Pressather Bürgermeister hat kein Verständnis für AfD-Protestwähler

Grafenwöhr. An der Demokratiekundgebung gab sich Bürgermeister Bernhard Stangl als leidenschaftlicher Verteidiger der Demokratie zu erkennen. Ein Wortbeitrag erhitzte sein Gemüt, der sich mit der Protestwahl der AfD beschäftigte.

Pressaths Bürgermeister Bernhard Stangl (links) kann nicht verstehen, aus Protest die AfD zu wählen. Der Mann rechts hatte sich zuvor dazu geäußert. Foto: Stefan Neidl
Pressaths Bürgermeister Bernhard Stangl (links) kann nicht verstehen, aus Protest die AfD zu wählen. Der Mann rechts hatte sich zuvor dazu geäußert. Foto: Stefan Neidl
Viele Menschen hatten Schilder mitgebracht. Foto: Stefan Neidl
Viele Menschen hatten Schilder mitgebracht. Foto: Stefan Neidl
Foto: Stefan Neidl
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Eigentlich wollte Pressaths Bürgermeister Bernhard Stangl auf der Demonstration für Vielfalt und Demokratie in Grafenwöhr nicht reden. Doch der Wortbeitrag eines Bürgers ließ ihn nicht kalt und er musste widersprechen. Der Mann hatte erklärt, er versuche, AfD-Wähler zu verstehen. Die seien zu großen Teilen nicht radikal, sondern wütend über die Politik in Deutschland. Mit der Wahl der „Alternative für Deutschland“ drückten sie nur ihren Protest aus.

Kritik an AfD, Aiwanger und Rechten

„Ich verstehe keinen, der aus Protest die AfD wählt“, entgegnete der Sozialdemokrat Stangl. Er selbst habe erlebt, dass Menschen die SPD kritisierten, weil sie einen türkischstämmigen Kandidaten für die Europawahl nominiert hatte. „Man kann in demokratischen Parteien mitarbeiten, aber nicht in der AfD.“ Stangl wetterte auch gegen Hubert Aiwangers Aussage, „sich die Demokratie zurückzuholen“, die Unterwanderungen von Bauernprotesten durch rechte Gruppierungen und die ständige Kritik an der Ampel. „Man muss erkennen, wie wichtig die Demokratie für unser Land ist. Ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger der Demokratie.“ Die einst von CDU-Chef Friedrich Merz beschworene Brandmauer habe längst Risse bekommen. Stangl appellierte an die circa 160 Teilnehmer der Demo im Stadtpark: „Beteiligt Euch, geht in demokratische Parteien und arbeitet dort mit.“

OBTM-Organisator René Liebermann ist auch Kreissprecher der Linken Bayreuth. Foto: Stefan Neidl

Veranstalter zufrieden mit Teilnehmerzahl

Organisator René Liebermann vom „Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte“ (OBTM) fand den Auftritt und das impulsive Auftreten Stangls gut. „Wir wollten eine lebendige Diskussion, da ist mir auch die Parteizugehörigkeit egal.“ Mit der Teilnehmerzahl von 160 Menschen sei er für eine kleine Stadt wie Grafenwöhr zufrieden. Das schlechte Wetter habe wohl auch einige Leute abgehalten. In seiner Rede gab Liebermann einige Zitate von AfD-Politikern und denen nahe stehenden Organisationen wider. Erst kürzlich habe er mit einer zugewanderten Gastronomin gesprochen, die der Auffassung sei, ein „guter Deutscher müsste AfD wählen“. „Ich erinnerte sie daran, dass sie laut dem Geheimtreffen rechter Figuren in Potsdam und den AfD-Beschlüssen Deutschland verlassen müsste.“ Die Frau sagte, sie habe einen deutschen Pass, doch das sei der AfD egal.

Der Kreissprecher der Linken Bayreuth kritisierte auch, dass die AfD auf den Zug der Bauernproteste aufgesprungen sei: „Die erzählen was anderes, als in ihrem Wahlprogramm steht. Die AfD will alle Subventionen abschaffen und dazu gehören auch die für die Landwirtschaft.“ Ferner wehrte sich Liebermann gegen die pauschale Einordnung der „Antifa“ als radikal oder gar terroristisch: „Antifa heißt ganz einfach ‘gegen Faschisten”.“

„Nie wieder ist jetzt“

Janick Metz von den Linken Bayreuth sagte: „Ich mag diesen Staat, ich mag seine Werte. Und das liegt nicht an meinem deutschen Pass.“ Die SPD-Landtagsabgeordnete Nicole Bäumler glaubt, dass durch die Enthüllungen des Potsdamer Treffens ein Ruck durch die Bevölkerung gegangen sei. „Nie wieder ist jetzt“, sagte sie. Sie werde sich Hass und Hetze überall entgegenstellen.

Hilde Lindner-Hausner von OBTM sieht bedrohliche Parallelen zum Untergang der Weimarer Republik. Von den Unions-Parteien erwartet sie einen entschlosseneren Kampf gegen Rechts.

Neben Pressaths Bürgermeister nahm auch Eschenbachs Bürgermeister Marcus Gradl (CSU) an der Demonstration teil, während Grafenwöhrs Bürgermeister Edgar Knobloch fehlte. Er sei verhindert gewesen, erklärte der CSU-Mann auf Nachfrage. Viele der Teilnehmer hatten Schilder mitgebracht, applaudierten und jubelten über die Beiträge.

Viele Menschen hatten Schilder entworfen und mitgebracht. Foto: Stefan Neidl
Viele Menschen hatten Schilder entworfen und mitgebracht. Foto: Stefan Neidl
Das Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte ruft am Freitag ab 17 Uhr zu einer Demonstration gegen Rechts auf dem Naabwiesen-Parkplatz auf (das Bild entstand bei einer früheren Demo in Grafenwöhr). Foto: Archiv Stefan Neidl
Das Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte ruft am Freitag ab 17 Uhr zu einer Demonstration gegen Rechts auf dem Naabwiesen-Parkplatz auf (das Bild entstand bei einer früheren Demo in Grafenwöhr). Foto: Archiv Stefan Neidl
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