Dritte Liga: Später Dusel-Sieg des SSV Jahn beim SC Verl

Verl. Es ist heiß am Sonntagabend. Unter den Temperaturen leiden beide Teams. Der SSV Jahn beginnt heißblütig, stellt aber nach Bene Sallers Führungstreffer das Spielen ein. Der SC Verl ist drauf und dran, mehr als den Ausgleich zu ertrotzen. Doch dann läuft, sieht und schießt Faber …

Früher Jahn-Jubel nach Bene Sallers Führungstreffer beim SC Verl. Foto: jrh

Die ersten 15 Minuten liefert der SSV Jahn. Die Regensburger stehen den Ostwestfalen in deren neuem Stadion bereits im 16er auf den Füßen, sind giftig, dominant. Die logische Folge: ein kluger Seitenwechsel, Bene Saller erinnert sich seiner Schussqualitäten und zieht ab, Innenpfosten, Tor, 1:0 (11.).

Kurz darauf wollen die Oberpfälzer scheinbar der Stellenbeschreibung des SC Verl gerecht werden: Man sagt dem mehrfachen Westfalen-Pokalsieger nach, gerne den Ball zu haben. Der SSV tut dem saisonübergreifend seit sechs Drittliga-Spieltagen sieglosen Sportclub den Gefallen und liefert das Spielgerät weitgehend kampflos ab.

Regensburg verschanzt sich

Zum Glück für die Regensburger können die Gastgeber damit in der ersten Hälfte wenig anfangen. Eine spritzige Eckenidee flach zur Strafraumkante versemmelt Nico Ochojski auf die Tribüne (31.). Die beste Chance vergibt Michel Stöcker, nachdem Rasim Bulic Torge Paetows langen Einwurf nur drei Meter wegstochert, und Stöcker erneut den Jahn-6er anschießt (47.).

Das Pausen-Versprechen von Sportchef Achim Beierlorzer, dass der Jahn nach einem Wechsel wieder mehr in die Offensive investiert, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: Die Regensburger verschanzen sich erst recht in der eigenen Hälfte, tragen wenig zum Spiel bei, sprühen insgesamt eine Dynamik wie bei der trostlosen Abstiegs-Vorstellung in Sandhausen aus, wo sich damals das Schicksal von Mersad Selimbegovic entschieden hatte.

Hitzekrampf bei Torschützen Bene Saller. Foto: jrh

Spiel nur fast gedreht

Mit anderen Worten: Die Gäste betteln um den Ausgleich. Nach der Auswechslung des starken Bryan Hein versuchen es die Verler immer öfter über die rechte Seite. Ochojski flankt in die Mitte, Lars Lokotsch nickt zum Ausgleich ein, 1:1 (62.). Auch Jahn-Keeper Felix Gebhardt trägt nicht zur Beruhigung der Nerven bei. Mehrfach lässt er übersichtliche Fernschüsse abklatschen – einmal reagiert er allerdings im Anschluss gegen den völlig frei stehenden Maximilian Wolfram mit einer Weltklasse-Fußabwehr (81.). Es wäre die zu diesem Zeitpunkt verdiente 2:1 Führung für Verl gewesen.

Es sollte anders kommen. Ein genialer Moment des Comebackers Oskar Schönfeld, der Konrad Faber auf die Reise schickt – der Regensburger Marathon-Mann behält die Nerven und netzt zum 1:2-Siegtreffer ein (86.). Die Gäste überstehen auch noch die sechsminütige Nachspielzeit, obwohl sie sich auch da nicht mit Ruhm bekleckern: Völlig überflüssige Freistöße, etwa verursacht von Noel Eichinger und Florian Ballas, die viel zu offensichtlich in ihre Gegenspieler laufen, führen nochmal zu brenzligen Freistoßsituationen.

Und dann zappelt der Ball im Verler Netz. Foto: jrh

Enochs: Verl näher am Siegtreffer

Jahn-Coach Joe Enochs ist nach dem Spiel folgerichtig eher mit dem Ergebnis als mit der gezeigten Leistung zufrieden: „Meine Aufgabe ist es, eine Lösung zu finden“, nimmt er Bezug zur fehlenden Eigeninitiative nach dem Führungstreffer. „In der ersten Halbzeit haben wir die Verler zwar weg vom Tor gehalten, wollten aber in der Halbzeit wechseln, um mit einem zweiten Stürmer wieder mehr Zugriff zu bekommen.“ Das habe nicht so geklappt: „Wir wurden hinten reingedrückt, Verl war dran, nicht nur das 1:1 zu machen.“ Schließlich habe man noch einmal erfolgreich umgestellt. „Heute haben wir uns belohnt für die Arbeit, die wir investiert haben.“ 

Matchwinner Konrad Faber sieht ebenfalls noch viel Schatten trotz der leuchtenden drei Punkte. Immerhin war sein Beitrag ein Meilenstein für den ersten Drittligasieg der noch frischen Saison. „Ich glaube, es ist eine große Stärke von mir, ich kann schnell und viel rennen – und mir macht die Wärme eigentlich nichts aus.“ Allerdings habe man phasenweise einfach nicht die Mittel gehabt, das Spiel der Gastgeber zu stören:  „Ich hatte das Gefühl, wir waren gar nicht richtig drin.“ Immerhin freut sich der Vize-Kapitän jetzt über eine stimmungsvolle Rückfahrt: „Eine lange Busfahrt mit einem Sieg im Nacken tut gut.“ 

Am Mittwoch, 19 Uhr, muss der SSV Jahn zu Hause gegen Borussia Dortmund II ran. Und am Sonntag, 13.30 Uhr, geht die Reise weiter zum Top-Wiederaufstiegsfavoriten Arminia Bielefeld. Spätestens bis dahin sollte sich Regensburg die fehlenden Mittel angeeignet haben, um ein Waterloo wie vergangene Saison gegen den KSC zu vermeiden.

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