Der eingewechselte Noah Ganaus ignoriert drei mitgelaufene, aussichtsreich postierte Kollegen und verzieht über den Kasten (73.).
  • Dominik Kother nach seiner Einwechslung für den technisch versierten Agyemang Diawusie mit Monsterspurt über links durch Freund und Feind, Kersken pariert seinen Schuss aus spitzem Winkel, Viet vergeigt aus nächster Nähe (77.). 
  • Jetzt der Spurt von Konrad Faber über rechts wie durch Butter, der Abschluss aus spitzem Winkel ins Seitenaus (79.). 
  • Und nochmal Faber mit dem Turbo über rechts, Vorlage ins Leere (85.).

Nicht der erste kleine Patzer des jungen Louis Breunig, dem die Kugel knapp vor dem 16er verspringt, in Notwehr reißt er Yildirim um, Gelb und Freistoß aus 18 Metern (92.) –  der eingewechselte Manuel Wintzheimer schießt die Mauer an, die letzte Ecke ohne Ertrag (93.).

* Diese Felder sind erforderlich.