Ratsbegehren: Windpark oder Windstille in Parkstein?

Parkstein. Am kommenden Sonntag, 12. Dezember, fällt die Entscheidung: Knapp 1900 wahlberechtigte Parksteiner stimmen in einem Ratsbegehren über den geplanten Windpark Eichentratt im Westen der Marktgemeinde ab. Verschiedene, nicht repräsentative Umfragen, spiegeln ein diffuses Meinungsbild.

Der Ausbau der Windenergie kommt in Bayern einfach nicht voran. Jetzt scheint es auch aus dem geplanten Windpark im Hessenreuther Wald nichts zu werden. In Freudenberg (Foto) freut man sich seit Jahren über Einnahmen aus der eigenen Anlage. Archivbild: Bürgerwind Freudenberger Oberland GmbH & Co. KG

Nach der Windpark-Debatte bei OberpfalzEcho ist vor der Windpark-Entscheidung. Befürworter von der Bürgerenergiegenossenschaft Parkstein wie Gegner von der Bürgerinitiative „Windparkfreie Heimat Parkstein“ sehen dem Ratsbegehren am Sonntag gleichermaßen mit Spannung entgegen. „Ich denke, es wird ganz knapp“, schätzt BI-Sprecher Reinhold Gerber die Lage ein.

Widersprüchliches Meinungsbild

Umfragen auf den sozialen Medien von OberpfalzEcho und eine Jugendbefragung ergeben ein höchst widersprüchliches und alles andere als repräsentatives Meinungsbild vor der Abstimmung. Bei einer Apester-Umfrage auf Facebook beteiligten sich 964 Leser: 33 Prozent stimmten für den Windpark, 67 Prozent dagegen. Daraus eine Ablehnung abzuleiten, wäre verkehrt. Die Abstimmung war für alle Nutzer offen, es beteiligten sich keineswegs nur Parksteiner an der virtuellen Umfrage. 

Ein nahezu entgegengesetztes Ergebnis ergab eine Instagram-Umfrage mit allerdings nur 188 Teilnehmern. Hier befürworteten 66 Prozent das geplante Projekt, 34 Prozent lehnten es ab. Mögliche Erklärung: Alter und Haltung der jeweiligen Zielgruppe auf Facebook und Instagram weichen deutlich voneinander ab.

Jugend mehrheitlich für Windräder

Klare Zustimmung erhält das Unternehmen „Erneuerbare Energie für Parkstein“ von der Mehrheit der ansässigen Jugendlichen. Bei einer Abstimmung beteiligten sich 56,92 Prozent der insgesamt 92 in der Marktgemeinde gemeldeten 14 bis 17-Jährigen. 52 von ihnen schickten einen ausgefüllten Stimmzettel an das Rathaus zurück.

Gefragt wurde: „Sind Sie dafür, dass eine Bauleitplanung ‚Sondergebiet Bürgerwindpark Eichentratt‘ eingeleitet wird, die die Errichtung von maximal drei Windenergieanlagen ermöglicht und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der gemeindlichen Klimaschutzziele und zur Sicherung der ökologischen Stromerzeugung vor Ort leisten kann?“ 37 hatten „Ja“ angekreuzt, 15 „Nein“ – ein Pro-Ergebnis von 71,15 Prozent.

Bürgerenergie lobt Jugendliche

In einer schriftlichen Erklärung freut sich Josef Langgärtner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft, über das Ergebnis der Jugendbefragung: „Dass sich fast drei Viertel der Jugendlichen für die Aufstellung einer Bauleitplanung für den Windpark ‚Eichentratt‘ aussprechen, zeugt von Verantwortungsbewusstsein und Sorge um die zukünftige Energieversorgung.“

Daran sollten sich auch deren Eltern und der Rest der Erwachsenen ein Beispiel nehmen: „Andernfalls sind es die Jugendlichen, die die Versäumnisse der älteren Generation ausbaden müssen.“ Windkraft sei alternativlos im Gesamtmix der erneuerbaren Energien. „Wir als Bürgerenergie hoffen auf die gleiche Einsicht der erwachsenen Wählerinnen und Wähler beim Bürgerentscheid am 12. Dezember.“

Bürgerinitiative kritisiert Beeinflussung

Auch die Bürgerinitiative „Windparkfreie Heimat Parkstein“  äußert sich schriftlich zum Ergebnis der Befragung: „Wir hätten es noch eindeutiger erwartet“, kommentiert BI-Mitinitiator Reinhold Gerber. Die Umfrage habe nur das Ziel verfolgt, „die Stimmberechtigten beim Bürgerentscheid zu beeinflussen“. 

Die Jugendlichen seien in die Irre geführt worden. Man habe den Eindruck vermittelt, als gehe es für oder gegen dringend gebotene Maßnahmen gegen den Klimawandel. „Dass es sich jedoch um eine Abstimmung für oder gegen den Standort der Windräder im Eichentratt handelt“ sei nicht gesagt worden.

Ratsbegehren: Ausgang völlig offen

Sicher ist nach dem Ausgang aller Stimmungstests nur eines: Der Ausgang des Ratsbegehrens ist völlig ungewiss. Gegner und Befürworter können sich auf Grundlage dieser Momentaufnahmen keinesfalls sicher sein, dass das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlägt. 

Wer sich also nach Auszählung aller Stimmen am Sonntag nicht ärgern will, dass ausgerechnet die eigene, nicht abgegebene Stimme den Ausschlag gegeben hätte, sollte sein Votum einreichen. Der Wahlausschuss trifft sich am Sonntag, 16 Uhr. Die öffentliche Auszählung ist um 18 Uhr im Festsaal Parkstein. Gegen 18.45 Uhr soll das Ergebnis feststehen. „Es dürfte zeitnah in allen relevanten Facebook-Gruppen zu finden sein“, informiert Josef Langgärtner.

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