Freie Fläche statt „nassem Klotz“

Pressath. Die Tage des „Philipphauses“ sind gezählt: Bei zwei Gegenstimmen votierte der Stadtrat für den Abriss des leerstehenden Wohnhauses an der Alten Schulgasse unterhalb der „Vestn“.

Keine Zukunft sehen die meisten Stadtratsmitgieder für das marode “Philipphaus”. Nun soll ein Plan für eine städtebaulich angemessene Neugestaltung des Grundstücks erarbeitet werden. Foto: Bernhard Piegsa

Vorausgegangen war eine lebhafte Diskussion, in der Richard Waldmann (Freier Wählerblock/FWB), dritte Bürgermeisterin Barbara Krauthahn (FWB) und Christian Mörtl (SPD) vor einer vorschnellen Entscheidung pro Abbruch warnten. Den hatten vor allem die Bürgermeister Bernhard Stangl und Max Schwärzer, die SPD-Räte Sabine Eichermüller und Florian Eibl sowie CSU-Fraktionssprecher Martin Schmidt und seine Fraktionskollegin Cornelia Träger als zweckdienlichste Lösung gutgeheißen.

Millionenkosten für “nassen Klotz”

Die Bausubstanz sei marode, Feuchtigkeit und Schimmel durchdrängen das Mauerwerk, Sanitär- und Heizungsanlagen seien völlig überaltert, eine Sanierung dieses „riesengroßen nassen Klotzes“ (Eichermüller) könnte mehr als eine Million Euro kosten und sei damit im Grunde „utopisch“ (Träger) und „ein Unding“ (Eichermüller). „Für dieses Geld könnte man anderswo etliche Wohnungen neu bauen“, urteilte Max Schwärzer (CSU). Ebenso sahen es Florian Eibl und Bernhard Stangl.

Kritik an Leerstand trotz Wohnungsmangel

Demgegenüber sah Richard Waldmann durch einen Abbruch des Hauses das in Pressath fast einzigartige geschichtlich gewachsene Erscheinungsbild der Alten Schulgasse gestört, und Christian Mörtl vermisste ebenso wie Barbara Krauthahn präzisere Kostenberechnungen für denkbare Sanierungsoptionen. Prinzipiell unverständlich nannte es Mörtl, dass ein solches Gebäude, das bis zu sechs Wohnungen Platz böte, nach dem Erwerb durch die Stadt sechs Jahre lang leerstehe, „und das in einer Zeit allgemeinen Wohnungsmangels“.

Abriss mit Perspektive

Martin Schmidt hielt entgegen, dass auch die detaillierten Sanierungskostenberechnungen nochmals mit Ausgaben verbunden wären. Die Herausnahme des Eckgebäudes aus dem Häuserensemble wäre nach Florian Eibls Auffassung zu verschmerzen, zumal man die frei werdende Grundfläche ansprechend gestalten könnte. Schließlich erinnerte Max Schwärzer daran, dass die Stadt das Haus bereits mit dem Hintergedanken eines möglichen Abrisses erworben habe und der Regierung die Planentwürfe für eine etwaige Umgestaltung der Fläche bekannt gewesen seien.

Prioritätenliste und Neugestaltung

Unabhängig von alledem empfahlen Martin Schmidt, Barbara Krauthahn, Charlotte Hautmann (CSU) und Cornelia Träger eine Prioritätenliste für städtische Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Letztlich setzten sich die Befürworter eines Hausabrisses klar durch, und das Architekturbüro RSP soll nun einen Entwurf für die Neugestaltung der entstehenden Freifläche erarbeiten.

Pressath erwägt ökologischen Holzwohnblock

Wie es mit dem ebenfalls maroden und so gut wie leerstehenden Wohnblock Am Rückenbühl 2 weitergehen soll, wird der Stadtrat nach dem Besuch eines Regensburger Architekturbüros entscheiden, das in Schwandorf einen nach Grundsätzen der Ökologie und Klimaneutralität errichteten Holzwohnblock konzipiert hatte. Für ein Gebäude dieser Bauart könnte Pressath derzeit noch beachtliche Finanzhilfen aus verschiedenen „Töpfen“ in Form von Zuschüssen und günstigen Darlehen erwarten.

Die Darlehen könnten aus den Mieteinnahmen des auf 16 bis 18 Wohnungen angelegten Blocks abfinanziert werden, als notwendigen Baukosten-Eigenanteil könnte die Stadt das Grundstück geltend machen. Martin Schmidt (CSU) riet zu einem zügigen Entscheidungs- und Umsetzungsprozess, da niemand wisse, wie sich das Angebot an Fördermitteln und die Baukosten weiter entwickeln würden.

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