IHK-Sommerempfang mit Fokus auf regionalem Tourismus

Regensburg. Über die Zukunft der Tourismusregion Ostbayern diskutierten über 160 Gäste des Sommerempfangs der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim am Donnerstagabend.

Die Podiumsdiskussion bestritten (von links): Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, Wolfgang Scheinert, stellvertretender Vorsitzender Tourismusverband Ostbayern, Ulrich N. Brandl, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses. Foto: Franziska Frank
Die Podiumsdiskussion bestritten (von links): Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes, Wolfgang Scheinert, stellvertretender Vorsitzender Tourismusverband Ostbayern, Ulrich N. Brandl, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses. Foto: Franziska Frank
Beim IHK-Sommerempfang (von links): Wolfgang Scheinert, stellvertretender Vorsitzender Tourismusverband Ostbayern, Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg, IHK-Präsident Michael Matt, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes und Ulrich N. Brandl, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses. Foto: Franziska Frank
Beim IHK-Sommerempfang (von links): Wolfgang Scheinert, stellvertretender Vorsitzender Tourismusverband Ostbayern, Wolfgang Dersch, Kulturreferent der Stadt Regensburg, IHK-Präsident Michael Matt, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes und Ulrich N. Brandl, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses. Foto: Franziska Frank
Franziska Frank -IHK
IHK Franziska Frank

„Die Tourismusbranche hat eine enorme Bedeutung für die regionale Wirtschaft“, betonte IHK-Präsident Michael Matt bei seinem Grußwort. Er veranschaulichte, in welchem Umfang sich der Tourismusbereich auch auf Branchen wie Handel und Dienstleister positiv auswirke und wie vielfältig er sei.

„Der Tourismus zeigt vor Ort viele Facetten, er schafft Wohlstand. Darüber hinaus stiften die bedeutenden Sehenswürdigkeiten unserer Region, die kulturellen Traditionen, die originalen Gaststätten und die qualitativ hochwertigen Unterkünfte Identität bei den Einheimischen.“ Matt lud dazu ein, die eigene Region immer wieder neu zu entdecken. „Kürzere Reisewege steigen im Kurs.“ Dieser Trend halte seit der Corona-Pandemie an.

Enorme Belastung

Wie es um die Zukunft der Branche bestellt ist, welche Herausforderungen und Chancen nach zwei Jahren Pandemie anstehen, darüber diskutierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes mit Branchenvertretern auf dem Podium. Wie keine andere Branche hatte beispielsweise das Gastgewerbe Pandemie-Maßnahmen zu schultern.

„Die Betriebe mussten zwischen Komplett-Lockdowns und komplexen Öffnungsregeln immer wieder ihre Planungen ändern. Der Aufwand war enorm, damit man überhaupt noch Gäste empfangen konnte. Das Personal orientierte sich zwischenzeitlich um“, so Helmes. Heute sehen die IHK-Experten eine Erholung im regionalen Tourismus, jedoch nicht überall. „Der innerstädtische Tourismus und das Tagungswesen weisen noch eine zu geringe Auslastung auf.“

Zahlen unter Vorjahresniveau

Wolfgang Scheinert, stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbands Ostbayern (TVO), lieferte Zahlen. So lägen die Ankunfts- und Übernachtungszahlen von Januar bis April 2022 noch weit unter denen von Januar bis April 2019. Verglichen mit dem Vor-Corona-Zeitraum sei dies noch immer ein Minus bei den Ankünften von 29 Prozent sowie ein Minus bei den Übernachtungen von knapp 25 Prozent.

Corona-Hilfen als Investitionsschub

Während das Gastgewerbe auf dem Land zumindest von vorübergehenden Corona-Lockerungen profitieren konnte, litten vor allem der Städte- und Bädertourismus. „Ohne die Überbrückungshilfen hätten viele Betriebe vor dem Aus gestanden.“ Helmes führte aus, dass über 10.000 Betrieben aus dem Gastgewerbe in der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim mit insgesamt 13 Hilfsprogrammen in den vergangenen beiden Jahren geholfen worden sei. Das Fördervolumen habe circa 253 Millionen Euro betragen.

Dass viele Gastgewerbetreibende diese Hilfen nutzten, um aktiv in ihre Häuser zu investieren, wusste der Vorsitzende des IHK-Tourismusausschusses, Ulrich N. Brandl, Hotelier aus dem Bayerischen Wald, zu berichten. „Diejenigen Betriebe, die den Qualitätstourismus in unserer Heimat schon vor Corona vorangetrieben hatten, nutzten die Hilfen, um weiter zu investieren. Sie wissen, dass der Inlandstourismus an Bedeutung gewinnen wird.“ Neben Renovierungen hätten die Betriebe vor allem in Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsthemen investiert, sagte Wolfgang Scheinert.

Zugpferd Regensburg

Derweil verzeichnet auch die Stadt Regensburg als überregionaler Tourismusmagnet und Zugpferd für die Tourismusregion wieder mehr Gäste. „Wer durch die Altstadt schlendert, der sieht sie wieder, die Touristen aus nah und fern“, freute sich Regensburgs Kulturreferent Wolfgang Dersch. Der Tagestourismus mache mit circa drei Vierteln den Löwenanteil beim Umsatz in der Stadt aus und sei wieder gut unterwegs. Der Übernachtungstourismus habe noch Luft nach oben, aber Dersch war auch angesichts des Wiederaufkeimens der Events in der Stadt optimistisch. „Wir hoffen 2022 auf über 800.000 Übernachtungen.“ Mit dieser Zielmarke läge man noch im verträglichen Rahmen unter der Übernachtungszahl vor Corona mit rund einer Million Gäste.

Ziel sei es, dass die Touristen ihre Aufenthaltszeit steigern, indem sie auch die Schönheiten der Region entdecken. Regensburg soll laut Dersch über das gesamte Jahr hinweg ein Anziehungspunkt werden. Im ersten Quartal sieht er noch Bedarf und plant ein Lichterfestival. Darüber hinaus wünsche er sich eine Konzert- und Kunsthalle für die Stadt.

Mit Qualität überzeugen

Das Gastgewerbe reagiert auf die Bedürfnisse seiner Gäste mit den Lehren, die es aus der Pandemie zog. „Nachhaltigkeit ist ein Qualitätskriterium, darüber hinaus sind den Gästen Stornierbarkeit und kurzfristige Buchungsmöglichkeiten wichtig“, wusste Wolfgang Scheinert. Die Qualität im regionalen Tourismus steigern ist das Credo, dem sich Branchenvertreter Brandl verschrieben hat. Dabei komme der Fachkräftequalifikation aus seiner Sicht eine Schlüsselrolle zu. Gegen den Fachkräftemangel sieht er bei einer Weiterentwicklung des Einwanderungsgesetzes eine zentrale Stellschraube.

Helmes sieht im Tourismus eine Querschnittsbranche mit enormen nachgelagerten Effekten für die gesamte Wirtschaft. „Dabei ist die weitere Vernetzung der Branche mit Kommunen, Hochschulen und Universitäten, Kulturschaffenden und weiteren Institutionen von zentraler Bedeutung.“ Dass man sich nur gemeinsam gegen andere Destinationen behaupten könne, ist Wolfgang Scheinert bewusst. “Im Tourismus herrscht auch ein massiver Wettbewerb, bei dem man am Ball bleiben muss.“

Stolz auf die Heimat

Die Menschen seien stolz auf ihre Region und auch viele Gäste kämen gerne und wiederholt nach Ostbayern. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, zog IHK-Präsident Michael Matt eine Parallele von Goethe zum hiesigen Tourismus. Die Investitionen seien getan, nun ginge es daran, Umsätze zu generieren, ergänzte Hotelier Brandl. IHK-Präsident Michael Matt pflichtete bei. „Die Branche blickt jetzt erwartungsvoll auf den Sommer.“

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