Mitten im Wohngebiet: Fischotter wütet in Teich in Etzenricht
Etzenricht. "Koi Karpfen im Teich". Das gilt wörtlich für den Weiher von Fritz Kick in Etzenricht. 49 seiner 50 Zuchtkarpfen sind über Nacht von einem Fischotter verspeist worden. Übrig sind nur ein paar glitzernde Schuppen im Schilf.
Mittwochvormittag. Fritz Kick hat eine schlaflose Nacht hinter sich. Von 2 bis 5 Uhr jagte ein Fischotter in seinem Gartenteich am Einfamilienhaus nach Frischfisch. Das Tier ließ sich nicht verscheuchen, auch nicht durch laute Rufe. Kick leuchtete den Otter auch mit einer Taschenlampe an. “Da haben mich zwei große Augen angeschaut.”
Bilanz am Morgen: 17 große Kois, 32 kleine Kois sind weg. Ein einziger Fisch dreht noch seine Runden. Binsen und Seerosen sind durcheinandergewirbelt und geknickt. Am Ufer schwimmen ein paar Schuppen, im Rasen liegt Losung, ganz typisch für den Fischotter, der sein Revier markiert. Den materiellen Schaden schätzt Kick, Vorsitzender des Fischereivereins Etzenricht, auf rund 1000 Euro. “Aber um das geht es mir nicht.” Ihm geht es um die Mühe, das Herzblut, das er seit 15 Jahren in die Pflege seines kleinen Weihers mit den Fischen steckt. Alles dahin.
Mit Fotofallen entlarvt
Kick ist sich sicher, dass es sich beim Angreifer um einen Fischotter handelte. Er schätzt dessen Gewicht auf 10 bis 12 Kilogramm, der Otter sei dreimal größer als ein Mink gewesen. Der Platscher gegen 2 Uhr hörte sich anfangs an, “als sei jemand von der Terrasse in den Teich gesprungen”. Kicks Schlafzimmerfenster liegt über dem Wasser. Er sah das “stattliche Tier” im Teich rudern.
Als Vorsitzender des Fischereivereins kennt er die mittlerweile “katastrophale” Ausbreitung des Fischotters. Sein Verein setzt seit Jahren bei Luhe auf einer Länge von vier Kilometern Forellen ein. “Und wir fangen nichts.” Zuletzt installierte er Fotofallen. Ergebnis: “Der Fischotter war überall.” Die Speicherkarten hat er an den Verband geschickt.
Ende der 1950er Jahre fast ausgerottet
Laut Landesamt für Umwelt war die Art bis Ende der 190er Jahre durch Bejagung fast ausgerottet. Fischotter waren als Fastenspeise und Felllieferant begehrt und als Fischdiebe verfolgt. Im Freistaat Bayern überlebten Restbestände entlang der Grenze. “Diese breiten sich seit einigen Jahren nach Westen aus und haben mittlerweile in Ostbayern eine stabile Population etabliert”, so das LfU.
Und zwar in einem Maß, dass die fischereiwirtschaftlichen Schäden für manche Teichwirte in der Oberpfalz existenzgefährdend sind. Seit August ist aus diesem Grund in Bayern die Entnahme möglich, allerdings gekoppelt an etliche Voraussetzungen (siehe “Checkliste” des Landesamtes für Landwirtschaft).
Schauspieler wirbt für Petition
Die neue Entnahme-Möglichkeit ist nach Ansicht von Kick nicht der Durchbruch. Der Kriterienkatalog ist zu groß. So müssen Fischotter in Lebendfallen gefangen werden, weil von 1. Januar bis 30. November nur Tiere erlegt werden dürfen, die weniger als vier oder mehr als acht Kilogramm wiegen. Die anderen müssen ausgesetzt werden.
Gegen diese Änderung des Bayerischen Jagdgesetzes hat unter anderem Schauspieler Hannes Jaenicke eine Petition gestartet. Titel: “Rettet den Otter”. Unterschrieben haben bis dato 85.000 Personen. Die zugehörige Kampagne zeigt ein schnurrbärtiges Tierchen im Fadenkreuz. Fritz Kick kann darüber nur den Kopf schütteln: “Wer das unterschreibt, sollte sich vorher mit dem Thema befassen.”
* Diese Felder sind erforderlich.