Hoffnungsschimmer in Trabitz: Bei Faurecia kehrt wieder Leben ein

Trabitz. Kleiner Hoffnungsschimmer für einige frühere Beschäftigte von Faurecia. Auf dem brachliegenden Gelände des französischen Autozulieferers kehrt wieder Leben ein und damit die Aussicht auf ein paar Arbeitsplätze. Die Firma Perspektiva hat das komplette Areal erworben und sucht 20 bis 30 Mitarbeiter. Dabei denkt der neue Eigentümer in erster Linie an jene Menschen, die bis Ende vergangenen Jahres bei Faurecia beschäftigt waren und seither Teil einer Transfergesellschaft sind.

Von Udo Fürst

Faurecia Trabitz
In das gut ein halbes Jahr verwaiste Gelände der französischen Firma Faurecia kehrt wieder Leben ein. Die Hofer Firma Perspektiva hat das Areal gekauft und will hier 20 bis 30 neue Arbeitsplätze schaffen. Ironie des Schicksals: Während des 2. Weltkriegs waren auf dem Gelände französische Kriegsgefangene untergebracht. Foto: Udo Fürst.

Perspektiva ist ein Projektentwicklungs- und Logistikunternehmen mit Hauptsitz in Hof und hat bereits 80 Prozent der Lagerflächen auf dem weitläufigen Gelände an andere Firmen vermietet – darunter einige Speditionen. Geschäftsführer Norbert Raps bietet die restliche Fläche Interessenten an. „Das hier ist ideal zum Auslagern oder wenn jemand mehr Platz braucht,“ erklärte der 50 Jahre alte Bayreuther, dessen Vater aus Kirchenlaibach stammt, gegenüber der Tageszeitung „Der Neue Tag“. Bislang arbeiten etwa acht Leute für Perspektiva in Trabitz, mittelfristig will das Unternehmen die Mitarbeiterzahl auf 20 bis 30 ausbauen. Wie die Presseabteilung von Faurecia erklärte, stehe Perspektiva deshalb mit der Transfergesellschaft in Verbindung.

Über den neuen Eigentümer des 65.000 Quadratmeter großen Firmengeländes freut sich besonders die Trabitzer Bürgermeisterin Carmen Pepiuk. „Das ist natürlich eine sehr positive Nachricht für die Gemeinde, wenn die Industriebranche wieder mit Leben erfüllt wird.“ Die Bürgermeisterin war über die Verkaufsverhandlungen stets informiert und letztlich überrascht, wie schnell diese über die Bühne gegangen seien. In Stadeln, wo Faurecia ebenfalls sein Werk geschlossen hatte, habe es zwei oder drei Jahre gedauert, bis das Gelände verkauft worden sei, weiß Pepiuk.

Viele Reaktionen nach Schließung

Faurecia zählt weltweit 32.000 Beschäftigte, davon 7.000 in Deutschland, und ist die weltweite Nummer eins für Autositzstrukturen und -mechanismen, für Emissionskontrolle und den Fahrzeuginnenraum. 260 der zuletzt 400 Mitarbeiter des Werks Trabitz wechselten Ende 2016 in eine Transfergesellschaft. In den Glanzzeiten des Unternehmens arbeiteten bis zu 800 Frauen und Männer in Trabitz. Nach Bekanntwerden der Schließung Mitte vergangenen Jahres regte sich geballter Widerstand bei Beschäftigten, Gewerkschaft, Politikern und Kirche.

So schrieb der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zwei Brandbriefe an die Firmenleitung, in dem er einen adäquaten Sozialplan für die Betroffenen forderte. Das und der Einsatz des damaligen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel an seinen französischen Amtskollegen haben nach Einschätzung des früheren Betriebsratsvorsitzenden Karl Boemmel zum Einlenken des Unternehmens geführt. „Die Geschäftsführung hat zugegeben, dass der politische Druck am Ende sehr groß wurde“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende im Juli 2016. Boemmel, der Ende Dezember vergangenen Jahres ebenfalls in die Transfergesellschaft wechselte, freut sich über die Neuansiedlung. Zugleich will er aber nicht verhehlen, dass ihn das Ganze immer noch schmerze. „Es tut einfach weh, wenn du da vorbeifährst“, sagt der 55-Jährige und schätzt seine eigenen Aussichten auf einen Job als sehr düster ein.

Wenn jetzt vielleicht 20 ehemalige Faurecia-Angestellte einen neuen Job finden in Trabitz, so ist dies zwar nur ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Aber damit sei wenigstens ein paar Leuten geholfen, sagt der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, Udo Fechtner und erinnert an seine Aussage vom Juli 2016: „Wir konnten zwar nicht Scheiße zu Gold machen, haben aber dennoch relativ viel erreicht. Faurecia hat sich gegen diese Lösung lange heftig gesträubt.“

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