Neues Technologietransfer-Zentrum für Kemnath

Waldeck. In Kemnath ist ein neues Technologietransfer-Zentrum geplant, wie man es bereits an anderen Hochschulstandorten in Deutschland kennt.

Peter Schmieder (stehend) erläuterte rund dreißig Gästen aus Politik und Wirtschaft, die Idee des neuen Technologietransfer-Zentrums, dass in Kemnath geplant ist. Foto: Roman Melzner
Peter Schmieder (stehend) erläuterte rund dreißig Gästen aus Politik und Wirtschaft, die Idee des neuen Technologietransfer-Zentrums, dass in Kemnath geplant ist. Foto: Roman Melzner
Eingalden waren beispielsweise Tobias Reiß, Leonhard Zintl, Roland Grillmeier, Roman Schäffler oder auch Anton Kunz. Foto: Roman Melzner
Eingalden waren beispielsweise Tobias Reiß, Leonhard Zintl, Roland Grillmeier, Roman Schäffler oder auch Anton Kunz. Foto: Roman Melzner

Zu Beginn begrüßte der Kreisvorsitzende Leonhard Zintl rund dreißig Gäste aus Politik und Wirtschaft. Dann gab Professor Peter Schmieder beim traditionellen Karpfen-Essen der Mittelstands-Union in den Hollerhöfen einen Vorgeschmack auf das Technologietransfer-Zentrum. Er ist an der Technischen Hochschule Degendorf (THD) federführend aktiv.

Neben Forschung und Lehre zähle der Wissens- und Technologietransfer (WITT) zu den wichtigsten Aufgaben einer Hochschule, so der Tischredner eingangs. Die WITT bezeichne alle Wechselbeziehungen zwischen einer Hochschule und der Praxis. Auch gehörten alle damit zusammenhängende fördernden und stützenden Maßnahmen dazu. Sie biete ein breites Beratungs-, Dienstleistungs- und Kooperationsangebot, erklärte Peter Schmieder. Dieses beziehe den Technologie-Campus, sowie alle Fakultäten und Institute ein.

Das neu geplante Zentrum in Kemnath unterstütze die regionale und überregionale Wirtschaft und helfe so, deren Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen. Der aus Tirschenreuth stammende Professor für „Human Skill Management“ erklärte:

Darüber hinaus bieten Veranstaltungen, Messen und die Öffentlichkeitsarbeit die Gelegenheit, Partner kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen. Peter Schmieder

Die THD, an der er lehrt, wurde für Ihren Unternehmergeist im weltweiten Ranking der innovativsten Hochschulen auf den ersten Platz gewählt. Gewonnen hat sie bei mehr als 500 teilnehmenden Universitäten, darunter namhafte Konkurrenten wie Stanford, Berkeley, Yale, Harvard oder die TU München.

Deutscher Unternehmergeist

„Deutschland liegt bei Innovationen seit Jahrzehnten weltweit immer an vorderster Front“, so Peter Schmieder. Er verwies unter anderem auf den wissenschaftlich anerkannten Blomberg-Innovation-Index, bei dem die Bundesrepublik alleine in den letzten zehn Jahren siebenmal auf dem ersten Platz lag. Ihren Siegeszug und das damit verbundene Kapital werde aber weltweit nach wie vor nicht in Deutschland oder Europa, sondern fast ausschließlich immer in den USA generiert. Dies belegte der Gründer und Leiter des „Silicon Valley Program“ der THD, wissenschaftlich mit Zahlen.

„German Engineering and Silicon Mindset“ seien Schlagworte, die oftmals von Wirtschaftsbossen der großen Firmen immer wieder genannt werden. Der Professor freute sich:

Mit dem ‘Silicon-Valley-Program’ wird dieser Unternehmergeist auch in Deutschland weiter verbreitet – baldmöglichst auch in Kemnat. Peter Schmieder

Er lieferte hierzu Beispiele wie den „iPod“, der ursprünglich vom Fraunhofer-Institut in Erlangen entwickelt wurde. Die Firma Apple habe das Produkt aufgekauft und verbreitet, danach hätten sie es aber bald zum Kassenschlager „iTunes“ umgestaltet.

Danach führte Peter Schmieder weitere Beispiele auf, die das Gütesiegel „Made in Germany“ zwar trugen, aber anderswo erfolgreich vermarktet würden. Zum Beispiel die Weltfirma KUKA, die anfangs beispielsweise auch für große Automobilhersteller wie Mercedes ganze Montagehallen für den Fahrzeugbau erstellte. Sie sei von der Gesellschaft für Raumfahrt-Anwendungen (DLR) mit ihrem Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen gegründet worden. Die Firma gelte als Mitbegründer des Themas Robotik. „So hat sie die Arbeitswelt revolutioniert“, erklärte er. Mittlerweile wäre KUKA chinesisch.

Disruptive Entwicklungen

Im Silicon Valley beispielsweise Steve Jobs und Mark Zuckerberg ihre Unternehmen und revolutionierten mit ihnen die Welt mit dem sogenannten „Silicon Valley-Mindset“. Diese Mentalität beginne mit dem Willen, etwas wirklich Neues zu schaffen, so der Professor weiter. Er motivierte seine Zuhörer:

Nahezu alle Akteure mussten Rückschläge einstecken, haben aus Fehlern aber gelernt und sich neu aufgerappelt, bevor sie durchstarten konnten. Peter Schmieder

Nur mit dieser Haltung gelinge es, Produkte nicht nur Schritt für Schritt zu verbessern, sondern echte Innovationen zu erschaffen, also disruptiv zu agieren, so der Redner.

Ein weiteres Beispiel für eine solche disruptive Entwicklung sei das Start-up-Taxi-Unternehmen Uber, das seit 2009 weltweit den Taximarkt durcheinanderwirbelt. Es vermittele Transportdienste zwischen Fahrgästen und Haltern von Privatautos. Die Möglichkeit, Rezensionen abzugeben, halte alle Beteiligten dazu an, sich fair und freundlich zu verhalten. Ein völlig neuer Ansatz, konsequent und global durchgesetzt, so der Peter Schmieder.

Oder auch Elon Musk mit seiner Idee des Teslas, obwohl dieser das Elektroauto überhaupt nicht erfunden habe, erläutere der Redner. Das Fahrgestell stammte von Lotus und die Batterien eingangs von Apple. Die eigentliche Innovation, die der Tesla-Gründer hatte, wäre die Ladestelleninfrastruktur.

Elon Musk sammele überall Geld ein, um ein intaktes Netz an Ladestellen an den bevölkerungsreichsten Orten zu schaffen. Als Rosinenstück habe er dann jedem, der einen Tesla kaufe, versprochen, an seinen Charger-Stationen gratis tanken zu können. Dies sei eine typische Idee aus dem Silicon Valley, erklärte der Professor.

Perspektive für die Region

Auch der neue Landtags-Vizepräsident Tobias Reiß nahm an der Veranstaltung ganz bewusst teil, ebenso der Landrat Roland Grillmeier und der Kemnather Bürgermeister Roman Schäffler.

Tobias Reiß erinnerte an die Gründungsväter der Bundesrepublik, die durch Innovationskraft und die typisch deutschen Tugenden für die Bürgerinnen und Bürger das Land aufgebaut hätten. Möglich sei dies in Form der sozialen Marktwirtschaft geworden. Jedoch versinke Deutschland nunmehr immer mehr in grüner Ideologie und Planwirtschaft oder gar rechtem Gedankengut, so der Landtags-Vizepräsident.

Er dankte ausdrücklich für die Perspektive, mit der die Initiatoren dieser Aktion für die Region ein neues Flaggschiff schüfen. Er sieht darin auch eine Stärkung eines regionalen Netzwerkes:

Zusammenarbeit zwischen

  • Hightech-Abtei im Kloster Speinshart
  • Universität in Bayreuth
  • OTH in Weiden
  • Technischen Hochschule in Degendorf

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