„Schimmerndes Flussbett“: Prämierte Kreativität made in Weiden

Weiden. Die angehende Goldschmiedin Christine Licha hat beim Wettbewerb "Junge Cellinis 2023" den ersten Platz erreicht.

Christine Licha hat ihren (Berufs-)Weg gefunden. Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger
Christine Licha hat ihren (Berufs-)Weg gefunden. Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger
Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger
Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger
Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger
Foto: OberpfalzECHO/Franz Rieger

Seit 2006 wird alle zwei Jahre der Wettbewerb „Junge Cellini“ vom Zentralverband der Gold- und Silberschmiede e.V. ausgelobt. Zu einem Schlagwort dürfen die Auszubildenden aller Lehrjahre und Gesellen und Gesellinnen im ersten Jahr ihre selbstgefertigten Schmuckstücke einreichen. 2023 hieß das Thema Struktur/Wandel, es sollte unter Einbeziehung eines Bernsteins umgesetzt werden. Christine Licha, Auszubildende im zweiten Lehrjahr bei Uhren und Schmuck Gruhle in Weiden, hat aus dem Bernstein einen Silberring gezaubert, der nicht nur die Jury überzeugte.

Ein begehrtes Kleinod

Die Ideen und Details des “Schimmernden Flussbetts” kamen ihr nach und nach, die Vision entwickelte sich immer weiter fort. “Ich habe einfach Skizzen gemacht, bis die Idee da war”, sagt Licha. Der Ring ist nun erst einmal ein Jahr auf „Tournee“ und sicherlich einer der Hingucker der Ausstellung des Zentralverbandes der Deutschen Gold- und Silberschmiede. Schon bei der ersten Präsentation ihres Kleinods wurde sie angesprochen, für welchen Preis sie den Ring denn verkaufen würde. Sie taxiert den Wert zwar auf rund 500 Euro, ist sich aber sicher: “So etwas verkauft man nicht!”

“Schimmerndes Flussbett” – Christine Licha über ihr Schmuckstück

“Der Ring steht im Allgemeinen als Symbol der Unendlichkeit. So steht er hier in meinem Werkstück ebenso für einen ewigen Fluss und für das fortwährende Ineinandergreifen von Gegensätzen. Es stehen sich Perfektion und Imperfektion gegenüber, Vollkommenheit zu Unvollkommenheit. Dabei kann das eine nicht ohne das andere existieren.

Foto:  Norma + Marc Schuld, Berlin
Foto: Norma + Marc Schuld, Berlin
Foto:  Norma + Marc Schuld, Berlin
Foto: Norma + Marc Schuld, Berlin
Foto: Marc Schuld

Die unebene Seite des Rings erinnert an Zersplitterung, Steinbruch und Gebirge. Dies steht für die Gewalt von Mutter Natur. Alles ist ständig in Bewegung und nichts ist von Dauer. Die Welt lebt im immerwährenden Wandel.

Auf der glatten Seite findet sich dagegen Strukturiertheit in klaren Linien und Kanten, welche sonst nur durch menschliches Eingreifen entstehen. Diese beginnen oft neben unberührter Struktur und wirken wie eine Art Disruption im Gesamtbild. Ebenso abrupt beginnt auch in dem Ring eine klare Trennung der Oberflächengestaltung.

Der Bernstein fungiert hier als Verbindungselement. Wie ein Lavafluss verbindet er hier die Struktur zwischen den Gegensätzen beider Welten zusammen. Wie ein klarer Fluss aus flüssigem Gestein lässt den fossilen Harz die unterschiedlichen darunterliegenden Formen und Strukturen hervorschimmern. Die Lichtstrahlen fallen hindurch, spiegeln sich im Silber wider und lassen das Glitzern des Grundes immer unklarer werden, je tiefer das flüssige Gestein des gelben Schmucksteins wird.

Die Erhabenheit auf dem Ring wird im Verlauf rundherum immer kleiner. Dies soll die Veränderung oder je nach Sichtweise das Wachstum darstellen. So ist der Kreislauf des Lebens und der Natur, von wiederkehrender Schöpfung bis hin zur erneuten Zerstörung.”

Kein Beruf wie jeder andere

Zu ihrem Handwerk kam sie ursprünglich durch einen glücklichen Zufall. Nach der FOS in Weiden, selbstverständlich in der Fachrichtung Gestaltung, war sie auf der Suche nach einer Praktikumsstelle und hier kam ihr tatsächlich der Zufall zu Hilfe. Die Schreinerei, bei der sie sich ursprünglich bewerben wollte, hatte Urlaub. Doch schon nach wenigen Tagen bei Stefan Gruhle waren für sie die Weichen in eine kreative Zukunft gestellt.

Goldschmiedin – was für ein schöner, kreativer und faszinierender Beruf und viele hätten laut Christina Licha so eine Option gar nicht in den Köpfen. Und sie ist mit ihrer Begeisterung nicht alleine, denn aus der Berufsschule (in Würzburg) kann sie berichten – alle sind angehende Goldschmiede aus Leidenschaft.

Die 23-Jährige schätzt besonders die Abwechslung. “Man kann jeden Tag etwas kriegen, was man so noch nie gesehen hat”, sagt Christine Licha. Geräte vorbereiten, Schmuck reinigen und umarbeiten – zum Alltag gehören selbstverständlich auch bestimmte Routinearbeiten. Auch aus den Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen in der Schule weiß sie: Ganz schnell hat man gerade in der Lehrzeit zu hohe Erwartungen – man muss Geduld lernen. Die gute und ausgewogene Mischung machts.

So viele unterschiedliche Möglichkeiten

Auch nach der Ausbildung will sie dem Beruf natürlich treu bleiben, denn eine Vielzahl von weiteren Möglichkeiten verhindern garantiert den Stillstand. So kann sie außer der klassischen Meisterprüfung auch Design studieren oder eine weitere Ausbildung zur “Steinfasserin” absolvieren. Sogar auf die Walz zu gehen, steht jedem Gesellen und jeder Gesellin im Goldschmiedehandwerk offen.

Christine Licha liebäugelt augenblicklich aber zunächst eher mit einem Auslandspraktikum. Egal wie sie sich entscheidet – sie weiß, jeder Tag in ihrem Beruf bringt Neues und es bleibt genügend Raum für Innovationen wie das “Schimmernde Flussbett”.

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