Schobers Rock Kolumne: Etwas beruhigende und entschleunigende Musik zur Fastenzeit

Nordoberpfalz. In der Musik gibt es verschiedene Arten. Und dahinter stehen tolle Sänger, wie Hazlett, Office Dog, Willow Parlo, JB Dunckel, Al Lewis und Ariel Kalma. Hinter deren Musik verbirgt sich jedoch viel mehr, als man so denkt.

Hazlett, Office Dog, Willow Parlo, JB Dunckel, Al Lewis, Ariel Kalma
Hazlett, Office Dog, Willow Parlo, JB Dunckel, Al Lewis, Ariel Kalma. Collage: Hubert Schober

Romantische Lieder aus der Blockhütte

Wenn man in so einer Waldhütte in Schweden sitzt, muss man sich gut sortieren und darauf achten, dass man mit seinen Ressourcen achtsam umgeht. Mitchell “Hazlett” Grant, seines Zeichens in Schweden lebender Australier, hat neben der Bandmaschine noch Gitarre, einen Bass und analog agierende Synthesizer eingepackt, um seine traurig-romantischen Melancholie-Lieder zu vertonen. „Ballroom Folk“ nennt er das Ergebnis auf „Goodbye To The Valley Low“ (Nettwerk) selbst. Es dürfte allen gefallen, die Devendra Banhart, Bon Iver oder Bonnie „Prince“ Billy ganz gut finden und auf zärtelnde, aber überraschungsarme Lullabys stehen.

Ein Spiel ist nicht gleich ein Spiel

Gleich ums Eck, in Neuseeland, sind Kane Strang, Rassani Tolovaa und Mitchell Innes beheimatet. Nach Skandinavien zieht es das Trio nicht, dafür haben sie schon ein paar Gigs in Deutschland gespielt. Zusammen agieren sie unter dem schönen Bandnamen Office Dog und schustern aus Emo-Core, Alternative-Rock und ein wenig Shoegaze einen nicht immer leicht verdaulichen Musik-Mix zusammen. „Spiel“ (Bertus) kann ganz schön laut und nervig wie auf dem monoton-repetitiv polterndem „Gleam“ sein, um danach auf „Warmer“ in selige Akustik-Zupferei zu entschleunigen. Aber natürlich nur fast, denn am Ende wird es dann doch wieder ein (lauter) Rock-Song. Wenn man Pavement auf Krawall bürsten würde, käme ein (kläffender) Bürohund heraus.

Krach + Getöse aus Hamburg? Von wegen!

Mit bellenden Vierbeinern haben Willow Parlo nichts am Hut. Die hanseatische Kapelle frönt lieber einem angenehm dahinfließendem Indie-Pop der zum Träumen einlädt. Besonders bei dem Schlaflied, „The Ground“ kommt die sanfte, leicht brüchige Stimme ihrer Sängerin Noemi Bunk am besten zur Geltung, aber auch die restlichen Lieder auf „See U Whenever“ (Pop-Up) überzeugen durch sonnendurchflutete Melodien und hübsche Einfälle. Dass man dafür ausgerechnet mit dem „Krach + Getöse Award“ ausgezeichnet wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der hätte weit besser zu den lärmenden Kollegen aus Kiwi-Land gepasst.

Die schwarz-weißen Tasten ganz groß

Noch einen ganz großen Ticken entspannter klingt es natürlich, wenn jemand ein Klavier fachmännisch bearbeitet, es fordert dem Hörer aber auch eine gewisse Portion Aufmerksamkeit und Hingabe ab. Mit selbiger spielt JB Dunckel sein Instrument und entlockt ihm auf „Paranormal Musicality“ (Warner) 18 zarte Improvisationen aus einer Welt, in der die Natur noch pulsiert und atmet. Dass der Mann sonst Teil des französischen Art- und Ambient-Duos Air ist, kann man nicht wirklich erahnen. Im wahrsten Sinne des Wortes also ein Solo-Werk.

Trauerarbeit aus Wales

Verlängern wir die „stade Zeit“ noch um einen walisischen Singer/Songwriter, dessen Songs und Melodien auch auf Samtpfoten daherkommen. Hier verdrängt die akustische Gitarre das Klavier und auch Schlagwerk (teils heftig), Bass, Background-Gesang und ein wenig mehr schiebt sich ins (Sound-)Bild. Der Mann versteht es auch hervorragend, mit Dynamik zu arbeiten und das verleiht den vordergründig etwas braven Songs so den gewissen Kick. Der Folk-Pop von Al Lewis pendelt auf „Fifteen Years“ (The Orchard) zwischen der keltischen Heimat und einem leicht Country-fiziertem Nashville-Sound. Der Grundton ist melancholisch, ist es doch auch ein Trauer-Album über den verstorbenen Vater.

New Age ist keine Berieselungsmaschine

Zum Abschluss noch hektisch zu werden ist mein Ding nicht, darum noch kurz bei den New Age-Musikanten von Ariel Kalma, Jeremiah Chiu, und Marta Sofia Honer reingehört. Die improvisieren mit ihren Klangkörpern auf „The Closest Thing to Silence“ (International Anthem) so, dass es zugleich spannend wie entspannend ist. Beispiel „Ecoute Au Loin“: Beginnend mit einem manipulierten Holzbläser-Loop, gespielt von Kalma, wirbeln Honers Streicher magisch durch den Mix, während Chius Synthesizer und Drum-Machine-Programmierung die Komposition voranbringt. Ein Breakdown in der Mitte des Songs enthält ein Sample von Kalmas Stimme, auf dem er über Ideen und die Richtung der Musik diskutiert. Ist unterhaltsamer als man meinen möchte.

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