Biber und Kostendruck: Ist der Rehmühlbach noch zu retten?

Weiden. Der Bauausschuss trifft gestern bei der Ortsbegehung in der Mooslohe auf zahlreiche besorgte Anlieger des Rehmühlbachs. Als klar wird, dass sich der Bauausschuss in den kommenden Stunden gegen den Erhalt des Baches entscheiden könnte, kippt die Stimmung der Anwohner.

Biber Schweinenaab Stadtbach
Biberbau an der Schweinenaab in Weiden-West (am Weg zwischen VfB-Sportheim und Tierheim). Aus der Schweinenaab zweigt an dieser Stelle der Rehmühlbach ab. Im Foto: Christine Ascherl

Bei der Ortsbegehung des Weidener Bauausschusses beim Containerstellplatz in der Mooslohstraße/Peuerlstraße ist weit und breit kein Bach zu sehen. Dies hat mehrere Gründe, die teilweise gravierende Punkte des Rehmühlbach-Problems sind. Zum einen ist der Verlauf des Baches gut 100 Meter vom Besichtigungsort entfernt und zum anderen fließt dort seit Jahren meist kein oder nur noch wenig Wasser.

Der Hauptgrund für die Ortsbegehung ist jedoch, dass der Rehmühlbach spätestens ab dem Josefshaus nahezu vollständig im Untergrund verschwindet. Die folgende Verrohrung im Stadtgebiet Weiden zwischen der Kettelerstraße und der Einmündung in den Stadtmühlbach in der Leibnizstraße ist in einem schlechten baulichen Zustand. Hier sind weitreichende Erneuerungs- und Renovierungsarbeiten notwendig.

Welche Kosten auf die Stadt zukommen und welche Lösungsvarianten möglich sind, hat das Ingenieurbüro Zwick analysiert. Der Schock bei den Anwohnern ist groß, als sie erfahren, dass das Gewässer bei der günstigsten Variante einfach trockengelegt wird. Die Aufregung ist noch größer, als klar wird, dass dieser Entschluss direkt nach der Ortsbegehung fallen könnte.

Wünsche der Anwohner erfüllen oder Geld sparen?

Wie es möglich ist, wieder Wasser in den Bach zu bekommen, scheint hauptsächlich die Anwohner zu interessieren. Was genau der Grund dafür ist, warum in den vergangenen Jahren so wenig Wasser fließt, wird bei der vorgefertigten Beschlussvorlage der Verwaltung nur am Rande und in Teilen erwähnt.

Der Sachstandsbericht befasst sich hauptsächlich mit den Investitionen, die notwendig sind, um das Rehmühlbach-Problem aus der Welt zu schaffen. Bei der teuersten Lösung mit bis zu 2,2 Millionen Euro müsste die Verrohrung nahezu komplett erneuert werden. Bei der günstigeren zweiten Variante für zirka 1,3 Millionen Euro würden nur Teile der Rohrleitungen und Kanäle instandgesetzt und der Bach in den vorhandenen Mischwasserkanal eingeleitet werden. Alle ungenutzten und maroden Verrohrungen sollen mit Flüssigbeton verfüllt werden.

Die günstigste Variante 3 hingegen kostet der Stadtkasse nur 0,7 Millionen Euro. Bei dieser Lösung würde der Rehmühlbach jedoch nahezu trockengelegt werden und eher zu einem Entwässerungsgraben oder einer Sickergrube umfunktioniert.

Das Ende eines Baches mit einer 500-jährigen Geschichte?

Der Bach wurde vor zirka 500 Jahren künstlich angelegt und die Wasserkraft zum Dreschen und Mahlen von Getreide oder zum Holzsägen verwendet. Bis 1990 hat Otto Schindler am Bach sogar ein Wasserkraftwerk betrieben. Weil das Wasser immer häufiger ausblieb, hat er das Wasserrecht vor zirka 5 Jahren kostenlos an die Stadt vergeben.

Weil er seit gut 60 Jahren mit dem Rehmühlbach vertraut ist, sieht Schindler mehrere Gründe, die für den Wassermangel verantwortlich sein könnten. Zum einen habe er den Verdacht, dass die Tiefbrunnen der Steinwaldgruppe schon der Schweinenaab das Wasser entziehen könnten. Die daraus resultierende Trockenheit im Rehmühlbach würde dann zu Minirissen führen, durch die das Wasser absickert.

Zusätzlich würde die zahlreichen Biberdämme das Problem verstärken. “Wenn jetzt kontinuierlich Wasser im Bach wäre, würde er über die Jahre auch wieder verschlämmen und somit eine wasserdichte Bodenschicht bilden. Und selbst wenn sicher kein Wasserkraftwerk mehr betrieben werden kann, so könnten doch wenigstens die 100 Anwohner ihr Schöpfrecht nutzen.”

Zirka 100 Anwohner haben das Schöpfrecht am Rehmühlbach und sprechen sich für den Erhalt des Gewässers aus. Grafik: BayernAtlas

Bekommen die Weidener ein Stück Lebensqualität zurück?

Gerade die älteren Anwohner erinnern sich bei der Ortsbegehung an viele schöne Momente am Bach. „Früher waren sogar richtig viele Fische im Bach“, weiß ein Anwohner. Ein weiterer Anlieger erinnert sich an Zeiten, in denen die Kinder mit großen Styroporverpackungen auf dem Flüsschen gefahren sind.

Auch Stadtrat Stephan Gollwitzer ist in seiner Jugend mit selbstgebauten Paddelbooten auf dem Bach geschippert. „Einerseits werden Grüngürtel oder Naherholungsbereiche in der Stadt geschaffen und andererseits schaut man hier zu, wie ein Bach stirbt“, meint der CSU-Politiker. Das erschüttere ihn seit Jahren. „Gerade deshalb war es mir auch so wichtig, dass bei diesem Ortstermin möglichst viele Anwohner und Experten mit vor Ort sind.“

Auch Bürgermeister Lothar Höher spricht sich für den Rehmühlbach aus. Zwar sei es ihm ein Mysterium, wo das Wasser hingehe, aber er stehe dafür ein, den Bach für die Anwohner zu erhalten.

Eine positive Entscheidung für die Anwohner

Nachdem das Ingenieurbüro bei der Ausschusssitzung die Details zu allen Varianten vorgestellt hatte, entbrannte eine langwierige Debatte. Auch wenn die komplette Sanierung aller Verrohrungen schnell vom Tisch war, gab es doch auch Sitzungsteilnehmer, die sich für das Stilllegen des Baches starkmachten. Sei es doch nicht nur die günstigste, sondern auch die ehrlichste Variante. Eine Lösung, bei der keine falschen Hoffnungen bei den Anwohnern geweckt würden, dass der Bach zu retten sein.

Trotz allem Hin und Her sprach sich der Bauausschuss einstimmig für die Variante 2 und den Erhalt der sichtbaren Bachteile aus. Als Nachtrag wurde im Beschluss festgehalten, dass Anstrengungen unternommen werden sollen, um den Wasserfluss im Bach zu verbessern. Ob Biberdämme entfernt werden können oder sollen, wurde im Detail jedoch nicht besprochen.

Biber Schweinenaab Stadtbach
Biberbau an der Schweinenaab in Weiden-West (am Weg zwischen VfB-Sportheim und Tierheim). Aus der Schweinenaab zweigt in diesem Bereich der Rehmühlbach ab. Im Foto: Christine Ascherl

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