“Bambis vor dem Mähtod retten”: Das lässt keinen Bauern kalt

Neustadt/WN. Rehkitze mit abgemähten Beinchen. Viele Bauern haben das schon schmerzlich erlebt. So erklärt sich vielleicht, warum der nicht einmal drei Monate alte Verein „Rehkitzrettung NEW-WEN“ auf großes Interesse auch in der Landwirtschaft stößt.

Stefan Radies, Vorsitzender des Vereins Rehkitzrettung NEW-WEN, erläutert an den Tischen die Arbeitsweise der Wärmebilddrohnen. Foto: Gabi Eichl

Ende Juni dieses Jahres in Theisseil mit immerhin schon 34 Mitgliedern gegründet, zählt der inzwischen eingetragene Verein aktuell um die hundert Mitglieder. Darunter sind auch einzelne Gemeinden, landwirtschaftliche Verbände und Vereine wie der Bauernverband, der Maschinenring oder der Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald.

„Kleine Bambis vor dem Mähtod bewahren“

Es ist ein emotionales Thema. Der Vorsitzende Stefan Radies, aufgewachsen auf einem Bauernhof, heute in der Rettungsleitstelle Weiden tätig, spricht bei einer ersten Informationsveranstaltung davon, dass es dem Verein darum gehe, „kleine Bambis vor dem Mähtod zu bewahren“.

Vor 50 Jahren habe derlei niemanden interessiert, heute aber lasse der Anblick eines zu Tode gemähten Kitzes keinen Bauern kalt. Der Verein wirbt unter anderem mit dem Slogan „Mit Herz und Drohnen gegen den Mähtod“.

Einsatz von Wärmebild-Drohnen

Die wunderschönen Geschöpfe, von ihren Müttern in die vermeintlich sichere Wiese am Waldrand gesetzt, geraten immer wieder in den Mäher. Und eben das will der Verein ein für allemal beenden.

Mit Hilfe von Wärmebilddrohnen, die die Wiesen kurz vor jeder Mahd abfliegen. Entdeckt der Drohnenpilot ein Kitz, und das schafft er nur mit den noch sehr teuren Wärmebilddrohnen, wie Radies sagt, wird das Kitz gesichert, in einem Korb weggetragen und nach der Mahd des Bauern an derselben Stelle wieder ausgesetzt.

Verein setzt auf Bildung eines Netzwerks

Der Verein hat ein im Wortsinn „riesengroßes“ Problem. Das ist die von ihm betreute Fläche im Landkreis Neustadt/WN und der Stadt Weiden. Eine Fläche, die er den Worten Radies´ zufolge derzeit nicht annähernd bedienen kann. Aus diesem Grund setzt der Verein auf die Bildung eines Netzwerks, dem sich nach Möglichkeit auch private Drohnen-Besitzer anschließen sollen, die die eine oder andere Wiese überfliegen können.

Der Verein selbst hat vorerst nur zwei Wärmebilddrohnen, von denen eine um die 6.000 Euro kostet, und er kann mit diesen beiden nur einen Bruchteil der Flächen betreuen.

Ein Bauer leidet aber nicht nur, wenn er sehen muss, dass er einem Rehkitz die Beine abgemäht hat, er will sein Gras auch nicht mit einem geschredderten Rehkadaver darin verfüttern.

Vor der Mahd oft nur ganz kurze Reaktionszeit

Ein weiteres Problem der Zusammenarbeit mit dem noch ganz jungen Verein ist die teilweise extrem kurzfristige Anforderungszeit der Landwirte. Das bedeutet, wie Radies erklärt, dass ein Bauer oftmals ganz kurzfristig – je nach Wetter – entscheide, zu mähen. Und dann könne es noch passieren, dass am frühen Morgen kurz vor der geplanten Mahd der Mäher repariert werden müsse.

Auf derlei müsse der Verein reagieren können, was nicht immer einfach sei, denn die Arbeit des Vereins sei ausschließlich ehrenamtlich und spendenfinanziert. Für die nächste Zeit steht vor allem die Ausbildung der Drohnenpiloten auf der Agenda. Denn sie sind diejenigen, auf die es ankommt. Das Kitz, das sie übersehen, überlebt die Mahd nicht.

Für die Setzzeit 2022, also die Zeit, in der die Rehkitze von ihren Müttern in die schützenden Wiesen „gesetzt“ werden, will der Verein aber so gut wie möglich gerüstet sein.

Mitglieder und Spenden dringend gesucht

Was der Verein laut Radies aktuell am dringendsten braucht, sind demzufolge neue Mitglieder und Spenden. Mitglied werden können außer Privatpersonen auch Gemeinden, Firmen oder Organisationen. Spenden sind möglich über die beiden Bankverbindungen bei den Vereinigten Sparkassen und der Raiffeisenbank Neustadt/WN, die auf der Homepage des Vereins genannt werden.

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