Gründerzentrum Waldsassen: Kluge Ideen pfiffig umgesetzt

Waldsassen. Im Gründerzentrum Waldsassen entstehen seit 21 Jahren ausnahmslos Erfolgsgeschichten. Acht Firmen beherbergt das Gründerzentrum mittlerweile. Und um sie alle kümmert sich Manfred Dietrich. Aber was genau ist ein Gründerzentrum?

Von Udo Fürst

Er ist so etwas wie der Herbergsvater, der „Mann für alle Fälle“, wie ihn Mieter Johannes Fortelny beschreibt. Manfred Dietrich, Wirtschaftsförderer und Geschäftsführer des Gründerzentrums, hat immer einen Scherz auf den Lippen, wenn er einem seiner Mieter begegnet auf den Fluren des Gebäudes in der Konnersreuther Straße 6 g. „Das ist alles ganz herzlich hier“, sagt Dietrich und man nimmt es ihm ab, wenn er erzählt, wie gerne er jeden Tag hierherkomme.

“Hier gibt’s höchstens nen Tritt in den Allerwertesten gratis!”

Acht Firmen beherbergt das Gründerzentrum derzeit – vom Hausmeisterdienst über die Gesundheits-Fahrschule und den Produzenten spezieller Maschinenteile für die Automobilindustrie bis zum Entwickler komplexer Datenanalysen und Software im Pharma- und Gesundheitsbereich. Was ist eigentlich ein Gründerzentrum genau? Was kann es tun, um seine Mieter zu unterstützen auf dem Weg in die Selbstständigkeit?

In erster Linie wollen wir Perspektiven schaffen,

erklärt Dietrich und räumt gleich mit einem Vorurteil auf: „Hier bekommt niemand etwas geschenkt. Außer guten Ratschlägen oder vielleicht mal einen Tritt in den Allerwertesten“, schmunzelt der Geschäftsführer und scherzt mit Johannes Fortelny, dem Betreiber der Gesundheits-Fahrschule. In einem Fitnessraum mit verschiedenen Geräten bietet der Physiotherapeut Gesundheitsprävention. Seit 2010 hat der Waldsassener seinen Betrieb im Gründerzentrum, das ihm die optimalen Voraussetzungen biete.

Die Waldsassener Dr. Sebastian und Andreas Baumgärtner sind Heimkehrer und erst im Januar eingezogen. Die Brüder lehren an Universitäten und beschäftigen sich mit der Telekommunikation, entwickeln Elektroniklösungen für Kabelnetzbetreiber und erforschen, vereinfacht gesagt, alles, wo Elektronik und Software zusammentreffen.

Das Gründerzentrum ist ideal für uns. Wir können sozusagen von zu Hause aus arbeiten und wir haben hier mit Manfred Dietrich einen perfekten Ansprechpartner für alle nur denkbaren Fragen.

Nach sieben Jahren müssen sie raus

Ein spannendes Unternehmen ist auch die Bio Variance GmbH von Dr. Josef Scheiber aus Tirschenreuth. Die Firma legt den Fokus auf Anwendungen in der Pharmaforschung und gilt als Spezialist für das Gebiet, bei dem neue Moleküle auf die menschliche Biologie treffen. Im Kontext von genetischen und Wirkstoffdaten liefert Bio Variance testbare Hypothesen, um diverse Projekte voranzubringen. Zudem arbeitet man derzeit an einem Softwareprodukt, das dieses Wissen für das Gesundheitssystem zugänglich machen soll. Dadurch können bei einer medikamentösen Behandlung gleich alle Optionen in Betracht gezogen und Therapien auf Jeden Patienten maßgeschneidert entwickelt werden.

„Es sind unglaublich spannende Unternehmen hier“, erzählt Dietrich und freut sich zudem über ein hervorragendes Verhältnis zu ausnahmslos allen Mietern. „Das Zwischenmenschliche hier passt einfach.“ Doch so perfekt das Zentrum für die Gründer ist, nach spätestens sieben Jahren müssen sie raus, müssen sich etwas Eigenes schaffen. „Unser Ziel ist es, den Gründern die Luft zum Atmen zu ermöglichen und sie dann in die Freiheit zu entlassen, am besten natürlich in die Region.“ Geschafft haben das bisher mit zwei Ausnahmen alle. 33 Unternehmen, die seit 1996 im Gründerzentrum den Grundstock für ihre Zukunft gelegt haben.