Wer bekommt Weidens „Star of Fame“? Julian, Elvis und die Touristenattraktion

Weiden. Ruhm ist vergänglich, wenn man Aufstieg und Fall des Julian Nagelsmann betrachtet. Nach dem Hype um das 25-Millionen-Euro-Trainer-Talent folgt der knallharte Bayern-Fußtritt. Bei Rock'n'Roll-Idol Elvis könnte dagegen der Kurztrip zu einem Weidener Autohaus für einen Star of Fame reichen.

Ach, unsere kleine Welt steckt doch immer wieder voller Überraschungen! Da liefert ein Trainer nicht die gewünschten Erfolge – und schon muss er seinen Hut nehmen. Eigentlich trug Julian Nagelsmann nie Hut, ist mir zumindest nicht aufgefallen. Trotzdem wurde er entlassen. Ein Knaller? Eigentlich nicht, denn was ist beim FC Bayern schon ein Knaller. Inzwischen hat man sich an die beinahe täglichen Querelen beim Super-Verein schon (fast) gewöhnt.

Trotzdem kam die Entlassung überraschend. Einer muss gehen, der nächste wartet schon. So schnell geht das heute im digitalen Zeitalter. Bei einem geht’s schnell, bei Despoten dauert es (leider) etwas länger. Aber die gute Erde lässt sich noch nicht aus ihrer Ruhe bzw. Bahn bringen und dreht sich gemächlich weiter und wir mit ihr mit.

Wer hat ein Sternchen verdient?

In Weiden überlegt man jetzt einen „Star of Fame“ zu errichten. Da denkt man doch gleich an einen berühmten und verdienten Bürger der Stadt. Wer könnte das wohl sein? Ein Politiker gar? Oder einer aus dem Ehrenamt?

Weit gefehlt? Diesmal handelt es sich um Elvis Presley, den King of Rock’n’Roll. Weil das „schwingende Becken“ 1958 in Weiden weilte, um sich in der Bahnhofstrasse in einem Autohaus nach einem Wagen umzusehen. Das sprach sich natürlich in dem kleinen Ort in Windeseile herum und die Massen strömten zu ihrem Idol, um der Berühmtheit zu huldigen.

Besser Stolpersteine

Und dieses geradezu epochale Ereignis hat sich so in das kollektive Gedächtnis der Stadt und seiner Bewohner eingebrannt, dass man ihm mit einem Stern huldigen will.

Gott sei Dank ist man von der Idee abgekommen, den Stern dort einzupflastern, wo sich einst das Autohaus befand. Denn da liegen jetzt vor der ehemaligen Kupfer-Villa – nach langem Hin und Her – Stolpersteine, die an ermordete jüdische Mitbürger erinnern. Eine gute und wichtige Entscheidung!

Ruhm kommt und geht, Elvis bleibt. Collage/Bilder: jrh/Stars in Concert/Werner Kraus

Tourismus-Hotspot Hauptpostamt

Die Star-Idee der SPD-Fraktion wurde jetzt im Kultur- und Tourismusbeirat diskutiert. Nach Max Reger sind jetzt alle auch Elvis-Fans und man will sogar „touristisches Werbepotenzial“ erkannt haben? Mit Verlaub: Nur weil Elvis Presley einmal in Weiden war – Grafenwöhr, Hirschau und Amberg hat er auch besucht – kommt kein einziger Tourist mehr in die Stadt. Und schon gleich gar nie nicht in die tolle Bahnhofstraße vor das noch tollere ehemalige Hauptpostamt.

Na ja, ich weiß wirklich nicht. … Elvis und Weiden, das ist wie Max Reger und Hawaii. Übrigens: Max Reger hat es zu seinem 150. Geburtstag zu einer Sonderbriefmarke geschafft. Und allein der Gedanke, dass man diese hinten ablecken muss, hätte ihm bestimmt gefallen.

Wie wär’s mit Dieter Hildebrandt?

Da gäbe es doch vielleicht andere Möglichkeiten, verdiente oder interessante Menschen, die einen Bezug zu Weiden haben, zu würdigen. Wie wäre es zum Beispiel mit Dieter Hildebrandt: Sie wissen schon, der Kabarettist. Der hat in Weiden immerhin 1947 sein Abitur gemacht und war seinerzeit auf den Schulbällen im evangelischen Vereinshaus ein gern gesehener Gast.

Er hat sich immer mit unserer Stadt verbunden gefühlt und war stets über den Tabellenstand der SpVgg informiert. Man müsste ihn ja nicht gleich mit einem Stern würdigen, aber eine Straße oder eine Gasse nach ihm zu benennen, das wäre schon ein Ding.

Wo ist nur die Mail geblieben?

Diesen Vorschlag hab ich übrigens schon mal vor Jahren ans Rathaus geschickt. Leider ist meine E-Mail bisher unbeantwortet geblieben. … vielleicht wartet sie in einer Ablage noch auf ihre Bearbeitung.

Ist ja auch nicht weiter schlimm. Die Erde dreht sich weiter, morgen wird irgendwo wieder ein Trainer entlassen und ein alter Despot verschwindet vielleicht endlich und ein neuer wird irgendwo auftauchen.

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