Von Marihuana bis zum Minibagger: Die Asservatenkammern in Waidhaus sind voll

Waidhaus. Drogen, Werkzeug, Parfüm, Autos, Räder. Erstaunlich, was die Fahnder der Grenzpolizeiinspektion Waidhaus alles sicherstellen. Dann müssen die Ermittler ran. Sie müssen den Weg des Diebesguts zurückverfolgen. Nicht selten ein absolutes Geduldsspiel.

Ermittler Karsten Haberkorn. Zu seinen Aufgaben gehört es, den Weg des Diebesguts zurückzuverfolgen. Foto: Theo Kurtz

Den Fahndern der Grenzpolizeiinspektion (GPI) Waidhaus kam das spanisch vor. Ein junger Mann sitzt am Steuer eines neuwertigen Wohnmobils. Langes Haar, ungepflegtes Äußeres. Das Gefährt trägt ein slowakisches Kennzeichen. Passen Lenker und Fahrzeug wirklich zusammen? Die Beamten sind skeptisch, ziehen den Wohnmobilisten raus. Ihre Spürnase hatte sie nicht im Stich gelassen. Nur eines von hunderten von Beispielen, bei denen die Gesetzeshüter den richtigen Riecher hatten.

Diebe können alles brauchen

Nicht das einzige Gefährt, das auf dem eingezäunten und kameraüberwachte Polizeiareal auf seine wahren Besitzer wartet. „Geparkt“ sind dort auch ein schwerer Audi- und ein VW-SUV, sowie ein BMW M. Teure Gefährte stehen bei Dieben nach wie vor hoch im Kurs. Nicht selten im Auftrag geklaut. Die Keyless-Go-Technologie macht es ihnen relativ leicht. Aber nicht nur Edel-Karossen werden sichergestellt. Werkzeuge, Baumaschinen, Katalysatoren, Fahrräder, selbst Biergartengarnituren versuchen die Täter Richtung Tschechien zu schmuggeln.

Gut gefüllte Asservatenkammer

Die Asservatenkammern der GPI sind gut gefüllt. In einem besonders gesicherten Raum und in Stahlschränken werden konfiszierte Waffen und Drogen aufbewahrt. In der erst 2021 in Betrieb genommenen Durchsuchungshalle wird größeres Diebesgut zwischengelagert. Dort steht aktuell auch der neueste „Fang“. Acht nagelneue Industriewaschmaschinen und -trockner. Geschätzter Wert: 40.000 Euro. Interessant: Erst nachdem die Waidhauser Beamten bei dem Großhändler im Schwarzwald angerufen hatten, hatte der den Verlust bemerkt. „Der wird sich die Geräte auf alle Fälle abholen“, betont Inspektionsleiter Thomas Meiler. Das ist nicht immer so. Dann etwa, wenn die Beklauten bereits von ihrer Versicherung entschädigt worden sind.

Wem gehören diese 12.000 Euro teuren Reifensätze? Die Ermittler der GPI Waidhaus versuchen das ausfindig zu machen. Foto: Theo Kurtz

Wo kommt das Diebesgut her?

Die Wege des Diebesguts zurückzuverfolgen, das ist der Job des Ermittlungsteams der GPI. Polizeihauptkommissar Karsten Haberkorn gehört dazu. Eine zeitaufwändige Kniffelarbeit. Anhand von Identifikationsnummern oder Firmenaufklebern versuchen er und seine Kolleginnen und Kollegen die Herkunft der Gegenstände ausfindig zu machen. Aktuell ist er gerade dabei, drei Winterreifensätze samt neuwertigen Edel-Felgen im Gesamtwert von rund 12.000 Euro zuzuordnen. Dem Mann, dem man die Pneus abgenommen hatte, hatte behauptet, sie von einer Firma in Hessen gekauft zu haben. Sein Problem: Dass sie ihm tatsächlich gehören, konnte er nicht nachweisen.

Bundesweite Suche nach der Reifenherkunft

Haberkorn beginnt zu recherchieren. Die Firma, die der Mann angegeben hat, die gibts. Die weiß aber nichts von einem Reifenverkauf. Und auch die Suche nach einem dort gemeldeten Diebstahl bleibt ergebnislos. Jetzt muss die Suche ausgedehnt werden. Haberkorn leitet seine Ermittlungsergebnisse an das bayerische Landeskriminalamt (LKA) in München weiter. Ein auf diese Aufgabe spezialisiertes Sachgebiet übernimmt den Fall. Und die Münchner wiederum verständigen alle übrigen LKA’s. Also wird bundesweit nach der Herkunft der Reifen gefahndet.

Räder sind ein beliebtes Diebesgut. Foto: Theo Kurtz

Geduld ist gefragt

Es ist nicht nur ein Kniffel-, sondern auch ein Geduldsspiel. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis ein Ergebnis vorliegt. Lässt sich tatsächlich kein Eigentümer ermitteln, werden zum Beispiel die sichergestellten Räder oder auch Werkzeuge meistbietend öffentlich versteigert. Der Zoll, und nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft, auch die Justiz führen diese Auktionen online durch. Sichergestellte Betäubungsmittel werden hingegen vernichtet. Waffen, werden, sollte es sich dabei „nur“ um eine Ordnungswidrigkeit handeln, dem zuständigen Landratsamt ausgehändigt. Steht ein Vergehen im Raum, werden Messer und Co als Beweismittel der Staatsanwaltschaft übergeben.

Fahrzeuge für 700.000 Euro sichergestellt

Der Einsatz der Fahnder und Ermittler lohnt sich. Im vergangenen Jahr wurden Fahrzeuge im Wert von rund 700.000 Euro und Gegenstände im Wert von 200.000 Euro sichergestellt. Doch noch einmal zurück zu dem Wohnmobilisten. Wie die Ermittler rausgefunden hatten, wurde das Gefährt, Baujahr 2021, in der spanischen Region Valencia geklaut und sollte vermutlich in Osteuropa weiterverscherbelt werden.

Und noch etwas kam bei den Recherchen ans Tageslicht: Der Mann (21), der keine Ausweisdokumente dabei hatte, ist für die Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Er ist bereits erkennungsdienstlich in Berlin in Erscheinung getreten. Das hat der Abgleich der Fingerabdrücke ergeben. In der Bundeshauptstadt hat er sich als bulgarischer Staatsbürger ausgegeben. Haberkorn ist aber skeptisch. „Bei der Vernehmung hat er perfekt Russisch gesprochen.“ Bei der GPI tippt man eher auf einen ukrainischen Staatsangehörigen. Der 21-Jährige ist mittlerweile in Haft. Er wird sich wohl unter anderem wegen Hehlerei verantworten müssen.

Immer wieder werden Drogen sichergestellt. Foto: Theo Kurtz

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