BFV geht neuen Weg: theoretische Schiedsrichterausbildung online

Weiden/Amberg. Wegen des gravierenden Nachwuchsmangels bei den Schiedsrichtern geht der Bayerische Fußballverband mit Online-Kursen einen neuen Weg. Und ist damit sehr erfolgreich.

Es gibt immer weniger Fußball-Schiedsrichter. Der BFV geht jetzt neue Wege, um das Problem zu lösen. Foto: Pixabay

Immer weniger Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind bundesweit aktiv. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass der Bayerische Fußball-Verband (BFV) bei seinen Online-Kursen für Neulinge einen neuen Höchstwert verzeichnet: 532 Frauen, Männer und Jugendliche im Alter zwischen elf und 67 Jahren aus allen Bezirken haben ihre Ausbildung zum Referee begonnen. Die 2020 gestarteten digitalen Schulungen sind besonders beliebt: in bisher fünf Kursen wurden mehr als 2.000 Sportlerinnen und Sportler zu Unparteiischen ausgebildet, darunter auch Teilnehmer aus Österreich und der Schweiz.

Die Zahlen sind alarmierend: Seit dem WM-Sommermärchen 2006 hat sich die Zahl aktiver Schiedsrichter/innen in Deutschland von knapp 80.000 auf 44.000 verringert. Auch in Bayern sank die Zahl der Unparteiischen seit der Jahrtausendwende um nahezu 30 Prozent. Während es im Jahr 2000 noch 13.379 aktive Schiedsrichter gab, stehen heute nur noch 9.700 Unparteiische regelmäßig auf dem Platz.

„Ohne Schiri geht es nicht“

Auf dem Verbandstag in Bad Gögging hatte der Bayerische Fußball-Verband 2022 deshalb den Initiativantrag „Ohne Schiri geht es nicht“ auf den Weg gebracht, um dem zunehmenden Schiedsrichtermangel im Jugend- und im niederklassigen Amateurbereich entgegenzutreten. Dadurch sollte das Schiedsrichterwesen bis zum Spieljahr 2023/2024 wieder merklich attraktiver gestaltet werden. Ein erfolgreicher Baustein, der immer beliebter wird, ist die Möglichkeit, den kompletten theoretischen Teil der Schiedsrichterausbildung kostenfrei per Onlineschulung zu absolvieren. Im jetzt begonnenen Neulingskursus machen von diesem Angebot 532 (498 Männer, 34 Frauen) Gebrauch. Das sind deutlich mehr als im Januar 2022 mit damals 445 Teilnehmern. Im Durchschnitt sind die jetzigen Teilnehmer 27,3 Jahre alt. Insgesamt erreichte der BFV seit dem Startschuss im Jahr 2020 in fünf Onlinekursen 2.028 Teilnehmer.

Mit nur 44 Teilnehmern hinkt die Oberpfalz den anderen Bezirken in Bayern leider etwas hinterher. Allerdings gibt es hier auch weniger Vereine, Mitglieder und Spieler als zum Beispiel in Oberbayern oder Mittelfranken.

Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer. Foto: BFV

Neue Zielgruppen erschließen

„Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass die theoretische Onlineausbildung sehr gut funktioniert und wir es schaffen, neue Zielgruppen zu erschließen. Das Ausbildungskonzept ist dem digitalen Zeitgeist vieler Menschen angepasst”, erklärt Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer. Dass man die Teilnehmerzahlen sogar noch einmal habe steigern können und die 500er-Marke geknackt habe, sei großartig und “bestärkt uns darin, dass Onlineangebote auch künftig eine große Rolle spielen müssen. Aber die Wahrheit liegt auf dem Platz – auch das muss uns bewusst sein. Deshalb spielt vor allem auch die Integration der ausgebildeten Unparteiischen in unsere Schiedsrichtergruppen, wo sie auch ihre Praxis-Ausbildung absolvieren, und die enge Begleitung der Neulinge bei ihren ersten Spielleitungen eine zentrale Rolle“, betont Laumer.

Höhere Spesen für Schiedsrichter

Der Initiativantrag „Ohne Schiri geht es nicht“ sieht auch eine Anpassung der Spesenordnung für Schiedsrichter sowie der Finanzordnung vor, damit Referees zukünftig höhere Aufwandsentschädigungen erhalten. Auch der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung einer Spielleitung soll überdacht und modifiziert werden. Darüber hinaus sieht der Antrag auch eine Neuregelung der Ausfallgebühren für Vereine vor, die keine Schiedsrichter stellen, beziehungsweise die Soll-Zahlen nicht erreichen.

Zahlen zum Schiedsrichter-Onlinelehrgang

Teilnehmer gesamt: 532
Männer/Buben: 498
Frauen/Mädchen: 34
Jüngster Teilnehmer: 11 Jahre
Ältester Teilnehmer: 67 Jahre
Altersdurchschnitt: 27,3 Jahre

Teilnehmer pro Bezirk:

Oberbayern: 154
Niederbayern: 52
Schwaben: 70
Oberpfalz: 44
Mittelfranken: 90
Oberfranken: 54
Unterfranken: 60

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