Geheimnisvoller Audi aus dem Stausee: Das ist der Käufer

Tännesberg/Vohenstrauß. Der Audi aus dem Stausee hat einen Käufer gefunden. Stephan Krupp, Autohändler aus Bergheim (hinter Köln), hat der Marktgemeinde Tännesberg das rostige Wrack abgekauft.

Da rollt er vom Hof der Polizei Vohenstrauß. Für den Transport hat Stephan Krupp das Auto noch verpackt. Foto: Stephan Krupp

Im Sommer 2020 war im Stausee bei Kainzmühle (Markt Tännesberg) bei einer Sonaruntersuchung in drei Metern Tiefe ein Autowrack entdeckt worden. Es handelte sich um ein Audi 100 Coupé S, Baujahr 1973. Der Wagen muss vor Jahrzehnten versenkt worden sein. Die Polizei Vohenstrauß konnte den früheren Halter nicht ermitteln, die Akten sind geschlossen. Der Audi wurde zur “Fundsache”.

Schön für den Markt Tännesberg. Bürgermeister Ludwig Gürtler bemerkte bald, dass es für das “Prachtstück” tatsächlich Interessenten gibt. Darunter Stephan Krupp, Autohändler mit einem Faible für Raritäten. Er las in der Autobild Klassik vom geheimnisvollen Fund und gab im Dezember bei einer Ausschreibung der Gemeinde das höchste Gebot ab.

Heikler Abtransport

Seit Sommer 2022 stand das Wrack auf dem Hof der Polizeiinspektion Vohenstrauß und erlebte auch optisch Wandlungen. Anfangs krabbelten noch Krebse im Innenraum. Dann wusch der Regen den Schlamm ab: Der Audi war plötzlich hellgelb. Das Auto verfiel zusehends. Kurz vor dem Abtransport lag noch ordentlich Schnee darauf. “Ich sage mal: Der Audi hat in Vohenstrauß mehr gelitten als in 40 Jahren unter Wasser.”

Der Abtransport war ein Wagnis. Eigentlich hätte jeder gewettet, dass das Wrack bricht. Aber es hielt. “Unten rum ist der Wagen gut in Form”, sagt Krupp. Eine benachbarte Baufirma half, das Auto mit einem Gabelstapler auf den Anhänger zu heben.

Dann ging die Reise 550 Kilometer in den Westen der Republik. Hier, im Autohaus Krupp in Bergheim, steht er nun und wartet auf einen Käufer. Krupp bietet den Audi für 7500 Euro an: “Absolut einmalige Gelegenheit: Das Auto aus dem Pfreimdstausee!”

Audi Stausee
Stephan Krupp, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses, aus Bergheim. Foto: Krupp

Für Liebhaber und Sammler

Einen Wiederaufbau hält er für ausgeschlossen, dazu ist das Auto zu mitgenommen, selbst wenn man den Motor nach seiner Einschätzung wieder zum Laufen bringen könne. Das rostige Coupé sei eher etwas für den Liebhaber, als Dekorationsobjekt oder für ein Museum. “Zum Ausschlachten für die Teile wäre er zu schade”, meint Krupp. “Ich weiß noch gar nicht, wo die Reise hingeht.”

Er mag den Wagen und seine geheimnisvolle Geschichte. Das Audi 100 Coupe S ist ein Facelift-Modell, das nur 1973 und 1974 gebaut worden. “Da sind europaweit überhaupt nur fünf Fahrzeuge im Angebot.” Das Tännesberger Fahrzeug hat zudem weitere Besonderheiten: die schwarzen Rallye-Streifen auf dem coronagelben Lack etwa oder auch die schwarze Innenausstattung. Keine Frage: Wer in den 70ern so ein Auto fuhr, war “der Chef”. Der muss eigentlich bekannt gewesen sein.

Ermittlungen führten nach Abensberg

Das dachte sich anfangs auch die Polizei Vohenstrauß. Ein Taucher hatte im Sommer 2022 sogar das Kennzeichen aus dem Schlamm gezogen: “SAD-AD 843”. “Da dachten wir noch: Des is a g’mahde Wies‘n”, sagte damals Ermittlungsleiter Tobias Wirth, stellvertretender Inspektionschef.

Von wegen. Die Daten der früheren Zulassungsstellen im Bereich Schwandorf sind vernichtet. Der PI Vohenstrauß gelang es, die Spur bis zum Autohaus Ost in Abensberg zurück zu verfolgen. Dort war das nagelneue Coupé im Oktober 1973 ausgeliefert worden. Allerdings gibt es dieses Autohaus nicht mehr. Der Geschäftsnachfolger, das Autohaus Baumer KG, hat keine Unterlagen aus dieser Zeit.

Dann verliert sich die Spur. Alles, was dann noch versucht wurde, sei “im Sande verlaufen”, sagt Erster Polizeihauptkommissar Martin Zehent, Leiter der Inspektion Vohenstrauß am Dienstag. Seit dem Fund im Pfreimd-Stausee gingen nach seiner Schätzung mindestens 150 Hinweise ein, denen nachgegangen wurde. Der geheimnisvolle Audi aus dem Pfreimd-Stausee: “Wir sind froh, dass dieses Kapitel für uns zu Ende ist.”

Wie kam der Audi auf den Seegrund?

Darüber gibt es allerlei Spekulationen: Fahrfehler? Fluchtauto? Cold Case? Vorgetäuschter Diebstahl? Es bleibt ein Rätsel.

Eine Schrottentsorgung schließt die Polizei aus: Dazu war das Auto zu neu und hatte keinen Schaden. Denkbar wäre ein Versicherungsbetrug oder die Vertuschung einer Straftat. Die Fundstelle befindet sich zudem unweit eines idyllischen Lagerfeuerplatzes am Ufer, die Zufahrt ist über das Sägewerk Kainzmühle oder über die B22 (Abzweigung nach Voitsberg und Woppenrieth) möglich. Noch ein Rätsel: Die Fahrerscheibe war heruntergelassen, alle anderen Scheiben waren intakt und geschlossen.

Letztes Bild aus Vohenstrauß: Der See-Audi mit Schneekappe. Foto: Stephan Krupp
Letztes Bild aus Vohenstrauß: Der See-Audi mit Schneekappe. Foto: Stephan Krupp
Seit Sommer 2022 stand das Coupé auf dem Hof der PI Vohenstrauß. Foto: Krupp
Seit Sommer 2022 stand das Coupé auf dem Hof der PI Vohenstrauß. Foto: Krupp
Ab geht's in den Westen. Foto: Stephan Krupp
Ab geht’s in den Westen. Foto: Stephan Krupp
Der Audi von unten. Foto: Stephan Krupp
Der Audi von unten. Foto: Stephan Krupp
Im Sommer 2022 entdeckte man ein rostiges Audi 100 Coupé S in einem Stausee bei Tännesberg. Foto: Christine Ascherl
Im Sommer 2022 entdeckte man ein rostiges Audi 100 Coupé S in einem Stausee bei Tännesberg. Foto: Christine Ascherl
Im Sommer 2022 entdeckte man ein rostiges Audi 100 Coupé S in einem Stausee bei Tännesberg. Foto: Christine Ascherl
Im Sommer 2022 entdeckte man ein rostiges Audi 100 Coupé S in einem Stausee bei Tännesberg. Foto: Christine Ascherl
Foto: Christine Ascherl
Foto: Christine Ascherl

* Diese Felder sind erforderlich.