Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg SV Weiden: Fluch oder Segen?

Weiden. 110 Mädchen und Buben kicken in dieser Saison im BFV-Nachwuchsleistungszentrum bei der SpVgg SV. Sie alle haben einen Traum.

Am schönsten sind natürlich Siege, die gebührend bejubelt werden. Foto: SpVgg SV Weiden

Finn Ströll (12) ist einer von 110 jungen Fußballern, die in den acht Nachwuchsteams bei der SpVgg SV ausgebildet werden. Der junge Keeper der zweiten U 13-Mannschaft hat den Sprung ins Leistungszentrum gewagt – und es nicht bereut. “Es macht Riesenspaß hier. Wir haben Klasse Trainer, eine tolle Kameradschaft und man kann sehr viel lernen”, sagt der Nachwuchstorwart aus Fuchsmühl.

Seit 2008 NLZ

Seit 2008 ist die SpVgg SV Weiden Sitz eines von 18 Nachwuchsleistungszentren (NLZ) des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) im Deutschen Fußballbund (DFB). Sechs Teams von der U 19 bis zur U 12 werden hier von 18 Trainern angeleitet und betreut. “Hier werden die Toptalente der Region von lizenzierten Trainer gefördert und messen sich in den Nachwuchs-Topligen mit den besten Nachwuchskickern aus ganz Bayern”, schreibt der BFV auf seiner Homepage.

Die BFV-NLZ seien das perfekte Bindeglied zwischen der Basisförderung in den Talentstützpunkten und den Nachwuchsleistungszentren der bayerischen Lizenzvereine und ein in Deutschland einmaliges System. “So ist es möglich, dass die Nachwuchstalente bis einschließlich der Altersklasse U 17 in der Region auf professionellem Niveau gefördert werden. Auf diese Weise können sie im gewohnten sozialen Umfeld bleiben, sich dort fußballerisch und persönlich entwickeln und müssen nicht schon frühzeitig den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum eines Profivereins wagen”, so der BFV weiter.

Profis von morgen? Im NLZ Weiden werden talentierte Nachwuchskicker ab der U 13 ausgebildet. Foto: Archiv Dagmar Nachtigall

Hohe Anforderungen

Damit ein Verein Sitz eines solchen Zentrums werden kann, muss er hohe Anforderungen erfüllen. Folgende Kriterien müssen für die Zertifizierung eines NLZ ausreichend erfüllt werden:

  • Strategie und Finanzen
  • Organisation und Verfahren
  • Fußball-Ausbildung und Bewertung
  • Unterstützung und Bildung
  • Personal
  • Kommunikation und Kooperation
  • Infrastruktur und Ausstattung
  • Effektivität und Durchlässigkeit

SpVgg SV-Vorsitzender Michael Kurz weiß nur zu genau, was es heißt, die jährliche Leistungsüberprüfung des BFV zu bestehen, um sich ein weiteres Jahr NLZ nennen zu dürfen. “Wir haben in den vergangenen Jahren unglaublich viel gearbeitet und investiert. Dazu gehört unter anderem der Bau der Kunstrasenplätze oder des Funktionsgebäudes für die Jugend.” Das NLZ kostet den Verein jährlich circa 150.000 Euro. “Dafür bekommst du vom DFB dann mal 1.000 Euro als Belohnung”, sagt Kunz säuerlich lächelnd. Dennoch sei eine effektive Nachwuchsförderung für den Verein unerlässlich. “Unser erste und zweite Herrenmannschaft besteht zum Großteil aus Eigengewächsen. Anders geht es nicht.” Finanziert wird das NLZ größtenteils über Sponsorengelder sowie durch Mitglieds- und Ausbildungsbeiträge.

Fuhrmanns Doppelfunktion

Erst am Mittwoch hat der Verein nun die personellen Weichen für eine Art Neuanfang gestellt: Ab 1. Januar 2023 wird der Pfreimder Christian Most anstelle von Rüdiger Fuhrmann das NLZ leiten (siehe auch: https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/christian-most-ist-der-neue-starke-mann-im-nachwuchsleistungszentrum-der-spvgg-sv). Der Wechsel war erforderlich geworden, weil NLZ-Leiter Fuhrmann zu Saisonbeginn im Juli als Trainer der Bayernligamannschaft einspringen musste. Vorausgegangen waren personelle Turbulenzen im Bereich der sportlichen Leitung mit den Rücktritten des damaligen sportlichen Leiters Hannes Beer sowie der Trainer Andreas Scheler, Josef Haas und Dieter Scheler. “Die Doppelfunktion war auf Dauer nicht befriedigend auszuüben”, betont Fuhrmann.

Der Alte und der Neue: NLZ-Leiter Rüdiger Fuhrmann (links) und sein Nachfolger Christian Most. Foto: Werner Franken

Hügel knüpfte Kontakt

Der sportliche Leiter Rüdiger Hügel hat den Kontakt zum neuen NLZ-Leiter geknüpft und freut sich darüber, dass man mit Christian Most einen “Top-Mann” für diese wichtige Position gefunden habe. Der Pfreimder, derzeit noch Co-Trainer beim Landesligisten SC Ettmannsdorf, wird diese Position noch bis zum Saisonende ausfüllen, zugleich aber ab 1. Januar 2023 als NLZ-Leiter in Weiden starten. “Da sich der Terminkalender der Herren und des Nachwuchses doch ein wenig unterscheidet, sollte es möglich sein, diese Doppelfunktion bis Mai 2023 zu meisten”, ist Most überzeugt. Die größten “Baustellen” im SpVgg-Nachwuchs sieht er bei der U 17 und bei der U 18. “Diese Teams müssen einfach höherklassig spielen”, weiß er um die Forderung des BFV. Erreichen will der Inhaber der UEFA-Juniorenleistungslizenz B+ durch einen Ausbau der Kontakte mit den Vereinen aus der ganzen nördlichen Oberpfalz.

Most: “Schaffen wir es, die besten Spieler aus dieser Region am NLZ zu bündeln, kann auch die eher einwohnerschwache nördliche Oberpfalz sportlich konkurrenzfähig werden. Außerdem ist auch die fachliche Kompetenz der Trainer im NLZ eine sehr wichtige Komponente.” Dass am NLZ Weiden gute Arbeit geleistet werde, sehe man an den Beispielen Stefan Pühler und Tobias Gerber, die beide als 17-Jährige den Sprung in den Bayernligakader geschafft haben.

NLZ als Aushängeschild

Einige Stellschrauben, an denen er drehen möchte, hat Christian Most schon entdeckt im NLZ. “Aber wenn alle vertrauensvoll zusammenarbeiten, sehe ich das NLZ Weiden in fünf Jahren als ein Aushängeschild in Ostbayern. Die hervorragende Infrastruktur der SpVgg SV bietet dafür die beste Voraussetzung”, ist der im positiven Sinn Fußball verrückte 38-Jährige überzeugt.

Bis dahin ist auch Finn Ströll so weit, dass er in der Herrenmannschaft spielen kann. Vielleicht ist er ja eines der Talente, die im NLZ so richtig geschmiedet werden …

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