404 Whizzkids bringen neues Album raus: “Das passt in keine Schublade!”

Vohenstrauß. Liebe, Freundschaft, Job – das sind die klassischen Themen, die Jungs beim Erwachsenwerden beschäftigen. Und dabei geht es nicht immer harmonisch zu. In ihrem neuem Album „Disaccorded“ erzählen dieMusiker von „404 Whizzkids“ von Gefühlen und Konflikten.

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Die fünf Jungs arbeiten fleißig an neuen Songs. Zu hören gibt’s die ab 30 Dezember.

Es ist ein sonniger Freitagvormittag im August 2017. Ein kleiner blauer Polo mit der Nummer 404 auf dem Kennzeichen, vollgepackt mit Trommeln, parkt im geschotterten Hof des Recording Hill Tonstudios im kleinen Örtchen Schwand bei Schönsee im Landkreis Schwandorf. Heute beginnen die Aufnahmen. Einen halben Tag nehmen sich Drummer Hannes Gilch und Produzent Hermann Utz Zeit, um das Schlagzeug aufzubauen, mit rund zwanzig Mikrofonen zu versehen und den Soundcheck zu machen, ehe Bassmann Andy Teichner pünktlich aufschlägt. Auch er checkt sein Equipment. Die beiden Musiker platzieren sich im Aufnahmeraum, während es sich der Produzent im Regieraum bequem macht.

Es geht los: Zehn Songs warten darauf, eine gehörige Ladung „Wumms“ verpasst zu bekommen. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Schlagzeug und Bass gemeinsam einzuspielen“, erklärt Andy. „Auf diese Weise können wir zusammen abgrooven und so mehr Feeling in die Stücke bringen, als wenn ich nur zum Klick dazuklopfen würde“, ergänzt Hannes.

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Schlagzeuger Hannes und Bassist Andi nehmen ihre Parts gemeinsam auf

Erste EP vor drei Jahren veröffentlicht

Die Veröffentlichung von „Johnny Orange“, der ersten EP der Gruppe, liegt mittlerweile gut drei Jahre zurück. Andy ist erst kurz darauf, 2014, als Bassist zur Band gestoßen. Die Entscheidung, ein neues Album aufzunehmen, traf die Band gemeinsam im Februar. „Wir haben gemerkt, dass die Lust darauf von Probe zu Probe größer wird“, erinnert sich Sänger Thomas Daschner. Zwei der insgesamt zehn Songs, die auf der Platte zu hören sein werden, haben die “Whizzkids” schon live gespielt. Den Rest der Nummern haben sie zwischen Oktober und Juni neu geschrieben. Die haben den Proberaum bisher noch nicht verlassen.

Die Arrangements kreiert die Formation im Kollektiv. „Wir nehmen uns die Zeit, so dass jeder von uns seine Note und seine Ideen in jeden Song einbringen kann“, erklärt Gitarrist Manuel Friedl, wieso die Jungs in dem Zeitraum des Songwritings nicht so viele Konzerte gespielt haben. Besonders einen Termin haben sie sich aber nicht nehmen lassen: Den Auftritt auf der RFM Music Show in Issy Les Molineaux (Paris) vor rund 15.000 Menschen.

Hunderte Kilometer von der Schweiz in den Proberaum

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Gitarrist Manu übt noch ein paar Griffe bevor’s ans Aufnehmen geht

Schlagzeug und Bass sind in nicht ganz eineinhalb Tagen im Kasten. Jetzt geht es an die Gitarren. Gitarrist Andreas Scheck arbeitet seit rund einem Jahr am Genfer See und reist extra aus der Schweiz an, um seine Spuren einzuspielen. Am Songwriting und an den Bandproben beteiligt er sich überwiegend übers Internet – für Auftritte und fürs Studio nimmt er die Mühen und Kosten auf sich, hunderte Kilometer zurückzulegen. Der Kommentar des Vielreisenden:

Ich mache das wirklich gerne, weil mir das Zocken mit unserer Band sehr viel Spaß bereitet.

Die Gitarrenriffs auf dem Album sind vielfältig: Elemente aus Rock’n’Roll, Punk, Hardrock oder Alternative Rock kommen zusammen. Dementsprechend schwer tun sich die Künstler, ihre Werk in ein Genre einzuordnen. Eine Vorgabe, wie die Songs klingen müssen, gibt es vorher nicht. Alles Material von jedem aus der Band hat die Chance, gemeinsam ausprobiert zu werden – wenn es gefällt, kommt es ins Programm.

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Sänger Thomas schreibt die meisten Songs. Dabei fließen Geschichten aus seinem und dem Leben seiner Band-Kollegen mit ein.

Songs erzählen Geschichten aus dem Leben der Bandmitglieder

Während Manu und Andreas ihre Gitarren und ihre Verstärker zusammenpacken, blickt Sänger Thomas nochmal konzentriert auf die Songtexte, die er zum großen Teil alleine anfertigt. Einige Zeilen sind erst kurz vor dem Aufnahmetermin fertig geworden. Thomas erzählt in den Songs – mit markantem britischen Akzent – Geschichten, die ihm oder einem aus der Runde so oder so ähnlich passiert sind: „Alle Storys haben eine reelle Basis – natürlich ist aber meistens auch ein bisschen Fiktion dabei.“

Und keines der Werke auf dem Album hat eine eindeutige Handlung oder würde nur eine Interpretation der besungenen Gefühle zulassen. Manchmal weiß der Protagonist selbst nicht, was er denkt oder fühlt. So ist auch der Albumtitel „Disaccorded“, zu Deutsch „nicht übereingestimmt“ oder „dissonant“, zustande gekommen. Passend dazu zeigt das Albumcover, das Designer Thomas Simeth aus München gestaltet hat, ein relativ abstraktes, zerklüftetes, kristallenen Etwas, das mit einem diffusen Lichtstrahl gekonnt vor einem dunklen Hintergrund in Szene gesetzt ist.

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Drummer Hannes während der Aufnahmen im Studio

Release-Party am 30. Dezember

Fans und Freunde der Band freuen sich bereits auf die neuen Songs. Zum Stück „Till Death Do Us Part“ hat die Band schon ein Musikvideo gedreht, das einige Tage vor dem Album Mitte Dezember erscheinen wird. Die Release-Party findet schließlich am Freitag, den 30. Dezember, um 20:30 Uhr in der Tanzschule Vezard (Altes Eichamt) in Weiden statt. Als Vorgruppe tritt „Lucas Hegner & SHAM“ aus Amberg auf, die ebenfalls selbst geschriebene Rocksongs zum Besten gibt. Tickets gibt’s für 5,00 Euro im Online-Vorverkauf auf okticket.de und je nach Kontingent an der Abendkasse für 7,00 Euro.

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Produzent Hermann Utz sorgt am Mischpult dafür, dass die einzelnen Teile zusammenkommen.

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Fünf Fragen an den Produzenten Hermann Utz

Wie ist es, mit der Band aufzunehmen?

Die Arbeit war wieder super. Alle waren sehr gut vorbereitet und es gab in allen Bereichen schon konkrete Vorstellungen, wie es denn mal klingen soll. Dadurch war es ein sehr produktives und im positiven Sinne fokussiertes Aufnehmen. Es war sehr entspannt, manchmal auch anstrengend, aber immer spaßig.Du hast schon die erste Platte der Whizzkids produziert.

Wie beschreibst du die musikalische Entwicklung der Gruppe?

Ich würde die zweite Platte als homogener bezeichnen. Sie hat zwar auch viel verschiedene und – im Vergleich zur ersten Platte – neue Facetten, aber ich würde behaupten, die Band hat nun mehr zu ihrem eigenen Sound gefunden. Diesen roten Faden hört man meiner Meinung nach raus.

Welches Genre würdest du diesem Sound zuschreiben?

Ich finde es schwierig, dieses Album klar in eine Schublade zu stecken. Ich würde das Genre als Rock-Pop-Punk-Alternative bezeichnen. Wobei es bei Leuten, die schon mal reinhören durften, teilweise vollständig andere Assoziationen hervorgerufen hat. Man könnte es auch „einen bunten Blumenstrauß aus Pralinen der Popmusik“ nennen (lacht).

Wie siehst du deine Rolle als Produzent?

Die Whizzkids haben mir von Anfang an – wie auch schon bei der ersten Platte – vom Sound her freie Hand gelassen. Ich schätze das sehr, da ich mich dadurch kreativ einbringen kann. Ich sehe mich bei den Whizzkids aber auch generell sozusagen als Supervisor der Aufnahmen. Soll heißen: Ich versuche, die Songs mit den Ohren eines Zuhörers zu hören, was manchmal für den Musiker, der die Songs geschrieben hat und etliche Male beim Proben oder auch live gespielt hat, ab einem bestimmten Punkt nicht mehr objektiv möglich ist. Außerdem versuche ich, die ein oder andere kreative Idee auch nach Abschluss der eigentlichen Aufnahmen in die Songs noch mit einzubauen – allerdings natürlich nur, solange es der Band auch gefällt.

Auf was hast du bei den Aufnahmen besonders geachtet?

Bei jeder Aufnahme sollte man meiner Meinung nach etwas zur vorherigen ändern. Nichts ist destruktiver in der Kreativität als Routine. Ich versuche, immer eine neue Technik oder anderes Equipment einzusetzen in einem Bereich, in dem man es klassischerweise nicht machen würde. Manchmal funktioniert das auch nicht. Es bleibt spannend und das Ergebnis bekommt im Idealfall mehr Charakter. Speziell bei den Whizzkids hab ich alte Bändchenmikros als Overheads benutzt, diverse Trashmikros, viel Raumsound und beim Mischen viel Parallel-Processing.[/box]

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Drummer Hannes schickt ein Selfie aus dem Studio – kreative Pause muss auch mal sein
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