Bayerns beste Bibliotheksazubine

Weiden. Regionalbibliothek-Chefin Sabine Guhl und ihre Auszubildende Rebekka Wild wurden nach München in den Fürstensaal der Bayerischen Staatsbibliothek zu einem Festakt eingeladen.

20230724 Bayerns beste Bibliotheksazubine Foto: Martin Stangl
Unter dem strengen Blick von Ludwig dem Frommen strahlen Rebekka Wild (links) und die Chefin der Regionalbibliothek Sabine Guhl um die Wette. Mit der Traumnote 1,0 hat die Mitarbeiterin der Bibliothek ihre Ausbildung zur Fachangestellten im Bibliothekswesen abgeschlossen.

Eine nicht alltägliche Einladung flatterte kürzlich der Leiterin der Regionalbibliothek Sabine Guhl auf den Schreibtisch. Ihre Auszubildende Rebekka Wild hat die Prüfung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste mit der Traumnote 1,0 abgeschlossen. Nachdem die lebenslustige junge Frau so gar nicht in das absolut antiquierte und furchtbar falsche Bild der “grauen Bibliotheksmäuse” passen will, hat sich OberpfalzEcho mit ihr und ihrer Ausbilderin Sabine Guhl unterhalten.

OberpfalzEcho: Warum hast Du gerade die Bibliothek als Dein Berufsfeld ausgewählt?
Rebekka Wild: Meine erste Ausbildung genoss ich im Buchhandel. Danach habe ich neun Jahre als Buchhändlerin gearbeitet. Ich wollte eine Veränderung, aber das Berufsbild nicht verlassen, da ich die Arbeit mit Menschen, vor allem auch mit Kindern und Jugendlichen, sowie die mit Büchern und Medien sehr schätze.
Außerdem war ich sehr neugierig, welche neuen Tätigkeiten die Arbeit in einer Bibliothek mit sich bringt und wie genau sich der Buchhandel und das Bibliothekswesen unterscheiden. Es wäre gelogen, wenn ich sage würde, dass es keine Herausforderung war, den Schritt zu wagen, nochmal eine neue Ausbildung zu machen. Im Vergleich zum Altersdurchschnitt in meiner Klasse in der Berufsschule war ich dann doch „alt“.
Sabine Guhl: Dass Rebekka eine Ausbildung im Buchhandel mitbrachte, war natürlich ideal, ist aber nicht zwingend erforderlich. Ab September 2023 dürfen wir zwei neue Auszubildende bei uns begrüßen, die vorher nicht im Buchhandel tätig waren.

OberpfalzEcho: Wie lange dauert die Ausbildung und wie läuft sie ab?
Rebekka Wild: Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist dual angelegt. Die fachtheoretischen Inhalte werden als Blockunterricht in der Berufsschule in München gelehrt und der fachpraktische Teil in der Bibliothek vor Ort (also bei mir: Regionalbibliothek Weiden). Zusätzlich gibt es verschiedene Praktika: ein Praktikum in einer wissenschaftlichen Bibliothek (bei mir: Universitätsbibliothek Bayreuth) und in einer öffentlichen Bibliothek in einer Großstadt.

OberpfalzEcho: Welche Noten hattest Du?
Rebekka Wild: (schmunzelt): Meine Noten waren absolut nicht abwechslungsreich: immer die Eins, in allen drei Jahreszeugnissen, sowie in der Zwischen- und Abschlussprüfung. Deshalb wollte am Pausenhof auch niemand mit mir spielen … (lacht herzlich!)
Sabine Guhl: Wir hatten viel zu tun, um Rebekka immer nach dem Schulblock aus dem Tal der Tränen zu holen (lacht) …

OberpfalzEcho: Wie lautet nun Deine korrekte Berufsbezeichnung?
Rebekka Wild: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (kurz: FaMI)

OberpfalzEcho: Was beinhaltet die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste?
Rebekka Wild: Hier wird zwischen fachspezifischen Fächern und allgemeinbildende Fächer unterschieden. Zu ersteren gehören u.a. Beruf und Branche (alles rund um das Bibliothekswesen, die verschiedenen Arten von Bibliotheken), Medienerschließung (wie werden Bücher und andere Medien korrekt in einen Bibliothekskatalog eingetragen, welche Regeln sind dabei zu beachten) und Medienanalyse (welche Medien werden gekauft? Woran könnte es liegen, dass Medien zu wenig ausgeliehen werden? Wonach entscheidet man, welche Medien aus dem Bestand genommen werden?). Allgemeinbildende Fächer sind beispielsweise Politik und Gesellschaft oder Literatur (Literaturepochen und wichtige Autoren der jeweiligen Epoche).

OberpfalzEcho: Welche Grundvoraussetzung sollte eine Bibliotheksfachangestellte haben?
Sabine Guhl: Die Vorstellung, dass ‘Lesen’ die alleinige Voraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit im Bibliothekswesen ist, geistert leider noch immer in vielen Köpfen herum. Leselust gehört natürlich dazu …
Rebekka Wild: … unbedingt! Aber auf Dauer wäre das doch zu einseitig. Ich liebe Abwechslung.
Sabine Guhl: Unsere Mitarbeiterinnen müssen wesentlich mehr Kompetenzen mitbringen. Wir wollen aufgeschlossen und kommunikativ sein und neuen Trends offen gegenüberstehen. Da wir ein Begegnungsort sind, erwarten unsere Kunden zu Recht, dass wir kompetent und kontaktfreudig sind.

„Bibliotheken sind die geistigen Tankstellen der Nation.“ Altbundeskanzler Helmut Schmidt (Lieblingszitat von Rebekka Wild)

OberpfalzEcho: Gibt es weitere Qualifikationsmöglichkeiten, die Du anstrebst?
Rebekka Wild: Ich würde sehr gerne in naher Zukunft den AdA-Schein (Anm.: Ausbildung der Ausbilder) der IHK machen, der mich qualifiziert, unsere kommenden Azubis mit auszubilden.

OberpfalzEcho: Welche Funktion hat Rebekka nun in der Regionalbibliothek?
Sabine Guhl: Rebekka wird das Team der Kinder- und Jugendbibliothek verstärken und das ‘Lektorat Kinderbücher’ übernehmen. Das heißt, sie wird zukünftig alle Kinderbücher, -filme, -hörbücher und Tonies einkaufen.
Darüber hinaus macht sie Bibliotheksführungen für Schulklassen, den Bücherclub „Bücherfrösche“ und gestaltet die wöchentliche Vorlesestunde. Außerdem ist sie bei Veranstaltungen dabei. Demnächst verstärkt sie zusätzlich das Team um unsere Leseraupe Regibert, die nächstes Jahr bei den Weidener Literaturtage ein neues Abenteuer erlebt.

OberpfalzEcho: Wie fühlt man sich bei so einem Festakt?
Sabine Guhl: Wir waren alle ziemlich aufgeregt!
Rebekka Wild: Das war schon ein großes Event im Fürstensaal der Bayerischen Staatsbibliothek, an das ich mich lange zurückerinnern werde. Die Absolventinnen und Absolventen wurden mit inspirierenden und kurzweiligen Worten von Frau Dr. Claudia Fabian, Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke in der Bayerischen Staatsbibliothek, in ihr Berufsleben verabschiedet. Danach wurden wir einzeln nach vorne gerufen und bekamen unseren Fachangestelltenbrief überreicht. Im Anschluss durften alle mit ihren Familien, Freunden und Ausbildern den Tag bei gekühlten Erfrischungsgetränken ausklingen lassen.

OberpfalzEcho bedankt sich herzlich bei Euch beiden für das Gespräch und wünscht Euch viele freundliche Besucher in der Regionalbibliothek und viel Spaß am Beruf.

Steckbrief

Name: Rebekka Wild
Alter: 32 Jahre jung
Wohnort: gebürtig in Eslarn, Wahl-Vohenstraußerin seit 2013
Schullaufbahn: Abitur 2010 am Elly-Heuss-Gymnasium in Weiden
Ausbildung und Tätigkeit: Buchhändlerin, anschließend insgesamt fast 9 Jahre im Buchhandel
Lieblingsbuch: R. J. Palacio, Wunder (ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2014)

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