Baby stirbt an Misshandlungen – US-Soldat in Vilseck vor Gericht

Vilseck/Weiden. Vor dem Militärgericht in Vilseck beginnt am Montag der Prozess gegen einen US-Soldaten des 2. Kavallerieregiments der US Army in Vilseck. Dem 29-jährigen Sergeant aus Georgia wird Mord an seinem fünf Monate alten Sohn vorgeworfen.

Das Bild zeigt einen US-Gerichtssaal. Symbolfoto: picpick

Der US-Soldat soll das Baby (geboren im Oktober 2021) im März 2022 so schwer misshandelt haben, dass es im Klinikum Weiden seinen Verletzungen erlag. Die Anklage enthält weitere Verstöße gegen das Wehrstrafrecht der USA (UCMJ, Uniform Code of Military Justice). Darunter ist Ehebruch, weil dies der Disziplin der in den Streitkräften zuwiderlaufe. Enthalten ist die Behinderung von Ermittlungen. So habe der Sergeant eine Zeugin aufgefordert, belastende Chatnachrichten zu löschen.

Misshandlungen sollen kurz nach Geburt begonnen haben

Und schließlich sind noch mehrere Körperverletzungsdelikte an dem Baby angeklagt. Die US-Ankläger werfen dem Vater vor, das Kind schon ab November 2021 – also als Neugeborenes – so misshandelt zu haben, dass es Knochenbrüche, Rippenbrüche sowie stumpfe Gesichtstraumata (Brüche von Gesichtsknochen) erlitt.

Der Prozess ist von 11. bis 22. März angesetzt (es wird täglich verhandelt) und findet im Gerichtssaal des Rose Barracks Legal Center in Vilseck statt.

Der Tod des Babys jährte sich am 5. März zum zweiten Mal. Zwei Jahre sind vergangen, seit die Eltern gegen 3 Uhr nachts die 112 wählten. Notarzt und Rettungssanitäter reanimierten den Säuling. Mit Blaulicht wurde das Kind dann aus der Wohnung im nördlichen Landkreis Amberg-Sulzbach ins Klinikum Weiden gebracht, konnte aber nicht gerettet werden. Die Ärzte des Klinikums Weiden riefen angesichts der massiven Verletzungen noch in der Nacht die Polizei dazu.

Mutter in U-Haft, Vater nicht

Die Mutter des Kindes, eine damals 29-jährige Hausfrau, musste sich bereits vor Gericht verantworten. Sie soll nicht selbst Hand angelegt haben, aber auch nicht eingeschritten sein. Das Landgericht Amberg verurteilte sie im März 2023 wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu 18 Monaten Haft, zur Bewährung ausgesetzt.

Der Amberger Oberstaatsanwalt (plädierte auf sechs Jahre wegen Totschlag) hat dagegen Revision zum Bundesgerichtshof eingelegt, über die noch nicht entschieden ist. Nach Auskunft von Verteidiger Jörg Jendricke ist für 3. April eine Hauptverhandlung am BGH angesetzt. Seine Mandantin werde im US-Prozess aber dennoch als Zeugin aussagen.

Als Haupttäter hatte sich im Prozess in Amberg der Soldat herausgestellt. Er hatte dem Kind in dieser Nacht die Flasche geben sollen. Dann muss die Situation eskaliert sein. Rechtsmediziner Professor Peter Betz aus Erlangen, der das Baby obduziert hat, dokumentierte Schädelzertrümmerungen, Serienrippenbrüche, Frakturen an den Beinen, Hämatome und Einblutungen. Er hielt es für plausibel, dass der Säugling an den Füßen gepackt und gegen eine Wand geschleudert worden war.

Unterschiede im Rechtssystem

Für Irritation sorgte im Prozess, dass die Mutter im April 2022 in Untersuchungshaft gekommen war, angeklagt wurde und vor Gericht kam. Der Vater des Kindes blieb dagegen ein freier Mann und kam sogar als Zuschauer in den Gerichtssaal. Erst jetzt, zwei Jahre nach dem Tod des Kindes, wird ihm der Prozess gemacht. Bei einer Verteilung wegen Mordes (Paragraph 118 des UCMJ) droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Die US Army informiert in einem Artikel auf der Seite des Defense Visual Information Distribution Service über die Unterschiede zwischen Prozessen an einem deutschen Gericht und vor einem US-Militärgericht. So gibt es zum Beispiel sehr hohe Hürden für Untersuchungshaft, dafür aber andere Möglichkeiten, Soldaten mit Auflagen während der Ermittlungsphase zu kontrollieren. Zudem wird darauf hingewiesen, dass auch der Prozess selbst länger dauern kann. In einem US-Militärkriegsgerichtsverfahren können Anklage und Verteidigung jeweils kontradiktorisch Beweise vorlegen. Sie können auch alle Zeugen und Sachverständigen ins Kreuzverhör nehmen.

Prozess um totes Baby

Der erste Prozesstag am 11. März stand ganz im Zeichen der Auswahl der Panel-Members (“Jury”).

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