Halbzeit: Landrat Roland Grillmeier zieht Bilanz

Tirschenreuth. 18 Jahre lang war er Bürgermeister von Mitterteich. Seit 1. Mai 2020 sitzt Roland Grillmeier im Chefstuhl des Landratsamts. Halbzeit für den 52-Jährigen.

Roland Grillmeier lenkt seit 1. Mai 2020 die Geschicke des Landkreises Tirschenreuth. Foto: Theo Kurtz

Drei Jahrzehnte lang saß ein Freier Wähler im Tirschenreuther Landratssessel. Damit war es im März 2020 vorbei. CSU-Kandidat Roland Grillmeier machte das Rennen und schaffte mit rund 56 Prozent auf Anhieb den Einzug ins Landratsamt. Doch der Start in einen neuen Berufsabschnitt hätte für den damals 49-Jährigen nicht schwieriger sein können. Corona hatte den Landkreis fest im Griff. Die Nordoberpfälzer nahmen bei den Inzidenzwerten bundesweit einen traurigen Spitzenplatz ein und sorgten auch bundesweit für Negativschlagzeilen. Schnee von gestern. Gut drei Jahre ist Grillmeier jetzt im Amt. Gelegenheit also, Halbzeitbilanz zu ziehen.

Millionenzuschuss für die neue Realschule

Erst vor Kurzen konnte er aus den Händen von Finanzminister Albert Füracker einen millionenschweren Förderbescheid in Empfang nehmen. Für rund 70 Millionen Euro wird in Kemnath eine neue Realschule errichtet – das größte Bauprojekt in der Tirschenreuther Landkreis-Geschichte. Eine Großinvestition, die aber niemals infrage stand. “Der Kreistag votierte einstimmig dafür”, betont der Landrat. Nicht das einzige Mega-Vorhaben im Bildungsbereich. Es muss auch in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand genommen werden. Die Generalsanierung der Tirschenreuther Dreifachturnhalle schlägt mit 15 Millionen Euro zu Buche. 20 Millionen Euro wird der Bau der neuen Werkstätte im Wiesauer Beruflichen Schulzentrum verschlingen. Und irgendwann sollen ja die beiden Realschulen in Waldsassen ein gemeinsames Dach bekommen.

Jetzt kommt die digitale Bauakte

Als Mitterteicher Bürgermeister hatte er die Digitalisierung des Rathauses vorangetrieben. Auch im Landratsamt hat sie Einzug gehalten. Im Dezember des vergangenen Jahres bekam die Behörde die Auszeichnung “Digitales Amt.” Um dieses Prädikat zu erhalten, müssen mindestens 50 rein kommunale oder zentrale Online-Verfahren im BayernPortal verlinkt sein. “Demnächst werden wir auch die digitale Bauakte einführen”, erzählt der Kreischef. Für Häuslebauer könnte dadurch der Traum von den eigenen vier Wänden – zumindest auf Verwaltungsebene – so schneller in Erfüllung gehen.

Kampf gegen den Hausärztemangel

Um dem Ärztemangel auf dem flachen Land zu begegnen, hat man im Landkreis mit der “Hausarztschmiede” ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. In mittlerweile zehn Praxen im gesamten Landkreis können Medizinstudenten praktische Erfahrungen sammeln, und dabei Land und Leute kennenlernen, verbunden mit der Hoffnung, dass sich später der eine oder andere hier beruflich niederlassen wird. Sie ist aber auch Kontaktbörse, bei der sich Studierende und Ärzte aus unterschiedlichen Ausbildungsabschnitten austauschen können. Ein Förderprogramm gab es übrigens dazu nicht. Grillmeier konnte aber trotzdem Zuschussgelder an Land ziehen. “Das Bayerische Gesundheitsministerium unterstützt diese Initiative mit 50.000 Euro.” Der Landkreis legt noch mal 100.000 Euro drauf. “Der Erfolg dieser Aktion wird sich erst in ein paar Jahren herausstellen.” Aber das Engagement aller Beteiligten stimme ihn zuversichtlich.

Eher angespannt schaut Grillmeier auf die Krankenhauslandschaft in der Region im Allgemeinen und im Landkreis im Besonderen. “Die Kliniken Nordoberpfalz haben wir finanziell stabilisiert.” Die drei Träger, der Landkreis Tirschenreuth ist nach der Stadt Weiden der Zweitwichtigste, haben dafür rund 80 Millionen Euro locker gemacht. Doch die nächste Herausforderung kommt: die Klinik-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. “Die wird nicht ohne Folgen für die kleineren Häuser bleiben”, befürchtet er.

Auf dem Weg zur Energiewende

Zukunftsthema für den Landkreis ist der Energiewandel. “Wir wollen 200 neue Ladesäulen installieren, um die E-Mobilität weiter auszubauen.” 65 Prozent der erzeugten Energie ist schon nachhaltig. “Zehn Prozent wird durch Windkraft gewonnen”, erzählt er. Der Landkreis leistet sich auch einen eigenen Klimaschutzmanager. Ein anderer Fokus: die Mobilität im ländlichen Raum. Mittlerweile kurvt das Baxi – eine Tirschenreuther Erfindung – auf 21 Linien durch den Landkreis, stoppt an über 700 Haltestellen – ein Erfolgskonzept, das mittlerweile andere Landkreise übernommen haben. “Wir leisten uns mit ESKA ein eigenes Omnibusunternehmen.” Ab 1. Januar wird der Landkreis zudem Mitglied beim Nürnberger Verkehrsverbund. Außerdem packt der Landkreis finanziell bei der Sanierung des Wiesauer Bahnhofs mit an.

Wirtschaftliche Erfolgsregion

Die Corona-Krise war für Grillmeier der bislang absolute Tiefpunkt in seinem Landrats-Dasein. “Da wirst du mit Dingen konfrontiert, auf die du keinen Einfluss hast und auch nicht zu verantworten hast”, erinnert er sich. So musste er sich den Vorwurf anhören, warum er den bundesweiten Pandemie-Hotspot nicht gleich ganz abriegele. Vorbei. Natürlich gab es auch Highlights. Im vergangenen Jahr wurden die Nordoberpfälzer vom Deutschen Institut der Wirtschaft zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen in der gesamten Bundesrepublik gekürt. “Da sagst du gerne und selbstbewusst, wo du herkommst”, so Grillmeier. Das war schon mal anders. Als der abgelegene Zonenrandgebietslandkreis Tirschenreuth zu den Armenhäusern im Freistaat zählte. Aber auch das ist Schnee von gestern.

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