1075 Jahre Flossenbürg: Die Burg, der Berg, die Geschichte

Flossenbürg. Mit 1075 Jahren hat die Burgruine Flossenbürg eine bewegte Geschichte hinter sich. Von der Entstehung des Granits über mittelalterliche Belagerungen und einer langwierigen Ausgrabung.

Ein Highlight der Region: Die Burgruine Flossenbürg. Foto: Thomas Kujat

Über eintausend Jahre – das scheint eine sehr lange Zeit. Wenn man bedenkt, dass das Universum schon mehrere Milliarden Jahre existiert, ist es nicht einmal ein Wimpernschlag. Fangen wir doch einmal von vorne an, so vor rund 350 Millionen Jahren.

Vor 350 Millionen Jahren …

Damals existierte ein einziger großer Kontinent. Dieser hieß Pangäa. Die heutige Gegend rund um Flossenbürg, war etwa in der Höhe des Äquators. Vor rund zweihundert Millionen Jahren teilte sich dieser einzige große Kontinent zunächst in zwei Teile. Der nördliche Teil hieß Laurasia, der südliche Godswana. Diese zwei großen Kontinente wiederum teilten sich dann innerhalb der nächsten fünfzig bis hundert Millionen Jahre in weitere kleinere Kontinente, aus denen dann im weiteren Verlauf die heutigen Kontinente entstanden. Dieser Vorgang ist immer noch nicht abgeschlossen und wird es auch nie sein. Wir merken es vor allem an den Erdbeben und Vulkanausbrüchen, dass die Kontinente auf einem Meer aus Feuer und Magma schwimmen.

Aus der Tiefe entsprungen: Granit

Auch in der nördlichen Oberpfalz treten immer wieder leichte, kaum spürbare Erdbeben auf – die sogenannten Schwarmbeben. Als vor etwa 320 Millionen Jahren Feldspat, Quarz und Glimmer zusammentrafen, verschmolzen diese und bildeten Granit. Dies geschah in einer Tiefe von ungefähr 30 Kilometern in sogenannten Granitblasen.

Diese kann man sich wie riesige Luftballons vorstellen, mit einem Durchmesser von vielen Kilometern, welche dann durch die vorher angesprochenen Kräfte langsam nach oben gehoben wurden. Gleichzeitig machte eine andere Kraft, die Witterung, das Land von oben nach unten flacher. Und etwa vor achtzig Millionen Jahren war es dann so weit: Der Granit aus der Tiefe erblickte das Licht der Welt. Das wiederum bedeutet, dass die Oberpfälzer Hügellandschaft schon deutlich älter ist als zum Beispiel die Alpen.

Noch vor den Alpen

Das Himalaya, der Karakorum, die Anden und die Alpen sind ja sogenannte Faltengebirge, also Gebirge, die durch das Aufeinandertreffen von Kontinentalplatten gebildet wurden. Ungefähr so, wie wenn man ein Blatt Papier zusammenschiebt. Natürlich hatte dieses Falten der Alpen auch Auswirkungen auf die hiesige Gegend, aber existiert hat diese Landschaft bereits. Die Berge der Oberpfalz dürften damals höher gewesen sein, als jetzt. Witterung und Erdbewegungen formten und formen unsere Heimat.

Völkerwanderung nach Bayern

Die nordöstliche Obere Pfalz wurde erst sehr spät besiedelt. Erste Gräber sind um das Jahr 750 nach Christi Geburt datiert. Um 500 nach Christi Geburt war das Ende des Römischen Reiches eingeläutet und eine große Völkerwanderung von Ost nach West setzte ein. Der genaue Grund hierfür ist bis heute noch nicht gefunden, man vermutet eine schlechte Witterungsphase. So wanderten die Slawen – sie selbst nannten sich „Wenden“ – zunächst entlang der Donau und dann ihrer Nebenflüsse hoch in unsere Gegend.

Gleichzeitig kamen aus dem Nordosten die Thüringer und aus Westen die Franken hierher. Das Ganze ergab einen sauberen Mischmasch – die Oberpfälzer halt. Für eine Ansiedelung waren mehrere Punkte von großer Bedeutung: Zugang zu Wasser, Möglichkeiten der Landwirtschaft und genug Holz. Holz war der einzige Energieträger in dieser Zeit. Aus Holz wurden Häuser gebaut, mit Holz wurde gekocht und geheizt. Leider war und ist auch noch der Boden in dieser Gegend etwas schwieriger zu bearbeiten, da es sich oft genug um lehmigen Untergrund handelt.

Spätzünder: Oberpfalz

Wenn man bedenkt, dass der Rest Bayerns schon teilweise 5000 Jahre früher besiedelt wurde, ist die Oberpfalz ein echter Spätzünder. Im Jahre 948 wurde dann auch Flossenbürg das erste Mal urkundlich erwähnt. Auch begann man im zehnten Jahrhundert mit dem Bau von Burgen. Die sahen noch nicht alle so aus, wie man sie in den Medien heute sieht. Es handelte sich meist um sogenannte Turmhügelburgen. Der Begriff „Chateau de la Motte“ beschreibt einen Turm auf einem (meist künstlich angelegten) Berg. Alleine in der nördlichen Oberpfalz standen von diesen Motten alleine vierzig Stück.

Anstrengende Arbeiten

Ein hervorragendes nachgebautes Muster findet man im Geschichtspark in Bärnau. Dort kann man auch sehen, wie die Menschen im Mittelalter gelebt und gebaut haben. Aus Stein wurden zunächst eher selten Burgen errichtet. Der Grund dafür war die viele, anstrengende Arbeit – hier war eindeutig körperliche Arbeit gefragt. Alleine die Herstellung von Mörtel war eine sehr lange und anstrengende Prozedur. Steinburgen wurden praktisch nur an militärisch oder wirtschaftlich wichtigen Punkten erbaut.

Schutz und Verteidigung

Hauptsächlich dienten die Burgen als sogenannte Fluchtburgen, also zum Schutze der Bevölkerung. So baute man auch um das Jahr 1100 eine weithin sichtbare Burg aus Granit in Flossenbürg. Die damalige Landeigentümer, die Grafen von Sulzbach, errichteten unter Graf Berengar von Sulzbach diese Burg zum Schutze der Bevölkerung und natürlich auch zur Verteidigung gegen Angriffe feindlich gesinnter Truppen.

Liegt doch Flossenbürg ideal an der Grenze zu Böhmen. Gerade die östlichen Völker versuchten immer wieder, sich unsere Oberpfalz unter den Nagel zu reißen. Aber auch so manche Burg hatte kein ewiges Leben. Die meisten wurden zerstört und verfielen. Oft genug ist nichts mehr übrig von der einstigen Pracht. Die Flossenbürger Burg wurde im Jahre 1533 vom damaligen Burgpfleger und seinem Personal verlassen. Die zogen sich in das Alte Schloss nach Floss zurück.

Burgreste in Weiden und Vohenstrauß

Etwa 100 Jahre stand die Feste dann leer. Im dreißigjährigen Krieg dann wurde die Burg öfters belagert. Im Jahre 1634 dann zogen schwedentreue Truppen in das Gemäuer ein. Als sie jedoch dasselbige verließen, zerstörten sie die Burg, um zu verhindern, dass nachrückende, eventuell feindliche Truppen diesen Stützpunkt noch benutzen können. Die Bevölkerung bediente sich aber der Burgreste und baute aus den Steinen weitere Gebäude, wie beispielsweise die Grundsteine der Michaelskirche in Weiden oder die Friedrichsburg in Vohenstrauß.

Erst 1980 begann man, dieses wohl einmalige Denkmal, wieder auszugraben und zugänglich zu machen. Bei den zehn Jahre lang andauernden Ausgrabungen fand man viele wertvolle Hinweise aus dem Mittelalter. Und so besteht dieses wunderbare und wichtige Naturdenkmal auch heute noch und vielleicht die nächsten 1000 Jahre.

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