Azubis aus El Salvador: Das beste Beispiel für viele Jugendliche in Deutschland

Weiden. Draußen hat es 25 Grad und die Sonne scheint. Zumindest in El Salvador - in Weiden herrschten drei Grad und Nieselregen. Deshalb suchte die Gruppe von 15 Südamerikanern Schutz im Alten Rathaus.

20231208 Azubis El Salvador Foto: Martin Stangl
Fünfzehn Azubis aus El Salvador waren Gäste bei der Stadt Weiden und wurden gemeinsam mit der salvadorianischen Botschafterin Florencia Eugenia Vilanova de von Oehsen von Oberbürgermeister Jens Meyer im Alten Rathaus in Empfang genommen. Foto: Martin Stangl

Eigentlich wollten der Gästeführer Manfred Rieck und der Oberbürgermeister Jens Meyer die jungen Leute aus El Salvador auf der Freitreppe vor dem Alten Rathaus begrüßen. Doch sie zeigten ein Herz für die sonnenverwöhnten Südamerikaner und öffnete den angenehm beheizten Sitzungssaal. Später traf sogar die höchste Vertreterin des weit entfernten Landes, die Botschafterin aus Berlin, Florencia Eugenia Vilanova de von Oehsen, zur Festgemeinde.

Kalte Nasen und warme Worte

Unter dem strengen Blick von Max Reger saßen sie nun da, die 13 jungen Männer und zwei jungen Frauen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren aus dem Pazifikstaat. Sie lauschten den Ausführungen des offiziellen Gästeführers der Stadt Weiden.

Wer glaubt, dass die Gruppe kein Wort versteht, hat sich getäuscht: Bereits in ihrer Heimat erwarben sie das Sprachzertifikat B2 in Deutsch. Dazu erklärt das Goethe-Institut: „Die B2ler können sich spontan und fließend mit Muttersprachlern verständigen.“ Das war die Voraussetzung dafür, dass der Arbeitgeberservice des Arbeitsamtes gemeinsam mit sechs Oberpfälzer Firmen sie für ein ganz und gar ungewöhnliches Programm aufnahmen.

Die jungen Leute ließen dafür ihre Heimat und ihre Familien zurück, um in der Oberpfalz dauerhaft Fuß zu fassen. Sie bringen Ehrgeiz und Eifer mit.

„Wir wollen Zukunft“

Auf die Frage, warum die jungen Leute ihre Zukunft in der Fremde suchen, gibt es mehrere Antworten. El Salvador ist das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist zugleich deren höchste Bevölkerungsdichte auf und liegt in einem Erdbebengebiet. Zusätzlich gibt es eine hohe Kriminalitätsrate und wenig Chancen auf eine gute Ausbildung. „Wir wollen Zukunft!“, meint einer der jungen Männer im Gespräch. „Dafür sind wir hoch motiviert im August in Deutschland angekommen und wurden mit herzlicher Gastfreundschaft begrüßt“, freute er sich.

Nachdem in Deutschland – trotz großer Jugendarbeitslosigkeit – bei weitem nicht alle offenen Lehrstellen besetzt werden konnten, hat das Arbeitsamt gemeinsam mit sechs oberpfälzischen Firmen diese Aktion ins Leben gerufen.

Mit dabei sind

  • BHS (Weiherhammer)
  • Constantia (Pirk)
  • Horsch (Schwandorf)
  • Janner (Weiden)
  • Segerer (Luhe-Wildenau)
  • Witron, (Parkstein)

Angeboten werden moderne Ausbildungen beispielsweise in den Berufen Medientechnik, Druck, Mechatronik oder technisches Produktdesign.

Eigenverantwortung der jungen Leute gefragt

Wer nun glaubt, dass die jungen El Salvadorianer in Watte gepackt werden, wird enttäuscht. Zwar gehen die Arbeitgeber in große Vorleistung mit dem Flugticket und dem Begrüßungsgeld. Auch geht das Arbeitsamt über Zuschüsse in ein gesellschaftliches Verantwortungsverhältnis. Aber die Azubis müssen ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Dazu zählt etwa die Miete für die Unterkunft oder das eigene Engagement zur Integration.
Apropos Integration: Es stimmt natürlich, dass das Arbeitsamt einen Kurs zusammen mit der Verkehrswacht für die Jugendlichen im Umgang mit dem Rad auf oberpfälzischen Straße initiiert hat. Andererseits beteiligen die jungen Leute sich eifrig und überwiegend eigenverantwortlich an einer Whatsapp-Gruppe, die jeden Tag ein neues oberpfälzisches Wort zum Erlernen anbietet.

2024 geht das überaus erfolgreiche Projekt weiter

Stephan Bösl, der Projektleiter „El Salvador“ beim Arbeitsamt in Weiden, sieht man den Stolz und vor allem seinen Enthusiasmus für dieses wegweisende Projekt an. Er war begeistert:

Das Durchhalten hat sich gelohnt. Unsere Pioniere sind auf dem besten Weg, hier Freunde und damit eine Zukunft zu finden. Stephan Bösl

Für das Jahr 2024 habe man bereits weitere 27 junge Menschen in El Salvador in einer Klasse, deren Sprachunterricht in Kürze beginne. Mitte August werden sie in München landen. Zuvor werden per Skype Bewerbungsgespräche mit relevanten Firmen vereinbart. „Die jetzt angekommenen jungen Leute werden aufgrund ihrer Leistungsbereitschaft von den Betrieben in den höchsten Tönen gelobt. Wir sind sicher, dass auch die Nachfolgegruppe eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sein werden“, freute er sich.

Interessierte Betriebe können sich beim Teamleiter Stephan Bösl im Arbeitsamt Weiden – Arbeitgeberservice (Telefon 0961-409 2681) gerne melden.

Gute Nacht Deutschland – aber noch ist es nicht zu spät

Bravo, Agentur für Arbeit (mir ist allerdings der alte Begriff Arbeitsamt lieber)!

Ihr wart immer die Deppen, wenn es um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ging. Dabei habt Ihr Euch (in den meisten Fällen) die Hacken abgelaufen, um bei den Arbeitgebern der Region die letzte freie Stelle in der Nördlichen Oberpfalz mit halbwegs geeigneten Arbeitsfähigen zu besetzen. Ihr habt mit dem „El Salvador-Projekt“ Maßstäbe gesetzt. Klasse!

Bravo Arbeitgeber!

Ihr wart immer die Deppen, wenn es um die Gewinndiskussion und unbequeme Entlassungen ging. Der Volksmund (von einigen wenigen) bezeichnet Euch als gierig und unsozial. Dabei habt ihr auch in schwierigen Zeiten zur Region gehalten und Verantwortung bewiesen. Ihr habt mit dem „El Salvador-Projekt“ Maßstäbe gesetzt. Chapeau!

Bravo, ihr jungen Menschen aus El Salvador!

Ihr habt Heimat, Familie und Freunde zurückgelassen, um mit Ehrgeiz und Elan Euere Zukunft in eigene Hände zu nehmen. Ihr habt mit Euerem „El Salvador-Projekt“ Maßstäbe gesetzt. Fantástico!

Schande, ihr deutschen Politiker!

Ihr habt seit Merkel über immer mehr Sozialgedudel die Leistungsbereitschaft von vielen Menschen regelrecht gekillt. Ihr habt den Arbeitsvermittlern die Werkzeuge genommen, leistungsfähige Menschen mit geeigneter Maßnahmen in Arbeit zu bringen. Ihr habt es geschafft, dass die Würde der arbeitenden Bevölkerung (nebenbei: auch das sind Menschen) nicht mehr geachtet wird.

Die Integration von gesunden, jungen, körperlich unversehrten Menschen aus dem Nahen Osten wäre Euere Pflicht gewesen. Und – obwohl es für demokratische Ohren unbequem ist – auch ukrainische Menschen haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Ihr Politiker habt die Verantwortung, dass erschreckenderweise die AfD so unglaublichen Zulauf hat. Shame on you!

Ihr Politiker: Schaut auf die jungen Menschen aus El Salvador, das Arbeitsamt Weiden und die oberpfälzischen Unternehmen!

Ihr jungen Menschen und potenziellen Azubis!

Euere Zukunft liegt nicht im stundenlangen und zigarettengeräucherten Smalltalk vor dem NOC oder im sinnlosen Durchglühen der Playstation auf der Couch!
Macht es besser als die Grufti-Politiker. Auf geht’s!

Macht mal „El Salvador!“

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