“Werde mich an Weiden weiden” – Bodo Wartke begeistert seine Fans

Weiden. Alle bekennenden Wartke-Fans waren sich einig - ihr Bodo hatte in der Max-Reger-Halle gehörig abgeliefert und ihre Erwartungen mehr als erfüllt. Doch es gab aber auch Besucher, die den Auftritt des Liedermachers und Klavier-Kabarettisten als etwas langatmig und nicht so überzeugend beurteilten.

Foto. Reimkultur GmbH & Co. KG

Der Wortakrobat und begnadete Liedermacher brauchte eine gewisse Anlaufzeit bis er richtig warm wurde, ungewohnte Texthänger und Versprecher wurden dem Mann der gereimten Worte aber nicht zum Verhängnis, da er in seiner unnachahmlichen Art und Weise immer wieder mit Perfektion und Wortwitz die Situation kaschieren konnte.

Besonders die TV-Shorties, wie er selbst seine exakt 1,5 Minuten langen Songs, für die dann möglichen Fernseh-Auftritte in Spe bezeichnet und die überragend erweiterten Zungenbrecher wie “Fischers Fritze” oder “Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid” waren Kostproben seiner unglaublichen sprachlichen Gewandtheit.

Wartke sorgte mit dem unter die Haut gehenden und so zeitkritisch relevanten Song „Nicht in meinem Namen“ für ohrenbetäubenden Applaus in der Halle. Ein Werk, das man wirklich gehört haben muss und seinesgleichen sucht. Ein sogenannter Gangster-Schlager, der die Genres Schlager und Gangster Rap in lustiger Art und Weise verbindet, bekam mit der Melodie von Helene Fischers „Atemlos“ eine ganz besondere persönliche Note verliehen.

Gangster oder Kasperl-Theater?

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Nach der Pause griff er erneut das Thema Gangster Rap auf, das er in witziger Weise mit einem Vortrag des Kasperl-Theaters gleichsetzte. Nach einem eindrucksvollen, aufgepeppten, erfrischenden und klassischen Klavier-Solo präsentierte der frischgebackene deutsche Sprachpreis-Würdenträger einige bekannte Lieder aus seiner Feder, die auch nur mit wenig Textänderung, auf viele völlig andere Lebenssituationen mit mehr als nur zutreffend zu bewerten sind. Ein weiteres großes Highlight war die Darbietung seines bewegten und nachdenklichen Songs „Das Land, in dem ich leben will.“

Der Mann aus dem Norden wurde bei seinen Zugaben vom Publikum sehr gefordert. Nach vielen Zurufen aus der fast ausverkauften Halle entschied sich Bodo Wartke für die Version zuerst das Schlaflied für seinen Patensohn „Ab ins Bett“ und dann das abschließende Feuerwerk vom Vogelfänger zu zelebrieren. Standing Ovations und tosender Applaus war sein gerechter Lohn für eine beherzte Vorstellung.

Der Künstler verspätet sich

Auf die angekündigte Autogrammstunde mit zusätzlichen möglichen Bodo-Wartke-Fotos mussten die Fans allerdings dann sehr lange warten. Erst nach etwa 20 Minuten kam der Künstler zum versprochenen Stelldichein. Viele Fans hatten da schon die Location verlassen.

Bodo Wartke im Interview

OberpfalzECHO: Lieber Bodo Wartke, sind Sie heute das erste Mal in der Max-Reger-Stadt? Hatten Sie schon Gelegenheit ein paar Eindrücke von Weiden zu sammeln?

Bodo Wartke: Noch nicht, aber es ergibt sich später hoffentlich noch die Gelegenheit. Dann werde ich mich an Weiden weiden!

Ihr aktuelles Klavier-Kabarett Programm heißt “Wandelmut”. Wie würden Sie den Wandel für Deutschland und die ganze Welt in wenigen Sätzen zusammenfassen?

Wartke: Wir stehen vermutlich gerade vor der größten Krise seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Und nebenher auch noch vor vielen weiteren. Was aber nicht heißt, dass wir sie nicht bewältigen können. Die stetige Anpassung an noch so widrige Gegebenheiten, unser konstanter Mut zum Wandel hat über Jahrmillionen dazu geführt, dass wir es bis hierhin geschafft haben – warum also nicht auch noch weiter?

Dass Dinge scheitern können, ist nur eine von zwei Möglichkeiten. Sie können auch klappen. Es lohnt sich, es darauf ankommen zu lassen. Bodo Wartke

Sie haben schon unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten. Wie wichtig ist Ihnen die Würdigung Ihres Schaffens generell und insbesondere der deutsche Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung im letzten Jahr?

Wartke: Diese Würdigung bedeutet mir sehr viel. Ich bin der erste Kabarettist überhaupt, dem dieser Preis verliehen wurde. Es ist für mich eine Riesen-Ehre!

Sie sind nicht nur Liedermacher, Musiker und Kabarettist, sondern finden auch Ihre Berufung als Schauspieler auf den Theaterbühnen sowie als Moderator und Buchautor. Wieviel Zeit bleibt da noch für Familie, Hobbys und Freizeit und wie gestalten Sie diese?

Wartke: Leider zu wenig. Nein sagen zu lernen ist ein konstantes Lernfeld für mich. Umso mehr, da mir mein Beruf so viel Spaß macht.

Sie können auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. Gibt es noch ein großes Ziel, auf das Sie hinarbeiten?

Wartke: Ja, ich wünsche mir, dass meine Version von Mozarts Zauberflöte, auf die ich ein komplett neues Libretto geschrieben habe, an deutschsprachigen Opernhäusern gespielt wird.

Mit welcher/m Künstler/in würden Sie gerne einmal gemeinsam auf der Bühne stehen?

Wartke: Mit „Deine Freunde“. Die schreiben tolle Songs und bieten beste Unterhaltung für die ganze Familie.

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