Vortrag beim Fischessen der CSU Kastl: keine Patentlösung für Energiefragen

Kastl. Am vergangenen Freitagabend fand das traditionelle Fischessen der CSU statt. Gastredner war in diesem Jahr Prof. Dr. Raphael Lechner, Professor für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden.

Foto: Hans Walter

Prof. Dr. Raphael Lechner sprach über das Thema Energiewende und diskutierte mit den Gästen intensiv über Energieerzeugung, Heiztechnik, die Nutzung und weitere Entwicklung von Elektrofahrzeugen sowie die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff.

Lechner beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und wie dieser in der Region umgesetzt werden kann. Dabei habe die OTH den Anspruch, anwenderorientierte Lösungen zu finden, die vor Ort auch wirtschaftlich umgesetzt werden können. In seinem Vortrag beleuchtete Lechner zunächst die verschiedenen Arten der Energie wie zum Beispiel die Stromenergie, Wärmeenergie und die Energie für Mobilität.

Die Energiewende sei nur dann möglich, wenn die Sektoren miteinander gekoppelt werden, so Lechner. Deutlich hob er auch heraus, dass die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes nur mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien zu schaffen sei. „Hier hat Deutschland in den kommenden Jahren noch viel zu leisten.“

Noch keine eindeutige Empfehlung vom Experten

Lechner thematisierte auch künftige Heizsysteme für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Obwohl der Trend eindeutig in Richtung Wärmepumpe gehe, könne er heute noch keine eindeutige Empfehlung aussprechen. Vor allem auf dem Land dürfe Holz in Form von Pellets oder Hackschnitzeln als Heizmöglichkeit nicht grundsätzlich ausscheiden. Insbesondere, wenn das Holz aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft entnommen wurde.

Neben der Erzeugung der Energie sei auch das Einsparen von Energie wichtiger denn je. Dabei verwies er insbesondere auf Wohnhäuser aus den fünfziger bis achtziger Jahren: „Neue Fenster und Wärmedämmungen sind ein Minimum im Bereich der Sanierung.“

Ebenso müsse jeder Eigenheimbesitzer, bei dem es möglich ist, eine eigene Fotovoltaik-Anlage aufs Dach montieren. Dies sei aber wiederum nur sinnvoll, wenn zugleich in Stromspeicher investiert werde, um Stromspitzen besser abfedern zu können. Intelligente Stromzähler können künftig einen besseren Überblick über den eigenen Stromverbrauch verschaffen und Strom gezielt dann verbraucht werden, wenn er über das Netz am günstigsten zu beziehen ist.

Mobiles Know-how richtig einsetzen

Zum Thema Mobilität nimmt Lechner klar Stellung: „Das Know-how, das in den letzten Jahrzehnten in die Verbesserung des Dieselmotors geflossen ist, müssen wir nun auch in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen stecken.“ Er ist sich sicher, dass hier in den kommenden Jahren sehr viel passieren wird, insbesondere bei der Entwicklung neuartiger Akkus mit größerer Reichweite und geringerer Ladezeit.

Dass sich Elektroantriebe auch bei Lastwagen oder Schwerlastfahrzeugen durchsetzen werden, hält der Professor allerdings für unwahrscheinlich, da der Stromverbrauch zu groß sei, um größere Strecken zurücklegen zu können. Für diese Fahrzeuge sei Wasserstoff die bessere Lösung.

Wasserstoff könne derzeit aber nur dort auf eine wirtschaftliche Weise erzeugt werden, wo dauerhaft große Mengen erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen. Bereits jetzt sei es möglich, Erdgas für das Beheizen von Gebäuden bis zu 20 Prozent Wasserstoff beizumischen. „Fast alle in Deutschland verbauten Erdgasleitungen könnten Wasserstoff problemlos transportieren. In Siedlungsbereichen, wo bereits eine Erdgasleitung zur Verfügung steht, ist der Aufbau eines zusätzlichen Wärmenetzes daher kaum sinnvoll.“

Keine Patentlösungen für Gemeinden

Die Gäste des Fischessens diskutierten lebhaft mit dem Referenten über diese und andere Themen. Aufgrund der bundespolitischen Überlegungen herrsche bei vielen großen Unsicherheiten, wie es künftig mit der Energieversorgung und der Verfügbarkeit von bezahlbarer Energie vor Ort weitergehen wird.

CSU-Ortsvorsitzender und Bürgermeister Hans Walter bedankte sich im Namen aller bei Raphael Lechner für seinen aufschlussreichen Vortrag und fasste die Themen des Abends nochmals zusammen. „Die Gemeinde Kastl steht den vielen Aufgaben und Herausforderungen der Zukunft positiv gegenüber“, so Walter. Man müsse aber stets abwägen, was vor Ort tatsächlich umsetzbar ist. „Patentlösungen, die auf jede Gemeinde angewandt werden können, wird es nicht geben.“

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