“Inszenierte Aufstände”: Erbendorfer Bündnis gegen “Spaziergänge”

Erbendorf. Erbendorf wehrt sich immer mehr gegen die "Spaziergänger", die jeden Sonntag durch ihre Stadt lärmen. Sie betonen: Nicht alle seien Rechtsextremisten, aber die Proteste würden von Rechten inszeniert. Auch gehe es dem Bündnis nicht um die Impfpflicht.

Das Bündnis “Solidarisches Erbendorf” ruft am Sonntag wieder zu einer Versammlung im Stadtpark auf. Die Plakate zu einer Kundgebung des Bündnisses Anfang Februar wurden alle zerstört. Archivbild: Roland Wellenhöfer

Was mit einer spontan geplanten Kundgebung Ende Januar begann, hat sich ausgeweitet. Immer mehr Erbendorferinnen und Erbendorfer stellen sich gegen die unangemeldeten Protestmärsche, die seit Ende November 2021 durch Erbendorf ziehen. Unter dem Motto “Für Erbendorf statt gegen Erbendorfer” lädt das Bündnis “Solidarisches Erbendorf” am Sonntag, um 17.30 Uhr, zu einer Versammlung im Stadtpark.

Nicht alles Rechtsextremisten

Die so genannten “Spaziergänge” umgingen bewusst das Versammlungsrecht, sagt das Bündnis: “Erbendorf darf nicht für die Unterwanderung von Recht und Gesetz stehen.”

Die Gruppe betont, dass sie nicht alle Spaziergänger pauschal als Rechtsextremisten bezeichne, noch gehe es ihr um pro oder contra Impfpflicht: “Die Frage, ob geimpft oder ungeimpft ist nicht Gegenstand unserer Debatte.”

Doch die Initiative zeigt sich besorgt, dass die Sorgen um Corona und Impfung von Rechten missbraucht werde – auch durch die Spaziergänge in Erbendorf. Auf einschlägigen rechten Internetforen würden die Erbendorfer “Spaziergänge” beworben, etwa von der rechtsextremen Gruppierung „Der III. Weg“.

Bewohner “bedrängt und verängstigt”

“Es sind inszenierte Aufstände”, stellt das Bündnis in seiner Pressemitteilung fest. Viele Erbendorfer fühlten sich “aufgrund des zwischenzeitlich großen Lärms, ausgehend von Menschenmengen, die brüllend, pfeifend und lärmend durch die Straßen ziehen, zunehmend
bedrängt oder gar verängstigt”.

Mit der Kundgebung lädt das Bündnis alle Erbendorferinnen und Erbendorfer ein, “den Aufrührern zu zeigen, dass die aktuelle Art und Weise ihres Protestes so nicht toleriert wird”.

Kontakt-Email des Bündnisses für Interessierte: solidarisches.erbendorf@gmail.com

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4 Kommentare

Fabian - 28.02.2022

Hallo Helmuth,

das Bündnis ist sich sehr bewusst mit den Aussagen, das es trifft und zuerst möchte ich betonen, dass hier nicht in Schubladen gedacht wird und alle Teilnehmer an den Aufmärschen in der Rechten “Ecke” verortet werden. Gerne möchte ich hierauf aber näher eingehen, warum es dennoch diesen Vorwurf gibt, dass diese Aufmärsche von Rechtsextremen unterwandert sind. Nicht nur, dass Gruppierungen wie bsow. der III. Weg dafür aufrufen, auch die Art und Weise der Aufmärsche ist eine taktik der neuen Rechten. Angefangen 2011 und 2014 in sachsen haben die dortige NPD und andere rechte Gruppen zu Spaziergängen aufgerufen, um gegen Ausländer, Immigranten und anderen Minderheiten zu hetzen. Diese Art wurde bewusst gewählt, um keinen Verantwortlichen benennen zu müssen, der eine demokratisch legitimierte und im Grundgesetz verankerte Versammlung leitet. Dieser ist nicht nur öffentlich kenntlich sondern auch voll Verantwortlich für das Geschehen.

Die Menschen, die Erbendorf verunsichern, wollen verschiedene Dinge, bspw. plädieren Sie dafür, Ihre Grundrechte zurück erhalten zu wollen, sie fühlen sich in einen Diktatur lebend. Lustigerweise treten sie zugleich das Grundgesetz mit Füßen, in dem es eine klare Versammlungsfreiheit gibt, die auch mittel Versammlungsgesetz geregelt ist. Wenn es um Grundrechte geht, warum werden diese nicht einfach in Anspruch gennommen?

Fürderhin hat das Bündnis nachgefragt, was denn so die Forderungen seien. Ja, Impflicht war ein Thema, ein anderes waren viele Nachrichten udn Informationen aus unglaublich unseriösen Quellen, Verschwörungstheorien und destabilisierung unserer Demokratie.

Die Masche Rechtsradikaler ist, das System an der Nase herum zu führen und somit zu einer Destabilisierung der freiheitlichen Grundordnung zu gelangen. Mitnichten geht es hier um ein Schwarz-Weiß-Denken sondern um das benennen und bekämpfen massiver Strukturen, die gezielt unseren Rechtsstaat angreifen.

Wer hier als Gegner einer Impfpflicht mitläuft und dadurch tolerierend in Kauf nimmt, dass diese Taktik der Kundgebung ein Affront gegen unsere freiheitliche Grundordnung darstellt, muss sich aber tatsächlich anhören, dieses zur die Teilnahme zumindest zu akzeptieren.

Wer domonstriert, hat das Recht dazu, keine Frage. Aber jeder und jede sollte sich bewusst werden, mit wem und zu welchem Zweck. Und sicherlich auch nur an angemeldeten Versammlungen teilnehmen.

Dominik - 27.02.2022

So wie nicht alle Spaziergänger Querdenker, Reichsbürger oder Nazis sind, so sind auch nicht alle Gegner der Spaziergänge Verteufler, aktive Antifaschisten oder “Gutmenschen”.

Für seine Meinung auf die Straße gehen zu dürfen ist richtig und wichtig. Dass dadurch Beeinträchtigungen im Straßenverkehr entstehen, sind die Erbendorfer seit vielen Jahren durch offizielle Veranstaltungen der Stadt und der Kirche gewohnt und sie tolerieren dies gerne.

Aber warum werden die Sonntagsspaziergänge nicht als offizielle Demonstration gegen die Einführung einer Impfpflicht angemeldet?
Dass sich rein zufällig mehrere hundert Leute ausgerechnet in Erbendorf bei ihrem abendlichen Spaziergang treffen, ist mathematisch gesehen äußerst unwahrscheinlich, es muss also einen oder mehrere Veranstalter geben. Die Anmeldung einer offiziellen Demonstration ist relativ einfach, das hat eine junge Krankenschwester doch allen gezeigt. Vielleicht möchte sich einer der Spaziergänger daran ein Beispiel nehmen.

Und warum wird bei einem Spaziergang mit Tröten, Trillerpfeifen und Trommeln so ein Radau gemacht? Ein Spaziergang dient doch eigentlich zur Entspannung. Umherziehende, lärmende Gruppen kenne ich sonst nur an Christi Himmelfahrt und von Junggesellenabschieden. Oder eben von Demonstrationen.

Das im Beitrag angesprochene Gefühl der Bedrängnis entsteht durch die Kombination aus der Lärmkulisse, den Lichtern und dem Unwissen “Was ist da los? – Warum ziehen da so viele Leute an meinem Haus vorbei? – Wurde das angekündigt?”

Ich selbst gehe auch oft und gerne Spazieren. Jedoch selten auf der gleichen Strecke und vor allem ohne dabei meine Mitmenschen zu beeinträchtigen. Meine persönliche Freiheit hört da auf, wo die Freiheit eines anderen Menschen beginnt. (frei nach Kant)

Ein Erbendorfer Bürger

Jackson5 - 25.02.2022

Lieber H.

selten solche Ausreden für das Rumhatschen …und Stören des öffentlichen Friedens ….gehört.

Helmuth - 25.02.2022

Bitte liebe Leser und Einwohner von Erbendorf…

die immer gleiche Leier von Rechts und Nazis ist so abgegriffen.
Es geht den besorgten Menschen um die Einführung der Impfplicht, die Ausgrenzung ungeimpfter und Stigmatisierung als Verschwörer und Schwurbler.

Wenn am Sonntag ein “bedrängter” Anwohner mal 2 Min warten muss bis er aus seiner Ausfahrt kommt.
Ist das so dramatisch? An einer Ampel muss man auch mal anhalten und warten, oder wenn jemand die Straße blockiert beim ein- und ausladen vor einem Laden.

Wenn beim Spaziergang Kinder an den Scheiben zu sehen sind, wird gewunken.
Und sie werden es kaum glauben. Die Kinder winken zurück.

Das kann doch nicht der Grund sein die Spaziergänger zu verteufeln.

Ich möchte eine Empfehlung an all die Menschen aussprechen die überall Nazis vermuten.

Gehen Sie bei schönen Wetter einmal in einen Streichelzoo oder füttern Sie Lamas.
Das befreit von dem Gedanken immer nur dass zu sehen, was man sehen möchte.