„Hoffnungsklänge“ – Posaunenchor musiziert in der Ukraine

Immenreuth/Uschgorod. Hoffnungsklänge für ein leidgeprüftes Land: Alfred Schuster besuchte 2023 zweimal die Ukraine, um den Menschen dort mit einem Posaunenchor etwas Abwechslung vom trostlosen Alltag zu bescheren.

Musik gegen die Tristesse. Foto: Susanne Kropf
Musik gegen die Tristesse. Foto: Susanne Kropf
In Uschgorod traf die Reisegruppe auf Verbindungsmann 
Miroslav Bertan. Er erklärte seinen Gästen beim Abendessen die Planungen für die
kommenden Tage. Foto: Susanne Kropf
In Uschgorod traf die Reisegruppe auf Verbindungsmann Miroslav Bertan. Er erklärte seinen Gästen beim Abendessen die Planungen für die kommenden Tage. Foto: Susanne Kropf
Leuchtende Kinderaugen. Foto: Susanne Kropf
Leuchtende Kinderaugen. Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf

Der langjährige Gemeinde- und Kreisrat der SPD und frühere SOS-Kinderdorfleiter Alfred Schuster ist ein leidenschaftlicher Unterstützer der Ukraine. Ebenso wie der Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern mit seiner Vizepräsidentin Susanne Kropf an der Spitze. Nach zwei Besuchen im vergangenen Jahr werden sich auch heuer vom 22. bis 27. März 17 Bläserinnen und Bläsern in das geschundene Land aufmachen, um den Menschen dort etwas Trost und Abwechslung zu bringen.

Erlebnisse einer Reisegruppe

Susanne Kropf erzählte die Erlebnisse der Reisegruppe im vergangenen Jahr im Magazin des Landesposaunenchores Bayern. Demnach besuchte eine Posaunenchorgruppe die West-Ukraine und gestaltete dort Gottesdienste und Andachten musikalisch und betätigte sich als Straßenmusikanten. Die dortige Griechisch-Katholische Kirche hatte die Gäste eingeladen, um den Menschen durch die Musik etwas Freude und Hoffnung zu bringen.

Pfarrer i.R. Hans Scholz, der mit seiner Frau Rita die Gebetsinitiative „S‘ Lamm –
Versöhnungsdienste der GGE“ gegründet hat, war bereits im Februar in der Ukraine, knüpfte erste Kontakte und gewann Miroslav Bertan aus Uschgorod als Partner und Europakoordinator. Der Verbindungsmann kümmerte sich um Unterkunft, die Einsätze vor Ort, Fahrten, Einkäufe, Besichtigungen und vieles mehr. Außerdem fungierte er auch als Übersetzer Ukrainisch–Englisch.

920 Kilometer bis Uschgorod

Im April 2023 machte sich die Gruppe mit zwei Privat-PKW über Österreich und Ungarn nach Uschgorod in der Ukraine auf – mehr als 920 Kilometer waren zurückzulegen.
Ursula und Alfred Schuster, Michael Kurzmann, Roswitha Schlüter sowie Rita und Hans Scholz trafen in Uschgorod Miroslav Bertan. In den folgenden Tagen gab es Proben und viele Auftritte. „Das war nicht einfach, hatte unsere Quinte doch so noch nie zusammen geblasen. Aber es hat viel Spaß gemacht“, berichtete Susanne Kropf.

Der erste Einsatz war in der Musikschule Uschgorod, ein Auftritt gleich vor Fachpublikum. „Wir vertrauten auf unser Motto: ‘Hoffnungsklänge – Musik + Botschaft’ und waren sehr erfolgreich. Emotional wurde es, als wir das Lied ‘Gebet für die Ukraine’ von Mykola Lysenko anstimmten und alle aufstanden und sangen.“ In den Pausen sprach Pfarrer i. R. Scholz
kleine Andachten, die von Miroslav Bertan übersetzt wurden. Auch viele Fragen zur
Posaunenchorarbeit, die in der Ukraine komplett unbekannt ist, seien gestellt worden.

Spenden willkommen

S‘ Lamm –Versöhnungsdienste der GGE“ (Geistige Gemeinde-Erneuerung der evangelischen Kirche), hat im ukrainischen Uschgorod drei Projekte gestartet:

  • Lebensmittelhilfen
  • Wohnraum schaffen
  • Unterstützung der Neugestaltung des Gedenkplatzes für 1941 ermordete Juden in Zabolotiv

Spenden bitte an:

GGE Geistliche Gemeinde Erneuerung
IBAN: DE37 5206 0410 0906 4148 69
Stichwort: Ukraine 2403

Dankbare Menschen, leuchtende Kinderaugen

Es folgte ein Auftritt in einer Flüchtlingsunterkunft, wo überwiegend Frauen und kleinere Kinder auf engstem Raum zusammenleben. Kropf: „Ein anderes Publikum, eine andere Stimmung, dankbare Menschen und leuchtende Kinderaugen gingen uns dort ganz nahe.“ Rita Scholz verteilte kleine Geschenke an die Kinder und im Anschluss wurde zusammen gegessen und ein bisschen gefeiert. Abschließend spielte man noch vor einer kleineren Gruppe Flüchtlinge, die in Nehemia untergebracht sind.

„Trotz der Anstrengung mit drei Konzerten an einem Tag sei es ein erfüllter Tag gewesen. Obwohl die Verständigung nicht einfach war, spürten wir die Freude, die Dankbarkeit und die Herzlichkeit der Menschen dort.“

Luftalarm ohne Folgen

Tags darauf wurde die Reisegruppe von der bitteren Realität eingeholt: Während der Probe gab es Luftalarm. Glücklicherweise sei bald darauf Entwarnung gegeben worden. Anschließend hatte man ein wenig Zeit, das österlich geschmückte Uschgorod anzuschauen. In der Stadt sei alles seltsam „normal“ gewesen. „Kein Anzeichen, dass wir uns in einem
Land befinden, das einen Krieg ertragen muss.“ Danach besuchte man die Kirche der Adventisten „House of God“. Dort bekommen Flüchtlinge Lebensmittelpakete mit dem Allernotwendigsten. Mehrere Hundert Familien werden täglich versorgt – alles ehrenamtlich und mithilfe von Spenden. Nach den Gottesdiensten gibt es auch die Möglichkeit, gemeinsam zu Essen.

Zum Konzert im „House of God“ kamen mehr als 300 Menschen, um die Musiker zu hören und zu beten. „Die häufigste Frage war: Wann kommt ihr wieder? Es war für viele Menschen ein Lichtblick. Wir wurden um gemeinsame Fotos gebeten, umarmt und hörten viele sehr tragische Geschichten. Besonders beeindruckt hat uns eine ältere Frau, die spontan ein kleines Gedicht für uns geschrieben und es unter Tränen öffentlich vorgetragen hat.“

Nicht alltäglicher Auftritt des evangelischen Posaunenchors in der katholischen Kirche Uschgorod (von links): Father Vladislav, Pfarrer. i.R. Hans Scholz, Miroslav Bertan und Bischof Nil Jurij Luschtscha. Foto: Susanne Kropf
Nicht alltäglicher Auftritt des evangelischen Posaunenchors in der katholischen Kirche Uschgorod (von links): Father Vladislav, Pfarrer. i.R. Hans Scholz, Miroslav Bertan und Bischof Nil Jurij Luschtscha. Foto: Susanne Kropf
Sightseeing in Uschgorod. Foto: Susanne Kropf
Sightseeing in Uschgorod. Foto: Susanne Kropf
Zum Konzert im “House of God” kamen mehr als 300 Menschen. Foto: Susanne Kropf
Zum Konzert im “House of God” kamen mehr als 300 Menschen. Foto: Susanne Kropf
Auch die Neugestaltung des Gedenkplatzes für 1941 ermordete Juden soll unterstützt werden. Foto: Susanne Kropf
Auch die Neugestaltung des Gedenkplatzes für 1941 ermordete Juden soll unterstützt werden. Foto: Susanne Kropf
Die Stadt Uschgorod stellte den Musikern als kleine Anerkennung eine Urkunde aus. Foto:  Susanne Kropf
Die Stadt Uschgorod stellte den Musikern als kleine Anerkennung eine Urkunde aus. Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf
Foto: Susanne Kropf
Foto:  Susanne Kropf

Noch lange habe man bei der Adventistengemeinde zusammengesessen, um all die sehr emotionalen Eindrücke zu verarbeiten und zu erkennen, was dort vor Ort ehrenamtlich geleistet wird. Am Karfreitag hat die Reisegruppe die nahegelegene Stadt Mukatschewo besucht. Am Abend hatte man einen ganz besonderen Auftritt bei der Karfreitagsfeier in der Kreuzerhöhungskathedrale Uschgorod. Der evangelische Posaunenchor spielte bei einer katholischen Feier in der überfüllten Kirche zur Anbetung vom Grab Christi. „Bei uns undenkbar, dass ein evangelischer Pfarrer in Anwesenheit vom Bischof Nil Jurij Luschtscha eine Andacht hält.“

Besonderes Fest für Kinder

Am letzten Tag vor der Heimreise musizierte der Posaunenchor in der Kirche „The Church of Living God“ in Mukatchewo vor etwa 250 Personen, darunter viele Kinder. Für die sei es ein besonderes Fest gewesen. In diesem Zentrum werden jede Woche Hunderte Menschen aus den Kriegsgebieten unterstützt. Nicht nur die Kinder erhielten kleine Geschenke, sondern auch die Reisegruppe wurde mit einem selbstgebastelten ukrainischen Friedensengel und Schokolade bedacht.

Im letzten Auftritt in der alten Synagoge (Sitz der Philharmonie Uschgorod) wurde zum Ende des Sabbats geblasen. Trotz Regens kamen einige Angehörige der jüdischen Gemeinde. Danach betete man noch am Gedenkstein der Deportation der ukrainischen Juden im Jahr 1941.

Nächste Fahrt zu Ostern

Die Reisegruppe bedankt sich für die vielen Spenden, die diese Fahrt möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank geht an das Evangelische Dekanat Weiden, das einen Großteil der Fahrtkosten übernommen hat und an den Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern, der die Gruppe logistisch unterstützt hat.

In der diesjährigen Karwoche fahren jetzt erneut 17 Bläserinnen und Bläser in die ukrainische Stadt, um die Herzen der Menschen dort zu erwärmen und Trost zu spenden in schweren Stunden.

* Diese Felder sind erforderlich.